Der Drachentoeter
Bewusstsein, während mein Leben noch einmal in Bruchstücken an meinem inneren Auge vorüberzieht.
Als ich wieder zu Bewusstsein komme, liege ich irgendwo am Meeresufer, gestrandet wie ein Wal. Ich huste und erbreche etwa fünfzig Liter Wasser, bevor ich mich unsicher auf den Knien aufrichte. Es ist sehr dunkel, und ich kann nur die Gestalt von Makri neben mir erkennen. Als ich auf sie zukrieche, schlägt sie gerade die Augen auf und dreht sich auf die Seite, um das Wasser auszuspucken, das sie geschluckt hat.
»Noch am Leben?«
»Gerade so eben«, murmelt Makri und rappelt sich auf. Erleichtert stellt sie fest, dass sie noch ihre beiden Schwerter hat. Die Waffen hat sie aus den orgkischen Gladiatorengruben mitgebracht, und es sind ausgezeichnete Schwerter. Die Orgks werden vielleicht von allen Völkern auf dieser Welt gehasst, aber sie verstehen sich auf die Kunst des Waffenschmiedens. Dann fällt mir auf, dass sich etwas um meine Hand gewickelt hat. Es ist ein breiter Streifen Rotes Tuch, den ich offenbar von dem Stoffballen abgerissen habe. Ich starre ihn finster an. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass mir jemand eine Belohnung von sechshundert Gurans für diesen elenden Fetzen zahlen wird. Ich fluche und stopfe ihn in meine Tasche. Marihana muss den Rest festgehalten haben. Und wie immer ist sie verschwunden. Mitsamt dem Tuch. Ich fluche.
»Ich kann dieses verdammte Weib nicht abschütteln. Wie zum Teufel wusste sie, dass sie zur Kirche kommen musste? «
Ich schleppe mich den steinigen Strand hoch. Dann bleibe ich plötzlich überrascht stehen. Neben einem flachen Becken liegt die zierliche Gestalt von Marihana. Als wir uns ihr nähern, stöhnt sie und rollt sich herum. Makri hastet zu ihr und kniet sich neben sie.
»Jemand hat sie niedergeschlagen.«
Die Meuchelmörderin hat eine schlimme Wunde am Hinterkopf. Beim Klang unserer Stimmen kommt sie langsam wieder zu sich. Makri nimmt ihren Kopf in ihren Schoß und träufelt ihr etwas Wasser aus ihrer Flasche in den Mund.
»Danke, Makri«, sagt die Meuchelmörderin und versucht, aufzustehen.
»Was ist passiert?«
»Jemand hat mich von hinten niedergeschlagen. Ich war gerade dabei, das Flutwasser auszuspucken.«
»Und wo ist das Tuch?«, will ich wissen.
Marihana starrt mich schweigend an und dreht sich auf dem Absatz herum. Unsicher geht sie den Strand entlang. Ich blicke ihr nach, verfolge sie jedoch nicht. Sie würde meine Fragen nicht einmal beantworten, wenn ihr Leben davon abhinge.
Zwei der drei Monde sind am Himmel zu sehen. Ihr Licht schimmert auf einem Felsbrocken von der Größe meiner Faust. Ich hebe ihn auf und merke, dass er noch ganz klebrig von feuchtem Blut ist. Wer auch immer die Meuchelmörderin angegriffen hat war nicht besonders wählerisch, was seine Waffe anging. Ich schiebe den Stein in meine Tasche.
Makri und ich gelangen schließlich auf die öde Fläche, die zu den Lagerhäusern neben dem Hafen führt. In der warmen Nacht dampfen meine feuchten Kleider. Wenigstens hat das Wasser den Gestank des Abwasserkanals weggewaschen. Wir gehen an einem Lagerhaus vorbei, biegen um die Ecke und stolpern förmlich über Georgius Drachenfresser. Er wirkt ebenfalls zerzaust und mitgenommen, als wäre er in seine eigene Flut geraten.
»Du!«, ruft er und hebt seine Stimme, um einen Zauberspruch hinauszuschleudern.
Aber nichts passiert. Ihm sind die Sprüche ausgegangen. Ich grinse.
»Zu schade, Georgius, Jüngelchen«, sage ich und versetze ihm mit aller Kraft einen Schwinger mitten ins Gesicht. Es ist ein ausgezeichneter Schlag. Dahinter sitzt nicht nur eine Menge emotionaler Dampf, sondern auch ein nicht unbeträchtliches Kampfgewicht. Der Zauberer geht zu Boden und bleibt auch dort liegen.
»Satter Schlag«, stellt Makri bewundernd fest.
»Vielen Dank.«
Nach all der Magie hat ein ordentlicher, sauberer Kinnhaken etwas höchst erfreuliches an sich.
Wir gehen weiter. Teil Eins der heutigen Mission hat sich als Fehlschlag entpuppt. Hoffen wir, dass der nächste Teil besser verläuft. Wir haben eine Verabredung mit Sarin der Gnadenlosen, aber wir kommen nicht weit. Bevor wir den Quintessenzweg erreichen, fegen drei Kutschen heran und kommen rumpelnd neben uns zum Stehen. Pontifexe springen heraus und umzingeln uns. Es ist ein ganzes Dutzend. Jedenfalls tragen sie Priestergewänder, aber angesichts der Art, wie sie ihre Schwerter halten, wissen sie offenbar sehr gut, wo das spitze Ende ist. Ich vermute, sie gehören zu einer besonders
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