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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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Ägypten und der Sudan scheinen sich gerade in Feindseligkeiten zu verwickeln. Außerdem ist Addis Abeba näher, und es gibt von dort aus Anschlußflüge in die Staaten. Einer meiner Kollegen wird Miss Dan-tan in Addis erwarten und ihr ein Ticket der Ethiopian Airlines nach Chicago übergeben, so daß sie bald heil und gesund zu Hause sein wird.« Der Colonel verstummte. Er schien Einwände zu erwarten. » Passt Ihnen das?«
    »Vielleicht«, antwortete O’Hanrahan und vergaß ganz, die Farce mit der Romanze zu untermauern, die dem Colonel so ans Herz gewachsen war. »Und was ist mit mir?«
    Colonel Westin stand auf, stellte einen Fuß, der in einem hochglanzpolierten Stiefel steckte, auf den Schreibtischstuhl und stützte sich auf sein Knie. »Ich habe auch für Sie ein Ticket nach Addis, Patrick, aber zuerst würde ich gerne offen mit Ihnen reden.«
    »Natürlich«, stimmte O’Hanrahan zu und bereitete sich darauf vor, eine neue Runde Lügen zu erfinden.
    »Sie haben mit einem gewissen Mohammed Baqir al-Taki gesprochen, nicht wahr?«
    Impulsiv beschloss O’Hanrahan, zu diesem Punkt doch die Wahrheit zu sagen. »Ja, er hat mir eine Position an der Universität von Teheran angeboten. Haben Sie mich beschatten lassen, als ich in Jerusalem war, Colonel?« O’Hanrahan erinnerte sich an den schwarzen Mercedes und den roten Golf. O’Hanrahan registrierte, daß die Information von dem angebotenen Job in Teheran für Colonel Westin offenbar neu war. »Nun, Patrick, ich versichere Ihnen, das kam für uns nicht ganz unerwartet. Wussten Sie, daß Baqir einer der Studenten war, die 1979 maßgeblich an der Geiselnahme von Amerikanern beteiligt waren?« O’Hanrahan war keineswegs überrascht, spielte aber den Unschuldigen. »War diese Stelle das einzige Thema, um das es bei Ihrem Treffen ging?« fragte Westin.
    »Colonel, ich verstehe eine Menge von islamischen Texten. Man hat mir einen Posten in Teheran angeboten, um über das Christentum zu lehren, da Jesus als der fünfte Prophet des Islam gilt. Für einen pensionierten alten Mann ist ein so aufregendes Angebot sehr verlockend. Als akademischer Lehrer wäre dort mein Auskommen gesichert, und außerdem war die Rede von einer jungen Frau.«
    »Sie alter Hund, Sie.« Der Colonel schlug sich aufs Knie. »Sie schlauer Hund!«
    O’Hanrahan lächelte trübe.
    »Zum Teufel, Opa, Ihnen geht wohl einfach nicht die Puste aus! Sie haben auf jeden Fall mehr vom Leben als ich, das ist sicher.« Westin beugte sich vor. »Was ist Ihr Geheimnis?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: »Sie wollen den Posten natürlich annehmen, oder?«
    O’Hanrahan war noch nicht klar, worauf Colonel Westin hinauswollte, daher antwortete er vorsichtig: »Nun, ich mache mir meine Gedanken, ob es nicht gefährlich ist. Ich weiß, daß der Iran an besseren Beziehungen zum Westen interessiert ist, aber die Mullahs sind immer noch an der Macht, und ich habe kein besonderes Vertrauen zu ihnen. Außerdem muss
    ich erst das Projekt zu Ende führen, an dem ich gerade arbeite.«
    »Die US-Regierung möchte, daß Sie diese Stelle annehmen, Patrick«, flüsterte der Colonel.
    Jetzt kapierte O’Hanrahan. »Und daß ich für die USA spioniere?« Colonel Westin legte geziert die Fingerspitzen aneinander. »Schsch, schsch, wir wissen nicht, ob die Sowjets Wanzen in diesem Büro installiert haben, aber das Wort ›Spion‹ ist auf jeden Fall problematisch. Wir brauchen nur einen intelligenten Mann, der uns von Zeit zu Zeit Bericht erstattet.«
    Diesen Handel fand O’Hanrahan gar nicht so abstoßend. »Die Tickets«, fuhr Westin fort und zog die beiden Flugkarten aus der Jackentasche. »Für morgen, Patrick.«
    O’Hanrahan wurde fast schwindelig. Seltsamerweise beschenkte ihn das Leben sowohl mit dem Matthäusevangelium als auch mit dem Urevangelium Q, und den harim nicht zu vergessen!
    ( Vergisst du dabei nicht jemanden?)
    Der Colonel zog einen Umschlag mit 400 sudanesischen Pfund hervor. »Das sollte für das Hotel und für ein wenig Proviant reichen. Je eher Sie aufbrechen, desto besser, Professor. Eine Reihe seltsamer Typen,
    von bekannten Terroristen bis hin zu Mitgliedern von Oppositionsgruppen, scheint hinter Ihnen her zu sein. Zudem möchte ich nicht, daß irgendein amerikanischer Bürger durch die Krise in Kuwait zu Schaden kommt. Wir haben Berichte, daß Raketen vom Irak in den Sudan verschifft werden, mit denen der Assuan-Staudamm beschossen werden soll.«
    »Jesus«, brummte O’Hanrahan und

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