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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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Sommersprossen, aber sein rundes Elfengesicht. Rosemary, die Reisebürokauffrau von der dunkelhaarigen Fraktion in der Familie, mit ihrem modischen und zweifellos teuren Kostüm und der doppelreihigen Perlenkette. Und Michael, das Baby, sechsundzwanzig, in einem T-Shirt mit dem Logo eines Fitness-Studios.
    Mrs. Frawley hatte graues Haar mit herausgewachsenen rötlichbraunen Spitzen und Schiebespangen. Sie stellte sich als Mrs. Morrisey vor. Als sie sich entschuldigte, um nach dem Ofen zu sehen, erklärte mir Leo, dass ihre Freunde und ihr Pfarrer sie vor einigen Jahren davon überzeugt hatten, es sei eine gute Idee, Mr. Morrisey zu heiraten - der wie sie verwitwet, einsam und darüber hinaus Besitzer eines Zweifamilienhauses aus roten Ziegeln war. Die neue Mrs. Morrisey war ziemlich rasch zu dem Schluss gekommen, dass ihre Freunde sich geirrt hatten. Mit Mr. Morrisey verheiratet zu sein brachte nämlich noch andere Pflichten mit sich. Ihre Freunde allerdings hatten sie in dem Glauben gelassen, Mr. Morrisey den Haushalt zu führen und Gesellschaft zu leisten, wäre alles, was von ihr erwartet würde.
    Je weniger man darüber redete, desto besser, vertraute mir Rosemary an, als wir uns an den Esstisch gesetzt hatten. »Er ruft hin und wieder an, aber Ma will nicht mit ihm sprechen.«
    »Und ihr verlangt keine Erklärung?«
    Marie sagte: »Sie zog nach der Hochzeit in sein Haus, aber kaum einen Monat später war sie wieder da.«
    »Sie deutete an, dass er die Hand gegen sie erhoben habe«, flüsterte Michael, »aber wir glauben, es hat was mit dem Schlafzimmer zu tun.«
    »Würde sie es euch nicht unumwunden sagen?«, fragte ich. »Oder Klage einreichen, wenn er sie wirklich geschlagen hätte?«
    Die vier Frawley-Kinder verzogen den Mund, jeder in eine andere Richtung, aber jeder mit derselben Botschaft: Genug geredet.
    Leo fügte noch hinzu: »Wir glauben, dass getrennte Schlafzimmer abgemacht waren, worunter Ma verstanden hatte: keine ehelichen Pflichten und keine Flitterwochen.«
    Marie legte den Finger auf die Lippen, und alle außer mir nickten in stiller Komplizenschaft.
    Dann sagte Rosemary so laut, dass man es in der Küche hören konnte: »Leo hat uns erzählt, dass du Chirurgin bist.«
    Ja, sagte ich, das sei richtig. Aber erst ganz am Anfang, ich hätte noch einen langen Weg vor mir, und jede Menge Konkurrenz und berufliche Hürden.
    »Sie macht sich einfach um alles Sorgen«, war Leos Kommentar.
    Mrs. Morrisey kam mit einem Brathähnchen auf einem Schneidbrett wieder. »Das Plastikding ist nach Vorschrift aufgegangen, aber ich habe den Vogel noch drinnen gelassen, weil die gebackenen Kartoffeln noch nicht gar waren. Es könnte ein bisschen trocken sein«, verkündete sie. »Und Rosey, hol doch bitte das Gemüse aus der Mikrowelle. Nimm die Keramikschüsseln.«
    »Soll ich dir helfen?«, rief Leo seiner Schwester nach.
    »Du bleibst hier bei deinem Gast«, ordnete seine Mutter an. »Marie kümmert sich um die Getränke.«
    »Das Hähnchen sieht köstlich aus«, sagte ich.
    »Ich hoffe, es ist genug für alle da. Leo hat mir erst heut Morgen gesagt, dass er noch jemanden mitbringt.«
    »Anscheinend gibt es nur Milch und Wasser«, meldete Marie in der Tür stehend.
    »Milch«, sagte ich. »Und machen Sie sich keine Sorgen, dass nicht genug da ist. Ich esse nicht viel, eine gebackene Kartoffel reicht mir völlig.«
    »Du bist nicht zufällig Vegetarierin?«, fragte Marie.
    Leo wandte sich mit einem Grinsen zu mir. »Ja, stimmt! Nicht einmal das weiß ich von dir.«
    Ich versicherte ihnen, dass ich alles äße.
    »Und warum weißt du das nicht?«, fragte Michael seinen Bruder.
    »Weil sie ständig arbeitet, und wenn sie mal daheim ist, dann bin sicher ich unterwegs. Deshalb sind wir auch die idealen Hausgenossen.«
    »Unterwegs bei der Arbeit?«, fragte seine Mutter. »Oder unterwegs auf Sauftour?«
    Er grinste. »Auf Sauftour.« Er sprang auf und machte sich über das Hähnchen her. Es lag auf einem dieser uralten, rissigen, hölzernen Schneidbretter, vor denen die Gesundheitsämter immer wieder warnten und rieten, sie durch Bretter aus hygienischem Plastik zu ersetzen.
    »Wer will weißes Fleisch und ist kein Frawley?«
    »Vielleicht eine dünne Scheibe«, sagte ich.
    »Du bist unser Gast und du kriegst mehr als eine dünne Scheibe. Ich kann mir nämlich Rührei machen oder ein Wurstbrot, wenn’s nötig sein sollte.«
    Marie sagte: »Ich hätte auf dem Heimweg noch ein Hähnchen kaufen können, wenn Ma mich

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