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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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auf Inseln eintreffenden vorindustriellen Völ­ker unter den dort angetroffenen Arten schwere Verwü-stungen anrichteten ; ob dies auch auf dem Festland ge­schah, bedarf noch weiterer Untersuchungen.
    Nach all diesen Erkenntnissen darüber, daß das Golde­ne Zeitalter durch die Ausrottung von Arten getrübt war, wollen wir uns jetzt mit der Zerstörung von Lebensräu­men beschäftigen. Drei extreme Beispiele, die Archäo­logen Rätsel aufgeben, sind die riesigen Steinbüsten der Osterinsel, die verlassenen Pueblos im amerikanischen Südwesten und die Ruinen von Petra.
    Eine geheimnisvolle Aura hat die Osterinsel stets um­geben, seit sie und ihre polynesischen Bewohner 1722 von dem Niederländer Jakob Roggeveen »entdeckt« wur­den. Mit ihrer Lage 3600 Kilometer westlich von Chi­le im Pazifischen Ozean übertrifft die Osterinsel selbst Henderson in puncto Abgelegenheit. Hunderte bis zu 85 Tonnen schwerer, bis zu 12 Meter hoher Büsten wur­den aus vulkanischen Steinbrüchen gehauen, mehrere Kilometer weit transportiert, aufgerichtet und auf Sockel gestellt, und das alles von Menschen, die weder Me­tall noch das Rad kannten und als einzige Energiequelle Muskelkraft besaßen. Weitere Büsten blieben unvollen­det in den Steinbrüchen oder liegen fertig, aber verlas­sen, in dem Gebiet zwischen den Steinbrüchen und den Sockeln. Der heutige Anblick vermittelt den Eindruck, Steinhauer und Transportmannschaften hätten plötz­lich alles stehen und liegen lassen und seien fortgegan­gen, eine unheimliche Stille hinter sich zurücklassend.
    Bei Roggeveens Ankunft standen noch viele der Bü-sten, wenngleich auch keine neuen mehr gehauen wur­den. Bis 1840 hatten die Osterinsulaner dann selbst alle Büsten von den Sockeln gekippt. Doch wie waren solche gewaltigen Büsten überhaupt transportiert und aufge­stellt worden, warum kippte man sie später um und wa­rum war die Schaffung neuer eingestellt worden ?
    Die erste dieser Fragen fand eine Antwort, als leben­de Osterinsulaner Thor Heyerdahl vorführten, wie ihre Vorfahren Baumstämme als Rollen zum Transport der Büsten und als Hebel bei ihrer Aufrichtung verwen­det hatten. Die anderen Fragen wurden durch späte­re archäologische und paläontologische Untersuchun­gen beantwortet, welche die schauerliche Geschichte der Osterinsel ans Licht brachten. Als Polynesier um 400 n. Chr. mit der Besiedlung der Osterinsel begannen, war diese noch von Wald bedeckt, der nach und nach gero­det wurde, damit Gärten angelegt und Baumstämme für den Bau von Kanus und die Aufrichtung von Büsten ge­wonnen werden konnten. Um 1500 n. Chr. war die Be­völkerung auf 7000 angewachsen (das entspricht mehr als 50 Einwohnern pro Quadratkilometer), und es wa­ren etwa tausend Büsten gehauen und mindestens 324 aufgestellt worden. Doch im Zuge dieser Entwicklung war der Wald so gründlich vernichtet worden, daß am Ende kein einziger Baum mehr stand.
    Eine unmittelbare Folge dieser hausgemachten Ökoka­tastrophe bestand darin, daß die Insulaner keine Baum­stämme mehr für den Transport und die Aufrichtung der Büsten besaßen, so daß deren Anfertigung zum Er­liegen kam. Doch die Entwaldung hatte noch zwei weite­re Konsequenzen, die indirekt zur Hungersnot führten, und zwar zum einen zunehmende Bodenerosion mit der Folge sinkender Ernteerträge und zum anderen die Ver­ringerung des zum Kanubau verfügbaren Holzes mit der Folge, daß weniger Fisch und somit Protein angelandet werden konnte. Unter diesen geänderten Bedingungen war die Bevölkerung jetzt für die Insel zu groß, und die Gesellschaft der Osterinsel brach in einem Holocaust von vernichtenden Kriegen und Kannibalismus zusam­men. Eine Kriegerkaste übernahm die Macht. Speerspit­zen, in Unmengen hergestellt, lagen nun überall in der Landschaft. Die Besiegten wurden verspeist oder ver­sklavt. Rivalisierende Klans stürzten die Büsten der je­weils anderen Gruppe um. Und viele Menschen nahmen Zuflucht in Höhlen. So verkam die einst überreich ge­segnete Insel mit einer der erstaunlichsten Kulturen der Welt zu dem, was sie heute ist : ein karges, mit gefallenen Büsten übersätes Grasland, das weniger als ein Drittel seiner einstigen Bevölkerung ernährt.
    Unser zweites Beispiel der Zerstörung natürlicher Le­bensräume vor Anbruch des Industriezeitalters handelt vom Untergang einer der hochentwickeltsten Indianer­kulturen Nordamerikas. Als spanische Entdecker in den Südwesten der heutigen USA vordrangen,

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