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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Schwingen wieder.«
    Fauchend wand sich der Flügellose weiter in Aiphyrons Griff, doch er warf zugleich den Kopf herum und stierte Ben misstrauisch mit verdrehten Augen an. Sie glänzten dunkel wie nasser Torf.
    Ben bemühte sich um ein freundliches Lächeln, während er sich weiterhin angestrengt festklammerte, um nicht abgeworfen zu werden. »Wir tun dir nichts.«
    Noch einmal bäumte sich der Drache auf, dann gab er sich geschlagen. Sein neuer Meister war geflohen, niemand erteilte ihm Befehle und hetzte ihn weiter in den Kampf. Er musste fühlen, welche Heilkräfte von Ben ausgingen. Ergeben kauerte er auf dem Boden und rührte sich nicht. Sein Blick lag voller Hoffnung auf Ben. Ben konzentrierte sich ganz auf die Heilung.

    »Das war ja beinahe enttäuschend einfach«, jubelte Yanko übermütig. »Wie die gelaufen sind!«
    »Wirklich außerordentlich tapfere Vertreter ihrer Heimat«, setzte Nica höhnisch hinzu. »Viel besser kann man bei den großen chybhischen Spielen wahrlich nicht vertreten werden.«
    Ben musste ihnen Recht geben, zum Schluss war alles viel leichter gegangen als erwartet. Zu dritt hatten sie einen großen Schwur geleistet, hatten sich unterwegs so viele Schwierigkeiten eingehandelt, hatten alles mit Mühe heil überstanden. Und dann hatte ein anderer vor ihnen den Ketzer gerichtet, und der Drache musste nicht einmal wirklich befreit werden. Fast war er ihnen auf einem Silbertablett gereicht worden. Nach ihrer Trennung hatte Ben gedacht, das alles würde viel schwieriger und gefährlicher werden. Doch so sollte es ihm nur recht sein.
    Nach einer Weile brachen sie auf und stapften gemeinsam durch den Wald, fort von der Straße, hinein in die Wildnis, wo sie sich ein Versteck suchen wollten, bis dem Drachen wieder Flügel gewachsen waren. Im Licht der aufgehenden Sonne schimmerten seine Schuppen wie der Panzer einer purpurnen Libelle. Ben saß auf seinem Rücken und hatte die Hände auf die Schulterknubbel gelegt. Der Drache brummte zufrieden.
     
    »Was machen wir, sobald er wieder fliegen kann?«, fragte Yanko am Mittag des übernächsten Tages und deutete auf die hellen Flügelansätze, die dem befreiten Drachen aus den Schultern wuchsen. Sie hatten es sich auf einer kleinen Lichtung in der Biegung eines etwa ein Dutzend Schritt schmalen Flusses bequem gemacht, in dem sich dicke silbergraue Fische und schmackhafte gelbkrustige Sonnenkrebse tummelten. Kleine weiße Wolken zogen langsam über den Himmel,
das Wasser plätscherte träge vor sich hin, und auch Ben verspürte nicht viel Lust, sich zu bewegen. Faul lag er auf dem Rücken und ließ die nackten Füße in den Bach hängen.
    »Willst du immer noch weitere Drachen befreien?«, fragte Nica. Sie hatte nicht wir gesagt.
    »Irgendwann ja«, antwortete Ben und richtete sich auf. Doch zuvor wollte er noch einmal zu Anula. Er hatte an den letzten beiden Tagen viel an sie gedacht, kaum noch an Nicas Kuss. »Doch zuerst würde ich gern noch mal nach Falcenzca.«
    »Da werden wir gejagt«, stellte Yanko fest und warf ihm einen lauernden Blick zu.
    »Wir werden überall gejagt. Aber dort lebt ein Mädchen, das...« Ben brach ab und wurde rot. Er schielte zu Nica, konnte ihr Lächeln aber nicht deuten. Ihre Hand tastete nach Yankos Oberschenkel.
    »Ich wusste es!« Yanko lachte laut und schlug Ben auf die Schulter. »Wie heißt sie? Wie sieht sie aus?«
    »Anula«, sagte Ben leise. »Wunderschön.«
    »Mann, jetzt lass dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen! Erzähl!«
    Ben fing bei seinem ersten Besuch in Falcenzca an. Mit jedem Satz wurde seine Erzählung lebendiger, die Vorstellung immer wirklicher, bald zu viert durch die Welt zu ziehen, bald Anula an seiner Seite zu haben. Nicas Lächeln verschwand noch immer nicht, auch nicht, als Ben davon berichtete, wie er zurückgewiesen worden war.
    »Das ist egal«, tönte Yanko. »Wenn sie noch einmal nein sagt, dann entführen wir sie einfach.«
    »Habe ich auch schon überlegt.« Ben nickte.
    »Schöne Frauen zu entführen, hat eine lange und ehrenvolle Tradition.«

    »He!«, rief Nica und boxte Yanko gegen die Brust.
    »Was denn?« Lachend packte Yanko ihre Handgelenke und hielt sie fest.
    »Drachenentflügeln hat auch eine lange Tradition. Ist es deswegen...?«
    »Ach, Nica, war doch nur Spaß.«
    »Ja, aber was machen wir, wenn sie wirklich nicht mitkommen will?«, fragte Ben.
    »Ihr ihren Willen lassen«, schlug Nica vor.
    Ben brummte.
    »Du musst sie nur richtig fragen«, sagte Yanko

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