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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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und ließ Nica los. »Du musst dich vorher waschen und am besten ein Geschenk mitbringen. Du musst ihr zeigen, wie wichtig sie dir ist.«
    »Und das klappt dann?«
    »Natürlich. Nica wird dir sagen, was Mädchen mögen, damit du es richtig machst. Es ist ein wenig komplizierter als eine Entführung, aber...«
    Wieder boxte ihm Nica in gespieltem Ärger gegen die Rippen.
    »Mädchen entführen, was? Das würde dir so passen. Euch beiden.«
    Yanko grinste, Ben nickte.
    »Aber nur kurz«, erläuterte er. »Ich will sie ja nicht länger einsperren. Ihr nur in Ruhe zeigen, wie Drachen wirklich sind. Damit sie weiß, wer ich bin und was ich mache. Damit sie sieht, dass die Steckbriefe lügen.«
    »Was wir machen...«
    »Ja, klar. Was wir alle zusammen machen.« Wieder nickte Ben. »Ihr werdet sie mögen. Sie ist überhaupt nicht hochnäsig, wenn man sie erst einmal kennt.« Den Gedanken, dass
er selbst sie ja genaugenommen nicht richtig kannte, schob er beiseite. Er liebte sie – das genügte, um ihr zu vertrauen.
    »Na, unter diesen Umständen helfe ich dir«, sagte Nica. »Aber nur, um ihr eine Entführung durch euch zwei zu ersparen.«
    »Danke.« Ben sah ihr in die Augen und wusste, dass sie nicht an eine Entführung dachte, sondern an den Kuss.
    Sie nickte kurz.
    »Wir werden dir dein Mädchen schon erobern. Aber was machen wir dann? Du hast noch immer nicht gesagt, wie es mit weiteren Drachen aussieht?«
    »Aber eine Entführung...«, setzte Yanko noch mal an.
    »Nein«, sagte Nica. »Ben?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. So sehr es ihn dazu drängte, er musste erst einmal fort, er konnte sich nicht auf der Stelle in die nächste Befreiung stürzen. Das ständige Gefühl, überall gejagt zu werden, ertrug er nicht mehr. Auf der Lichtung hier war es friedlich, so wie die letzten zwei Tage wollte er die nächsten verbringen. Nur eben mit Anula an seiner Seite. Natürlich würde er den Kampf gegen den Orden nicht aufgeben, ihn nur für eine kleine Weile aufschieben. Und dann mit einem ausgereiften Plan zurückkehren, um dem Orden möglichst viele Drachen zu entreißen.
    »Aiphyron wollte uns Länder zeigen, in denen es auch im Winter warm ist«, sagte er, während er auf einem Grashalm herumkaute. »Länder, in denen der Orden nichts zu sagen hat und Drachen nicht in der ständigen Gefahr schweben, wegen ihrer Flügel angegriffen zu werden.«
    »Das klingt schön«, sagte Nica und strich vorsichtig über die purpurn schimmernden Schuppen des Drachen, der sich neben Ben gelegt hatte und ihn erwartungsvoll mit schwarzen
Augen musterte, obwohl Ben ihm mehrmals erklärt hatte, dass er eine Pause brauche und die Flügel auch ohne permanente Berührung weiter wuchsen, wenn auch ein wenig langsamer. Doch da der Drache noch nicht sprach, war er nicht sicher, wie gut er verstand. »Hier bei uns werden sie als Siegespreis ausgelobt.«
    Ben schnaubte. Nicht nur das, die Vernarbungen auf dem Schulterknubbel waren überraschend frisch gewesen. Die Ritter mussten sie noch einmal schmerzvoll gestutzt oder abgeschliffen haben, nachdem sie ihn aus Norkhams Stall geführt hatten. Als könnten sie mit dem erneuten Blutvergießen dessen Herrschaft über den Drachen brechen und ihm zugleich neue Bande anlegen. Es machte Ben einfach wütend, wenn er sah, was der Orden diesen Wesen antat.
    Nica und Yanko drängten Aiphyron, ihnen von diesen fernen Ländern zu erzählen, und er entwarf grandiose Bilder von ausgedehnten Küsten voll weißem Sand, von gigantischen Wäldern mit Bäumen, die sechzig Schritt hoch waren oder noch größer. Von einer riesigen Wüste, durch die Dünen aus rotem Sand wanderten wie gigantische Wellen. Ganze Karawanen hatten diese Wellen schon verschluckt.
    »Da will ich nicht hin!«, rief Nica sofort.
    »Keine Angst, ich auch nicht.« Aiphyron grinste. »Und auch in den gigantischen Wäldern sollten wir aufpassen. In manchen Ecken dieser Dschungel gibt es giftige Spinnen von der Größe eurer Köpfe.«
    »Bäh!« Yanko schüttelte sich.
    »Doch ich kenne auch wunderschöne, viele Meilen durchmessende Inseln, auf denen erloschene Vulkane thronen und über die täglich milde Winde hinwegziehen. Manchmal führen sie auch Spuren des roten Sands mit, obwohl die Wüste
tausend Meilen entfernt auf dem Kontinent liegt. Großblättrige Bäume mit saftigen Früchten von der Größe und Form einer gebogenen Kralle wachsen dort in Mengen, die Insekten sind winzig und harmlos. Auf einer dieser Inseln entspringt ein so

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