Der Drachentoeter
darin verwickelt ist. Alles, was Hauptmann Rallig und seine Gardisten tun können, ist, den Frieden einigermaßen zu erhalten und die Scherben zusammenzufegen, wenn das Geschirr erst mal zerbrochen ist.
»Arbeitet Georgius Drachenfresser immer noch mit dem Freundeskreis zusammen?«, forsche ich.
»Wir haben keinen einzigen Beweis dafür, dass er überhaupt je mit ihm zusammengearbeitet hat.«
»Nun, das hat er auf jeden Fall gemacht, als er mich mit einer Horde Freunde vom Freundeskreis durch den Abwasserkanal gescheucht hat.«
Der Hauptmann zuckt wieder mit den Schultern. Georgius Drachenfresser steht auf keiner Fahndungsliste und man kann ihn auch keines Verbrechens überführen. Also frage ich mich, wen er wohl besticht.
»Entschuldige mich«, sagt Hauptmann Rallig. »Ich muss arbeiten. Eine Bande raubt Pilger am Schrein des Sankt Quaxinius aus. Vor ein paar Jahren wäre das noch nicht passiert. Die Leute hatten noch Respekt. Seit die halbe Stadt Boah nimmt, geht hier alles zum Teufel.«
Ein Zivilgardist donnert auf einem Pferd heran und sagt ihnen, dass sie so schnell wie möglich in Kushni gebraucht werden. Dort findet eine regelrechte Schlacht zwischen zwei schwer bewaffneten Bandengruppen statt. Sie verschwinden sofort, und kurz danach sehe ich, wie Bruderschaftsmitglieder aus der Meerjungfrau strömen. Sie haben ihre Schwerter in der Hand und ziehen nach Norden. Hauptmann Rallig hat vielleicht Recht. Es geht wirklich alles zum Teufel. Und außerdem ist die Hitze einfach unerträglich.
Makri kommt vollkommen begeistert von der Philosophievorlesung von Sermonatius zurück.
»Ein großer Mann«, sagt sie schwärmerisch.
Schweiß läuft ihr über den Hals, und sie spritzt sich Wasser über Kopf und Schulter, während sie mir von der Vorlesung erzählt. Sie handelt offenbar von der Natur der ewigen Formen und der menschlichen Seele, aber das meiste davon übersteigt meinen Horizont.
»Ich hab ihm eine Frage gestellt, und er hat sie sofort beantwortet«, sagt Makri. »Und zwar ohne mich verächtlich anzusehen. Und übrigens, ich erinnere mich gerade an jemanden, dessen Initialen S. G. sind.«
»Wie bitte?«
»S. G. Die orgkischen Initialen auf der Tüte, nach der Nachricht. Es könnte Sarin die Gnadenlose sein.«
Ich muss lachen.
»Was ist daran so komisch?«
»Sarin die Gnadenlose? Sarin das Schmusekätzchen, wäre wohl angebrachter. Ich sage dir doch, dass ich sie schon einmal aus der Stadt vertrieben habe. Sie ist ein Nichts. Wenn sie der beste Schläger ist, den Harm auftreiben kann, dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Fang schon mal an, meine Belohnung zu zählen. Ich muss los. Der Prinz wartet.«
21. Kapitel
Auf dem Weg zurück vom Palast komme ich an drei Leichen und an zahllosen Verwundeten vorbei, die sich mühsam über die Straße schleppen. Zwei Männer wollen wissen, für wen ich stimme. Ich ziehe mein Schwert.
»Ich würde sagen, das steht noch auf Messers Schneide«, knurre ich böse.
An der Ecke Quintessenzweg hat sich eine gewaltige Menschentraube gebildet. Sie gaffen den Jungen an, der hier jeden Tag Boah verkauft. Jetzt hat er sein Geschäft wegen Krankheit geschlossen. Ein Armbrustbolzen ragte aus seinem Hals heraus. Ich habe plötzlich einen starken Appetit auf vier oder fünf Bierchen.
»Wie ist es gelaufen?«, fragt Makri.
Ich sehe angewidert, dass sie ihre Nase durchbohrt hat.
»Cimdy und Bertax haben das für mich gemacht. Gefällt es dir?«
Ich schüttle den Kopf. Für diese fremdartigen Bräuche bin ich einfach zu alt.
»Solltest du dich nicht lieber bemühen, möglichst unauffällig auszusehen, Makri, wenn du auf die Kaiserliche Universität gehen willst?«
»Vielleicht«, gibt sie zu. »Aber es gefällt mir, einen Ring durch die Nase zu tragen. Glaubst du, dass ich vielleicht auch meine Nippel durchbohren sollte?«
»Wer wird sie jemals sehen? Du hast doch nie einen Liebhaber.«
»Vielleicht hätte ich ja einen, wenn nicht alle Männer in Zwölf Seen der letzte Abschaum wären. Glaubst du, dass dieser Elfen-Heiler wiederkommt?«
»Sicher. Aber wenn er dich mit entblößten, durchbohrten Nippeln hier vorfindet, dann dürfte er ziemlich in Panik geraten. Körperpiercing ist für die Elfen ein Tabu.«
Makri glaubt, dass sie seine Meinung darüber bestimmt ändern könnte. Ich weigere mich, weiter darüber zu reden.
»Also, was ist in dem Palast passiert? Wie ist der Prinz so?«
Ich seufze. Es ist beinah unerträglich, ihn zu beschreiben. »Alle
Weitere Kostenlose Bücher