Der dritte Schimpanse
die bei Edmonton ankamen, sicher nicht vorhergesehen. Es muß ein dramatischer Augenblick gewesen sein, als sie plötzlich, nach Verlassen eines übervölkerten, überjagten Alaskas und nach Durchquerung des eisfreien Korridors Herden zahmer Mammute, Kamele und anderer Wildtiere erblickten. Vor ihnen breitete sich bis zum Horizont die Prä-rie aus. Im Gegensatz zu Kolumbus und den Pilgervä-tern müssen sie nach einer Zeit der Erkundung erkannt haben, daß keine Menschenseele in dem Land wohnte, das vor ihnen lag, und daß sie die wahrhaft ersten Ankömmlinge in einem fruchtbaren Land waren. Jene Edmonton-Pilger hatten ebenfalls guten Grund zum Feiern eines Thanksgiving Day .
Kapitel 19
Die zweite Wolke
Vor unserer Generation brauchte sich niemand darum zu sorgen, ob es für die nächste Generation ein Überleben und einen Planeten, auf dem zu leben sich lohnt, geben würde. Wir sind die ersten, die sich solche Fragen nach der Zukunft unserer Kinder stellen müssen. Einen großen Teil unserer Zeit verbringen wir damit, unserem Nachwuchs beizubringen, wie er später für sich sorgen und mit anderen Menschen gut auskommen kann. Immer öfter fragen wir uns nun, ob all das vielleicht vergebliche Mühe ist.
Den Grund für diese Sorgen liefern zwei dunkle Wolken, die über uns schweben – Wolken mit ähnlichen potentiellen Folgen, wenngleich wir sie recht unterschiedlich betrachten. Die erste, die Gefahr eines atomaren Holocausts, zeigte sich erstmals in der Wolke über Hiroshima. Niemand bestreitet, daß diese Gefahr real ist, da riesige atomare Waffenarsenale angehäuft wurden und Politiker sich in der Vergangenheit immer wieder verkalkulierten. Niemand bestreitet ferner, daß ein atomarer Holocaust schlimme Folgen für uns hätte und vielleicht sogar die ganze Menschheit vernichten würde. Diese Gefahr spielt im politischen Weltgeschehen der Gegenwart eine zentrale Rolle. Uneinigkeit herrscht nur in bezug auf den Umgang mit dem Problem – ob wir beispielsweise eine vollständige oder teilweise atomare Abrüstung, ein atomares Gleichgewicht oder atomare Überlegenheit anstreben sollten.
Die zweite Wolke ist die Gefahr einer globalen Umweltkatastrophe, für die ein vieldiskutierter Grund das allmähliche Aussterben der meisten Arten sein könnte. Im Gegensatz zur Frage des atomaren Holocausts herrscht völlige Uneinigkeit darüber, ob die Gefahr eines massenhaften Artensterbens real ist und inwieweit wir davon betroffen wären, wenn es dazu käme. Eine in diesem Zusammenhang oft erwähnte Schätzung besagt, daß durch das Wirken des Menschen in den letzten Jahrhunderten rund ein Prozent aller Vogelarten ausgestorben sind. In der Debatte um diese Zahl steht auf der einen Seite jene große Gruppe aus vor allem Wirtschaft swissenschaftlern und Industriellen, aber auch einigen Biologen und vielen Laien, die meinen, der Verlust von einem Prozent wäre, selbst wenn er der Realität entspräche, ohne weiteres zu verkraften. Vertreter dieser Auffassung argumentieren jedoch, daß ein Prozent noch eine krasse Über treibung darstelle, daß die meisten Arten für uns überflüssig seien und uns nicht einmal Schaden erwüchse, wenn zehnmal so viele Arten verlorengingen. Auf der anderen Seite stehen die vielen im Umweltschutz engagierten Biologen und eine wachsende Zahl von Mitgliedern verschiedener Umweltinitiativen, die davon ausgehen, daß es sich bei der Ein-Prozent-Schätzung um eine krasse Unter treibung handelt und daß ein massenhaftes Artensterben die menschliche Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen oder gar ein Überleben unmöglich machen würde. Offenbar macht es einen großen Unterschied für unsere Kinder, welcher dieser beiden Standpunkte der Wahrheit näherkommt.
Die Gefahren eines atomaren Holocausts und einer globalen Umweltkatastrophe sind die beiden wirklich drängenden Probleme, denen die Menschheit heute gegenübersteht. Im Vergleich dazu verblaßt sogar die Bedeutung von Krebs, AIDS und ungesunder Ernährung, denen wir soviel Aufmerksamkeit schenken, da diese Probleme keine Gefahren für das Überleben der Menschheit insgesamt darstellen. Sollte es gelingen, Atom- und Umweltkatastrophen zu verhindern, werden wir noch jede Menge Zeit dafür haben, vergleichsweise »Bagatellen« wie Krebs zu besiegen. Mißlingt jedoch die Abwendung dieser beiden Hauptgefahren, ist uns auch mit einem Sieg über den Krebs nicht gedient.
Wie viele
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