Der Drachentoeter
zusammen. Niemand weiß, wie das Rote Elfentuch in die Stadt geschmuggelt worden ist, und niemand weiß, wo es sich zur Zeit befindet. Und auch wenn die Gerüchte stimmen, dass die Orgks es kaufen wollen, ist keinem klar, wie es dorthin transportiert werden sollte. Aber wenn es einfach in ein Hochsicherheitsversteck gebracht wurde? Eines, das man irgendwann wieder zu den Orgks zurückbringt?«
»Du meinst, das Tuch ist in dem Drachen versteckt?«
»Warum denn nicht?«
»Wie zum Teufel willst du einem Drachen einen Ballen Rotes Elfentuch in den Schlund schieben?«
»Das weiß ich auch nicht. Aber der Zauberer, der mich durch die Kanalisation gejagt hat, ist sehr mächtig. Er hätte es bewerkstelligen können, nachdem er die Fuhre gekapert hat.«
»Das ist der blödeste Einfall, den du jemals gehabt hast!«, höhnt Makri.
»Ach wirklich? Ich vertraue jedenfalls meiner Intuition. Und meine Intuition sagt mir, dass das Rote Elfentuch in diesem Augenblick in dem Drachenbullen im Zoo des Königs ruht. Es ist der perfekte Platz, und auch der einzig mögliche. Immerhin ist es allgemein bekannt, dass Drachen den Einfluss von Magie unterbrechen. Wenn sich das Tuch in dem Vieh befindet, können nicht einmal unsere Palastzauberer es aufspüren, Elfenmale hin oder her. Eine sehr kluge Idee, Makri, wirklich sehr klug. Versteck das Tuch im Drachen, warte, bis er sich mit dem Biest des Königs gepaart hat, und dann nichts wie ab durch die Mitte zurück nach Gzak, und mit ihm das Tuch.«
Makri denkt darüber nach. Zwei Barbaren verlangen lautstark wenn auch ein wenig unartikuliert nach Bier, aber Makri bedeutet ihnen mit einer Geste, die Klappe zu halten. »Und was hat dann deiner Meinung nach Attilan mit der ganzen Angelegenheit zu tun?«
»Ich glaube, er hat irgendwie Wind davon bekommen und beschlossen, zu intervenieren. Er wollte das Tuch für sein eigenes Land stehlen. König Etzelus von Nioj wäre wahrscheinlich mehr als erfreut, wenn es ihm gelänge. Was erklären würde, was Attilan mit einem Zauberspruch anfangen will, mit dem man einen Drachen schlafen legen kann. Ein niojanischer Diplomat könnte vielleicht sogar Zugang zum Zoo erhalten, selbst wenn der für die Öffentlichkeit gerade geschlossen ist.«
»Aber woher hat er den Zauberspruch?«
Ich muss zugeben, dass ich das nicht weiß. Aber ich bin ziemlich sicher, dass er getötet wurde, bevor er ihn benutzen konnte. Das bedeutet, das Tuch müsste immer noch im Drachen stecken, und zwar direkt unter der Nase der Palastzauberer. Es wartet nur darauf, dass ich es hole.
Jetzt bemerke ich, das Makri noch freizügiger aussieht als gewöhnlich. Ihre Brüste quellen auf eine Weise aus ihrem Oberteil, dass selbst dem abgebrühtesten Seemann die Kinnlade herunterfallen muss.
»Makri, wie alt bist du?«
»Einundzwanzig.«
»Falls deine einzigartige Herkunft nicht irgendwelche seltsamen Schübe bewirkt, müssten deine Brüste dann doch eigentlich längst ausgewachsen sein.«
Makri betrachtet sachlich ihre Brust.
»Das sind sie auch. Ich habe einfach nur ein paar Kettenglieder herausgenommen, um das Oberteil etwas kleiner zu machen. Ich brauche mehr Trinkgeld. Sermonatius, der Philosoph, beginnt einen neuen Kursus, und ich muss die Gebühr zusammenkratzen.«
Falls es Makri jemals an die Kaiserliche Universität schafft, dann wird jedenfalls keiner sagen können, dass sie es sich nicht redlich verdient hat.
13. Kapitel
Am nächsten Morgen taucht Litanex, der junge Pontifex, an meiner Tür auf und hält mir eine Sammelbüchse unter die Nase. Er kommt wegen einer Spende für den Fonds, der die Reparatur des kürzlich abgebrannten Turms unseres örtlichen Tempels finanzieren soll. Ich wühle nach einigen Münzen in meiner Tasche. Ich bin immer gern bereit, meine Bürgerpflicht zu tun, und außerdem schaffe ich ihn mir so vom Hals. Es macht mich nervös, wie er in letzter Zeit hier herumschleicht, mich fragt, wie es mir geht, mich ermutigt, öfter in die Kirche zu kommen. Es muss doch schlimmere Sünder geben als mich, um die er sich kümmern könnte. Makri taucht auf und Litanex verschwindet stirnrunzelnd.
»Zur Hölle mit ihm«, murmelt Makri. Vermutlich denkt er genau dasselbe von ihr.
Makri liest gerade die heutige Ausgabe von Der Berühmte Und Wahrheitsgetreue Chronist.
»Irgend etwas Interessantes?«
»Eine neue Sarin-die-Gnadenlose-Geschichte. Offenbar hat sie einen reichen Geschäftsmann in Mattesh getötet und ist mit seinem Geld geflüchtet. Sie hat sich
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