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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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schwächeren Alarmrufe ertönt als Reaktion auf das Er­scheinen fremder Menschen und bewirkt, daß die Meer­katzen leise in einem Busch verschwinden oder sich in einen Baumwipfel begeben. Die postulierten Funktio­nen dieser drei schwächeren Alarmrufe wurden jedoch bislang noch nicht mit Tonbandexperimenten getestet und sind somit unbewiesen.
    Auch in der Interaktion miteinander werden Grunz­laute ausgestoßen. Selbst für Wissenschaftler, die sich jahrelang mit den Grünen Meerkatzen beschäftigten, klingen diese »sozialen Grunzlaute« alle gleich. Als man sie aufzeichnete und eine elektronische Lautanalyse vornahm, schienen sich die Frequenzspektren auf dem Bildschirm zu gleichen. Erst bei genauer Ausmessung der Spektren konnten Cheney und Seyfarth (manchmal, aber nicht immer !) durchschnittliche Unterschiede zwi­schen den in vier sozialen Situationen ausgestoßenen Grunzlauten ermitteln : Wenn sich eine Meerkatze einer dominanten Meerkatze nähert, wenn sie sich einer un­tergeordneten nähert, wenn sie eine andere beobachtet und wenn sie eine konkurrierende Horde erblickt.
    Als die Forscher den Meerkatzen die aufgezeichneten Grunzlaute aus den vier verschiedenen Kontexten vor­spielten, zeigten diese feine Unterschiede in ihrem Ver­halten. Zum Beispiel blickten sie in Richtung des Laut­sprechers, wenn der Grunzlaut ursprünglich im Kontext »Annäherung an dominante Meerkatze« aufgezeich­net worden war, während sie in die Richtung schauten, in die der Ruf abgespielt wurde, wenn er ursprünglich im Kontext »Erblicken einer konkurrierenden Horde« aufgezeichnet worden war. Weitere Beobachtungen der Meerkatzen in der Natur ergaben, daß ihre natürlichen Rufe ebenfalls diese feinen Verhaltensunterschiede her­vorriefen.
    Grüne Meerkatzen erkennen jede Nuance in den Ru­fen natürlich viel genauer als wir. Ihnen bloß zuzusehen und zuzuhören, ohne ihre Rufe aufzuzeichnen und ihnen vorzuspielen, ergab keinen Hinweis darauf, daß sie über mindestens vier verschiedene Grunzlaute – und viel­leicht noch weit mehr – verfügen. Wie Seyfarth schreibt, ähnelt die Beobachtung von Meerkatzen, die sich gegen­seitig angrunzen, sehr der Beobachtung von Menschen, die in eine Konversation vertieft sind, ohne daß man hö-ren kann, was sie sagen. Es gibt keine oftpnsichtlichen Reaktionen oder Erwiderungen auf die Grunzlaute, so daß alles sehr mysteriös wirkt, jedenfalls so lange, bis man die Laute aufzeichnet und ihnen vorspielt. Aus die­sen Entdeckungen wird deutlich, wie leicht der Umfang des Laut-Repertoires von Tieren unterschätzt wird.
    Die Grünen Meerkatzen aus dem Amboseli-Park besit­zen mindestens zehn »Wörter«, und zwar für »Leopard«, »Adler«, »Schlange«, »anderes gefährliches Säugetier«, »unbekannter Mensch«, »dominante Meerkatze«, »un­tergeordnete Meerkatze«, »Beobachtung einer anderen Meerkatze« und »Erblicken einer konkurrierenden Hor­de«. Doch fast jede Entdeckung von Elementen mensch­licher Sprache bei Tieren stößt auf die entschiedene Skepsis vieler Wissenschaftler, die von der sprachlichen Kluft zwischen Mensch und Tier überzeugt sind. Es ist, als würde es ihnen bequemer erscheinen, den Menschen weiter als einzigartig anzusehen und jedem mit einer anderen Meinung die Beweislast aufzubürden. Solan­ge kein hieb- und stichfester Beweis erbracht ist, wird jede Hypothese über sprachähnliche Elemente bei Tie­ren als überflüssig erachtet und abgelehnt. Mir persön­lich kommen dagegen die Alternativhypothesen, mit de­nen die Skeptiker versuchen, tierisches Verhalten zu er­klären, nicht selten viel komplizierter vor als die simple und oft plausible Erklärung, daß der Mensch eben nicht so einzigartig ist.
    Man könnte eigentlich meinen, es sei doch nicht un­bescheiden, die verschiedenen Rufe, mit denen die Grü-nen Meerkatzen auf Leoparden, Adler und Schlangen reagieren, so zu verstehen, daß sie sich tatsächlich auf diese Tiere beziehen oder als Botschaften an Artgenos­sen gerichtet sind. Doch die Skeptiker gehen lieber da­von aus, daß nur Menschen in der Lage seien, absichtlich Signale auszusenden, die sich auf äußere Objekte oder Ereignisse beziehen. Entsprechend wurde als Erklärung angeboten, die Alarmrufe seien nur eine unfreiwillige Bekundung der jeweiligen emotionalen Befindlichkeit (»Ich habe tierische Angst !«) oder einer Absicht (»Gleich hüpf ich auf’n Baum«). Schließlich treffen solche Erklä-rungen ja für einige unserer eigenen

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