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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Rote Elfentuch, das auf dem Boden liegt.
    »Verbündete kommen und Verbündete gehen«, erklärt er kurz und bündig. »Und jetzt her mit dem Stoff!«
    »Blasphemisten!«, krakeelt Bischof Gabrielius, sichtlich enttäuscht. »Ihr alle werdet dafür zahlen! Und jetzt hinaus aus meiner Kirche.«
    Georgius springt mich an. Makri stellt ihm ein Bein, und er kracht auf den Boden. Ich beherzige den Rat des Bischofs und flüchte. Mit dem Tuch.
    Als ich in die Gasse einbiege, läuft Makri bereits neben mir. Wir haben etwa fünfzehn Sekunden Vorsprung vor Georgius und den Freunden vom Freundeskreis.
    »Sieh doch!«, ruft Makri. Am anderen Ende der dunklen Gasse warten bereits acht Bewaffnete auf uns.
    Wie aus dem Nichts hält Makri plötzlich ein Schwert in der Hand.
    »Wir sitzen in der Falle!«, erkläre ich stöhnend.
    In dem Augenblick öffnet sich bizarrerweise ein Kanaldeckel vor uns.
    »Hier rein!«, zischt eine Stimme.
    Sie gehört Marihana. Das passt mal wieder zu ihr, dass sie unbemerkt aus der Kirche schlüpfen konnte.
    Ich zögere. Ein spontanes Treffen mit einer Meuchelmörderin im Abwasserkanal gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsszenarien. Und die Alligatoren habe ich auch nicht vergessen. Plötzlich verwirren sich meine Sinne. Georgius Drachenfresser ist ebenfalls in die Zielgerade eingebogen und schickt einen bösartigen Zauberspruch auf die Reise. Sofort wickle ich das Tuch auf und werfe es über Makri und mich. Der Spruch prallt harmlos davon ab, aber Makri wird von meiner Reaktion überrascht und stolpert gegen mich. Wir beide fallen duch das Loch in die stinkende Finsternis unter uns.
    »Nicht schon wieder«, beschwere ich mich, als ich in dem Dreck langsam auf die Füße komme. Zwei Besuche im Abwasserkanal im Verlaufe eines einzigen Falls scheinen selbst mir ein wenig übertrieben.
    »Gehen wir.«
    Ich wickle das Tuch so schnell auf, wie ich kann, und wir machen uns auf den Weg, während über uns Schreie ertönen und offensichtlich große Verwirrung herrscht.
    Ich weiß nicht, wo wir uns befinden. In diesem Teil der Kanäle war ich noch nie, also überlasse ich Marihana die Führung. Sie hat eine kleine, sehr raffinierte Laterne dabei, die uns den Weg zeigt.
    Warum folge ich ihr eigentlich? Wir sind wohl kaum Verbündete. Wenigstens bringt sie mich vor Georgius in Sicherheit. Ich nehme mir ernsthaft vor, dass ich jedes Opfer bringen werde, sogar dem Bier werde ich entsagen, um mir ein neues Schutzamulett gegen Zaubersprüche kaufen zu können – immer vorausgesetzt, ich überlebe diese Nacht. Die sind zwar sündhaft teuer, aber ich kann nicht immer ängstlich vor Zauberern davonlaufen. Nicht, wenn mir etwas an meinem Beruf liegt, jedenfalls.
    »Wohin gehen wir?«
    »Der Ausgang ist am Ufer«, erwidert Marihana, die sich hier in den Abwässerkanälen anscheinend sehr gut auskennt.
    »Pass auf die Alligatoren auf!«, keuche ich Makri zu.
    »Mach ich«, erwidert sie. Die Vorstellung, auf diese Reptilien zu stoßen, scheint selbst sie etwas zu beunruhigen. Wir kommen gut voran. Das Abwasser ist nicht sehr hoch, weil es schon so lange so heiß ist. Selbst das Wasser in Turais Aquaedukten wird knapp. Plötzlich bleibt Marihana stehen.
    »Wir sind kurz vor dem Ausgang.«
    Mit diesen Worten löscht sie unvermittelt ihre Lampe. Bevor mir klar wird, was sie vorhat, packt sie das Tuch und versucht, es mir aus der Hand zu reißen. Ich halte es fest, und die Konsequenz ist, dass wir beide umfallen und uns in dem Dreckwasser herumwälzen, während wir um den Stoffballen kämpfen. Ich hätte eigentlich gedacht, dass Marihana eine bessere Nahkämpferin wäre, aber hier macht sich doch mein Gewichtsvorteil deutlich bemerkbar.
    »Lass los!«, zischt mir Marihana zu. Wir ringen weiter, als ich plötzlich etwas wahrnehme.
    »Georgius!«, rufe ich. »Magie im Anmarsch!«
    »Was ist das für ein Krach?«, fragt Makri, als ein lautes Dröhnen in den Tunneln widerhallt.
    »Das klingt wie eine Flut.«
    »Unmöglich, es ist Sommer.«
    Plötzlich fegt eine furchtbare Wasserwand durch den Tunnel heran und reißt uns mit sich. Ich werde von den Wellen hin und her geschleudert und mitgerissen, und ich kann nicht einmal atmen, während uns das Wasser wie Ratten vor sich hertreibt. Mein letzter bewusster Gedanke gilt Georgius Drachenfresser, den ich dafür verfluche, dass er so etwas losgelassen hat. Der Mann ist wirklich vollkommen herzlos. Ich wusste nicht einmal, dass es einen Flutbann gibt. Schließlich verliere ich das

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