Der dritte Schimpanse
Profis zeigen, die einen in einem engen Flußbett gestellten, zu Tode erschrockenen Mammut aus sicherer Entfernung mit Speeren erledigen.
Bedenken Sie auch, daß die Großsäugetiere der Neuen Welt wahrscheinlich vor Ankunft der Clovis-Jäger noch nie Menschen gesehen hatten, sofern es stimmt, daß diese die ersten Ankömmlinge in der Neuen Welt waren. Von der Antarktis und den Galapagos-Inseln kennen wir das zahme Verhalten von Tieren, deren Evolution in Abwesenheit des Menschen erfolgte. Als ich in Neuguinea die entlegene, von Menschen unbesiedelte Foja-Bergregion besuchte, stellte ich fest, daß die großen Baumkänguruhs dort so zahm waren, daß ich mich ihnen bis auf ein paar Schritte nähern konnte. Vermutlich waren die Großsäugetiere der Neuen Welt genauso arglos und wurden getötet, bevor sie Zeit hatten, die Furcht vor Menschen zu erlernen.
Konnten die Clovis-Jäger die Mammute schnell genug getötet haben, um sie ganz auszurotten ? Nehmen wir wieder an, daß eine Quadratmeile im Durchschnitt 2,5 Jä-ger und Sammler und (wie im Fall heutiger Elefanten in Afrika) einen Mammut ernährt und daß ein Viertel der Clovis-Bevölkerung aus erwachsenen Männern bestand, von denen jeder alle zwei Monate einen Mammut tötete. Das ergibt sechs getötete Mammute auf vier Quadratmeilen im Jahr, so daß den Mammuten weniger als ein Jahr Zeit blieb, um ihren Bestand durch Fortpflanzung dennoch konstant zu halten. Von Elefanten wissen wir jedoch, daß sie sich nur langsam fortpflanzen und mehr als 20 Jahre für die Reproduktion ihres Bestandes benötigen, und nur wenige Arten von Großsäugetieren bringen dies schneller als in drei Jahren zuwege. Es ist durchaus plausibel, daß die Clovis-Jäger nur ein Jahr brauchten, um die Großsäugetiere an einem Ort auszurotten, und dann zum nächsten weiterzogen. Beim Versuch, dafür Hinweise zu finden, suchen Archäologen nach Stecknadeln in einem fossilen Heuhaufen : nach den Knochen der innerhalb einer kurzen Zeitspanne erlegten Mammute inmitten der Knochen all jener, die im Laufe Hunderttausender von Jahren auf natürliche Weise starben. Da ist es kein Wunder, daß so wenige Mammutkadaver mit Clovis-Speerspitzen zwischen den Rippen gefunden wurden.
Aber was konnte einen Clovis-Jäger überhaupt dazu veranlassen, alle zwei Monate einen Mammut zu töten, wenn ein 5000 Pfund schweres Exemplar eine Ausbeute von 2500 Pfund Fleisch ergab, von dem sich der Jäger, seine Frau und zwei Kinder bei einem Verbrauch von zehn Pfund am Tage zwei Monate ernähren konnten ? Zehn Pfund mag nach enormer Gefräßigkeit klingen, doch in Wirklichkeit kommt diese Menge der täglichen Fleischration pro Person im Gebiet der sich nach Westen vorschiebenden Grenze der USA im letzten Jahrhundert recht nahe. Und dabei nehme ich noch an, daß alle 2500 Pfund Mammutfleisch tatsächlich verspeist wurden. Doch um es zwei Monate aufzubewahren, hätte man das Fleisch trocknen müssen. Würden Sie sich die Mühe machen, eine Tonne Fleisch zu trocknen, wenn Sie nur hingehen und einen frischen Mammut zu töten brauchten ? Vance Haynes stellte dazu fest, daß die von den Clovis-Jägern getöteten Mammute nur zum Teil geschlachtet waren, was auf eine sehr verschwenderische und wählerische Verwendung von Fleisch durch jene inmitten eines Wildüberflusses lebenden Menschen schlie-ßen läßt. Wahrscheinlich diente die Jagd gar nicht nur der Erbeutung von Fleisch, sondern auch der Gewinnung von Elfenbein und Häuten oder der Demonstration von Männlichkeit. Ähnlich wurden in der Neuzeit Robben und Wale wegen ihres Öls und ihrer Felle gejagt, während man das Fleisch verrotten ließ. In neuguineischen Fischerdörfern sah ich oft die Kadaver von großen Haien, die nur wegen ihrer Flossen getötet worden waren, um daraus die berühmte Suppe herzustellen.
Nur zu vertraut sind uns die Blitzkriege, durch die Europäer in der Neuzeit Büffel, Wale, Robben und viele andere Großtierarten beinahe ausrotteten. Neuere archäologische Entdeckungen auf Inseln haben gezeigt, daß solche Blitzkriege auch in früheren Zeiten jedesmal das Ergebnis waren, wenn Jägervölker in eine Gegend vorstießen, deren Tierwelt nicht an Menschen gewöhnt war. Da also das Zusammentreffen von Menschen und arglosen Großtieren stets mit einer Ausrottungswelle endete, wie könnte es da anders gewesen sein, als Clovis-Jäger in die Neue Welt eindrangen?
All dies hatten die ersten Jäger,
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