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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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Mitschwestern durch die Wirren zu bringen. »Diese erbärmliche Kriegsunruhe, Fliehen und Flehen, hat von Anno 1630 bis auf Anno 50 gewährt« , notiert die Priorin, als der Krieg auch in Eichstätt endet – schier endlos erscheint er im Rückblick.
    »Es ist doch nicht zu sagen noch zu erzählen, all der Jammer, die Trübsal und das Herzeleid, das wir armen Leute haben müssen leiden und ausstehen. Es glaubt kein Mensch, als die es erfahren haben mit großem Schmerz und Herzeleid« , ringt Bauer Preis am Ende des Krieges um Worte. Und Dorfschuster Hans Heberle, der nach 30 Fluchten endlich in sein zerstörtes Haus zurückkehren kann, versucht seine Gefühle mit einem Vergleich auszudrücken: »In Summa ist es so ein jämmerlicher Kriegshandel gewesen, dass sich ein Stein sollte erbarmt haben, will geschweigen ein menschliches Herz. Denn wir sind gejagt worden wie das Wild in Wäldern.«
    Selbst mit dem Friedensschluss 1648 ist die Drangsal der Menschen nicht zu Ende: Noch immer liegen Truppen im Land und fordern »Friedensgelder« von Bauern, Handwerkern und Bürgern, die den Streit der Mächtigen doch schon so teuer bezahlt haben. Erst ein Jahr später traut Heberle dem Frieden wirklich – nun umso überschwänglicher: »Dieses 49. Jahr ist ein glückseliges, auserwähltes Jubel- und Freudenjahr. Gott allein die Ehr in der Höhe, jetzt ist Frieden auf Erden, in unserem Deutschland und in dem ganzen Römischen Reich, unter dem Kaiser, Schweden, Franzosen. Und alle Könige, Fürsten, Grafen und Städte, wie auch Dörfer, Flecken, Weiler, Höfe und Einöden, Reich und Arm, Jung und Alt, Frau und Mann, Weib und Kind, in Summa, das liebe Vieh und Ross hat sich alles zu erfreuen und des Friedens zu genießen. Ja auch der liebe Acker, welcher lange Zeit wüst und öd gelegen ist, dass er einmal wieder recht gepflügt und gebaut werde.«
    Der Söldner Peter Hagendorf jedoch mag nicht recht fröhlich sein; ihn macht der Frieden ja erst einmal arbeitslos. Die Freudenfeiern, die er in Memmingen miterlebt, hält er für ziemlich übertrieben: »Im Jahr 1648 den 16. November ist das Freudenfest wegen des Friedens gehalten worden von den Bürgern, als wenn es Ostern oder Pfingsten gewesen wäre« , lästert er. Es ist eine seiner letzten erhaltenen Eintragungen. Die Rastlosigkeit der langen Kriegsjahre wird er nicht mehr los. Statt sich mit Frau und Kindern niederzulassen und ein ruhiges Leben zu beginnen, kauft er sich einen Esel und macht sich wieder auf den Weg – vielleicht dem nächsten Krieg entgegen.

VOM SIEGERPECH VERFOLGT
    Genialer Stratege, prinzipienfester Katholik
oder brutaler Schlächter – an kaum einer Gestalt der Epoche
scheiden sich die Geister so wie an Johann Tserclaes von Tilly.
    Von
    Thilo Thielke
    D er 20. Mai 1631 sollte sein Schicksalstag werden, Sieg und Niederlage zugleich. Gut zwei Monate lang hatten die katholischen Truppen des Feldherrn Johann Tserclaes Graf von Tilly die abtrünnige Hauptstadt des Erzbistums Magdeburg schon belagert: 30.000 kriegserprobte Männer, die nur darauf warteten, endlich zuschlagen zu dürfen und sich die Beute zu teilen. Doch ihr Befehlshaber ließ sich Zeit.
    Porträts zeigen Tilly stets als hageren, ernsten Mann mit dunklen Augen und kurzgeschnittenem Haar. Er trug einen zeitgemäßen Knebelbart mit hochgezwirbeltem Schnurrbart und oft eine Halskrause nach spanischer Art. Zudem war er von mittelgroßer Gestalt. »Wohin dein buschig Aug’ sich wendet, ein Kirchhof wird das weite Land«, wird Annette von Droste-Hülshoff später dichten. So schritt er die Reihen seiner Soldaten ab. Der Generalleutnant hatte versucht, die Stadt zur Kapitulation zu überreden. Er hatte gemahnt, »ihr wollet euch die Gnadentür, die ihr noch dieser Zeit offen habt, nicht ganz praecludieren, sondern von eurer bis dato erzeigten Widersetzlichkeit alsobald und unverzüglich in der Tat abstehen«.
    Doch die Abtrünnigen, verstärkt durch gerade einmal 2000 bewaffnete Mann Fußvolk und einige hundert Reiter, ließen sich nicht bereden. So kam es zum übelsten Massaker dieses Krieges, zu einem Blutbad, das samt der damit verbundenen Feuersbrunst noch heute die Gemüter bewegt. Was keiner ahnen konnte: Es sollte der Anfang vom Ende einer gewaltigen Erfolgsserie werden. »Formal war die Eroberung von Magdeburg ein großer Sieg Tillys und wurde auf kaiserlich-katholischer Seite zunächst auch so empfunden«, erklärt der Historiker und Tilly-Biograf Marcus Junkelmann. »Schon bald erwies sich

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