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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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einen Ast in den Händen und schnitzte langsam und bedächtig einen Pfeil daraus. Irgendwo in seiner Nähe ging Nadira ungeduldig auf und ab. Selbst aus der Ferne konnte er die Entschlossenheit der Drachen spüren. Die ungeheure Konzentration, mit der sie ihr Ziel verfolgten, flößte ihm Angst ein.
    Als die Alchemisten in ihren Höhlen verschwunden waren, hatte die Drachen ohnmächtiger Zorn ergriffen. Blindwütig waren sie eine Weile draußen hin und her geeilt, hatten die wenigen noch unversehrten Gebäude in Schutt und Asche gelegt und waren auf der Suche nach einem weiteren Eingang am Felshang entlanggeflogen. Schließlich hatten sie sich wieder beruhigt. Jetzt waren riesige Scheiterhaufen vor den Höhleneingängen errichtet. Die Drachen hatten sie entzündet und bliesen den Rauch systematisch die Tunnel hinab. Das Beängstigende war, dass alle fünf Tiere, ohne die kleinste Verschnaufpause, schon seit zwei Tagen an der Arbeit waren. Zwei der neuen Drachen hüpften von einem Feuer zum anderen und pusteten den Rauch in die Höhlen. Die anderen drei flogen ununterbrochen zum Wald und wieder zurück, rissen Bäume aus und sorgten für Nachschub. Alle paar Stunden schoss Schneeflocke aus dem Tal in die Lüfte. Manchmal nahm sie Kemir und Nadira mit. Sie flog dann über den Gebirgszug und suchte fieberhaft nach Rauch, der aus winzigen Felsspalten drang. Sobald Schneeflocke einen Riss im Gestein fand, verschloss sie ihn und zog dann stundenlang am Himmel ihre Kreise, auf der Suche nach weiteren. Kemir wusste genau, was sie da tat. Er hatte es ebenfalls schon getan, auch wenn seine Opfer Ratten und Kaninchen gewesen waren.
    Der Aschgraue trottete nun schwerfällig an ihnen vorbei und zog mit dem Schwanz einen zwanzig Meter langen Baum in Richtung der Höhlen. Der Drache warf dem Söldner einen gierigen Blick zu. Kemir, ich bin hungrig. Wer von euch hat mehr Fleisch auf den Rippen?
    »Ich.« Kemir machte sich nicht einmal die Mühe, den Kopf zu heben.
    Im Dorf war niemand, Kemir, und wir müssen essen.
    »Dann zieh los und geh jagen.« Wenn die Drachen nicht die Feuer schürten, aßen sie. Während der ersten beiden Tage hatten sie sich auf das Vieh im Nest gestürzt und alle Männer gefressen, die sie getötet hatten. Heute waren sie zurück zum Dorf am Eingang zur Schlucht geflogen. Es schien sie überrascht zu haben, dass es wie ausgestorben dalag. Die Dorfbewohner konnten nicht weit gekommen sein, aber offensichtlich waren sie umsichtig genug gewesen, um sich aus dem Staub zu machen, sich zu verstecken und den Großteil ihrer Tiere mitzunehmen.
    »He, Aschgrauer«, rief Kemir. »Weißt du was, ich bin auch hungrig. Wie schmeckt eigentlich Drachenfleisch?«
    Der Drache hielt in seiner Arbeit inne und drehte sich zu Kemir um. Es war unmöglich, etwas in einem Drachengesicht zu lesen, aber Kemir gewann den Eindruck, als würde er lachen.
    Auf einmal erstarrte der Aschgraue. Er ließ den Baum fallen, stellte sich auf die Hinterläufe und starrte gebannt zu den Höhlen.
    Kemir erhob sich ebenfalls, doch er konnte wegen der umherliegenden Trümmer und des Rauchs nichts sehen. »Was ist los?«
    Der Aschgraue begann zu laufen. Unser Plan mit dem Rauch ist aufgegangen. Sie kommen raus!

60
     
    Der Meuchelmörder
     
    Z wei Drachen schossen nebeneinander über die Spiegelseen. Sie versuchten, sich gegenseitig abzudrängen, und schnappten nach dem anderen, immer auf der Suche nach einer Schwachstelle. Drei weitere folgten in einer Linie. Als sie durch die Luft auf Jehal zugeflogen kamen, kniff er die Augen zusammen und versuchte auszumachen, um wen es sich im Einzelnen handelte. Ab und an blickte er kurz zur Seite. Hyram beobachtete die Drachen, Königin Zafir ebenfalls. Ja, beinahe alle sahen ihnen zu. Das Rennen ging in die letzte Phase.
    Eine Person sah den Drachen allerdings nicht zu. Inmitten einer Gruppe Botenjungen, die abseits zwischen den Wachen standen, sprang einer nicht johlend auf und ab. Er war weit mehr an Zafir – und ihm – interessiert. Jehal lächelte leise in sich hinein. Er war nicht sicher, auf wessen Geheiß der Junge spionierte, auf Hyrams oder Sheziras. Vielleicht für beide. Aber letztlich spielte es keine Rolle. Wichtig war nur, wer der Junge in Wirklichkeit war.
    Die Drachen kamen näher. Vor einer Stunde hatten sie sich von den Diamantwasserfällen in die Lüfte geschwungen. Zehn gewaltige hölzerne Rahmen, jeweils dreißig Meter hoch und dreißig Meter breit, waren auf den Ebenen der

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