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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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kleines, rundes Fläschchen aus dickem Rauchglas hoch. Dann zog er einen Sack aus den Schatten. Als er den Inhalt der Flasche über den Sack goss, kam eine glitzernde silbrige Flüssigkeit zum Vorschein. »Ja, ich habe Euch vergiftet. Genau genommen habt Ihr bereits zwei wundervolle Gifte in Euch. Zu Anfang ein bisschen Nachtschattenkraut. Dann einen kleinen Stich mit einer in Froschblütensaft getauchten Nadel.« Jehal hielt eine Nadel vor Hyrams Gesicht. »Das habe ich Euch vor ein paar Minuten gespritzt, als Ihr Euch gerührt habt. Es sollte eigentlich schon wirken. Wenn Ihr ganz zu atmen aufhört, habe ich eine falsche Dosis berechnet und würde mir sehr töricht vorkommen. Wenn nicht, werdet Ihr Euch in wenigen Stunden erholt haben. Ich liebe Froschblütensaft. Das hier hingegen …« Liebevoll strich Jehal über das Fläschchen mit der silbernen Flüssigkeit. »Das ist etwas ganz Besonderes. Es handelt sich um ein Dampfgemisch. Selbst in sehr geringen Dosen wird es langsam Euren Verstand zerstören. Sehr, sehr langsam. Wenn man die Dosis erhöht, tritt das Ergebnis natürlich schneller ein.«
    Mit diesen Worten hockte sich die Viper rittlings auf Hyram und zog ihm gewaltsam den Sack über den Kopf. Hyram wollte sich zur Wehr setzen, doch er war so schwach, dass seine Bemühungen nicht der Rede wert waren. Gleichzeitig versuchte er, nicht einzuatmen, was ihm ebenfalls nicht gelang.
    »Ihr könnt es nicht riechen«, sagte die Viper. Hyram spürte, wie der Rest der Flasche über seinen Kopf geschüttet wurde. »Ich musste nur ein kleines Schälchen davon ein Jahr lang in Eurem Zimmer deponieren, das war alles. Das und jemand, der es von Zeit zu Zeit umrührt. Es bildet sich nämlich nach einer Weile eine Art Schaum an der Oberfläche, der der Entstehung von Dämpfen entgegenwirkt. Aber ansonsten ist das Gift perfekt, findet Ihr nicht auch?
    Haben die Probleme mit Euren Kammerpagen nicht vor ungefähr einem Jahr begonnen?« Hyram erkannte allein durch den Klang der Stimme, dass Jehal grinste. »Sie sind andauernd verschwunden, nicht wahr? Ich vermute, dass Ihr Euch nichts dabei gedacht habt. Alle paar Monate ein neues Gesicht. Habt Ihr das denn nicht bemerkt? Nein? Schande auf Euer Haupt, alter Mann. Ihr solltet Eure Kammerpagen immer genauestens im Auge behalten. Sie sind fast unsichtbar und kennen dennoch all Eure Geheimnisse. Sie wissen, wen man in sein Bett lässt. Sie wissen, mit wem man mitten in der Nacht spricht. Sie schlafen im selben Zimmer wie wir. Sie kennen jede noch so kleine Eigenheit unserer Schlafgewohnheiten. Sie atmen dieselbe Luft wie wir.« Die Viper kicherte. »Also musste ich ständig für neue Kammerpagen sorgen, bevor die Dämpfe bei ihnen ihre Wirkung zeigten. Keine Sorge, man kümmert sich gut um sie. Oh, aber andererseits ist es Euch vermutlich egal, denn sie sind Euch ja sowieso nie aufgefallen, oder? Nein, Ihr seid im Moment wahrscheinlich sowieso viel zu sehr mit Eurer eigenen misslichen Lage beschäftigt. Das kann ich gut nachvollziehen.«
    Die Stimme der Viper klang auf einmal weiter entfernt, als sei er aufgestanden.
    »Macht Euch nicht die Mühe, Euch zu bewegen oder laut zu rufen, alter Mann. Ich hoffe, Ihr habt mittlerweile gelernt, dass der Biss einer Viper tödlich ist.« Er lachte. »Wenigstens ist Euch ein kleiner Sieg vergönnt gewesen. Vermutlich wart Ihr es, der Königin Sheziras weißen Drachen gestohlen hat. Da es weder ich noch Zafir waren und ich aufrichtig bezweifle, dass König Valgar den Schneid für eine solche Tat besitzt … Aber Ihr? Aus welchem Grund? Ihr konntet wohl den Gedanken nicht ertragen, dass ich ein solch erlesenes Geschenk erhalte. Und jetzt wird Shezira nie davon erfahren. Wie jammerschade!« Er tätschelte Hyram die Schulter. »Gute Nacht, alter Mann, und lebt wohl. Ich werde Euch jetzt allein lassen, doch seid unbesorgt, Ihr seid von Eurer Adamantinischen Garde umgeben. In Kürze wird Zafir kommen und Euch den Sack abnehmen, und dann wird sie Eure ergebenen Männer herbeirufen, diejenigen, die Ihr vor ihrer Tür postiert habt. Sie werden Euch zurück in Euer Bett tragen, damit Ihr dort Euren Rausch ausschlafen könnt. Schlaft in Frieden. Morgen früh, wenn Ihr mich wiederseht, werdet Ihr nicht einmal mehr wissen, wer ich bin.«
    Die Viper ging aus dem Zimmer. Hyram hörte, wie seine Schritte allmählich verhallten. Er versuchte, den Kopf im Sack zu drehen, verrenkte ihn so weit wie möglich, um die Dämpfe nicht einzuatmen, die er sowieso nicht

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