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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Vertrauen gewinnen und ans Licht bringen kann, was in ihrem Kopf vorgeht.«
    Berrington spürte, wie Wut in ihm aufkeimte. »Ich weiß schon, an wen du denkst …«
    »Da kommt sie schon, die Person«, sagte Jim.
    Im Flur waren Schritte zu hören. Kurz darauf trat Berringtons Sohn ins Zimmer.
    »Hi, Dad«, sagte er. »Hallo, Onkel Jim! Onkel Preston, wie geht’s?«
    Berrington betrachtete ihn mit einer Mischung aus Stolz und Sorge. Der Junge sah einfach glänzend aus in seinen marineblauen Kordsamthosen und dem himmelblauen Baumwollpulli. Er weiß, wie man sich kleidet, dachte Berrington, das hat er von mir. »Wir müssen miteinander reden, Harvey«, sagte er.
    Jim erhob sich. »Wie war’s mit ‘nem Bierchen, Junge?«
    »Ja, gerne«, sagte Harvey.
    Jim hatte die unangenehme Neigung, Harvey in seinen schlechten Angewohnheiten noch zu unterstützen. »Trinken könnt ihr später«, sagte Berrington scharf. »Ihr zwei, Jim und Preston, laßt uns jetzt bitte mal unter vier Augen miteinander sprechen. Ihr könnt solange in den Empfangssalon gehen.«
    Das war ein streng förmlicher Raum, den Berrington nie benutzte.
    Preston und Jim verschwanden. Berrington stand auf und drückte Harvey an die Brust.
    »Ich liebe dich, mein Sohn«, sagte er, »obwohl du ein echter Tunichtgut bist.«
    »Ich? Ein Tunichtgut?«
    »Na ja, was du da mit dem armen Mädchen im Keller von dieser Sporthalle angestellt hast, das war schon schlimm. Was Schlimmeres kann ein Mann kaum tun.«
    Harvey zuckte mit den Achseln.
    Mein Gott, es ist mir nicht gelungen, ihm irgendein Gefühl für Recht und Unrecht beizubringen, dachte Berrington. Doch inzwischen war es zu spät für solche reumütigen Einsichten. »Setz dich und hör mir ein paar Minuten lang zu.«
    Harvey nahm Platz.
    »Deine Mutter und ich haben jahrelang versucht, ein Kind zu be kommen, aber es klappte nicht«, begann er. »Preston beschäftigte sich damals mit künstlicher Befruchtung. Bei der In-vitro -Konzeption wer den das Spermium und das Ei im Labor zusammengebracht und der Embryo dann der Mutter eingepflanzt.«
    »Willst du damit sagen, daß ich ein Retortenbaby war?«
    »Das ist ein Geheimnis, das du niemandem verraten darfst, dein ganzes Leben lang nicht. Nicht einmal deiner Mutter.«
    »Sie weiß das nicht?« fragte Harvey verblüfft.
    »Nein. Und es kommt noch etwas anderes hinzu: Preston hat einen Embryo aufgeteilt - mit dem Ergebnis, daß Zwillinge entstanden.«
    »Ach so, das ist dann der Bursche, der wegen der Vergewaltigung festgenommen wurde?«
    »Preston hat den Embryo mehrfach geteilt.«
    Harvey nickte. Alle verfügten sie über die gleiche rasche Auffassungsgabe. »Wie viele sind es?« fragte er.
    »Acht.«
    »Das ist ja ein Hammer! Und der Same stammte wohl von dir, oder?«
    »Nein.«
    »Von wem dann?«
    »Von einem Lieutenant der Armee aus Fort Bragg: groß, stark, fit, intelligent, aggressiv, gutaussehend.«
    »Und die Mutter?«
    »War Zivilistin, eine Sekretärin aus West Point. Sie war von der Natur ebenso begünstigt.«
    Ein verletztes Grinsen verzerrte das hübsche Gesicht des jungen Mannes. »Meine wahren Eltern.«
    Berrington zuckte zusammen. »Nein, das stimmt so nicht«, sagte er. »Du bist im Leib deiner Mutter gewachsen. Sie hat dich geboren - unter großen Schmerzen, glaub mir. Wir haben dich deine ersten wackeligen Schritte machen sehen, haben dir Löffelchen mit Kartoffelbrei in den Mund geschoben und uns über deine ersten Sprechversuche gefreut.«
    Es war Berrington nicht möglich, aus Harveys Gesichtsausdruck zu schließen, ob er ihm glaubte oder nicht.
    »Ja, verdammt - unsere Liebe zu dir wuchs und wuchs, obwohl du immer weniger liebenswert wurdest! Jedes Jahr die gleichen Beurteilungen in der
    Schule: ›Er ist sehr aggressiv, hat noch nicht gelernt zu teilen, schlägt die anderen Kinder, hat Schwierigkeiten bei Mannschaftsspielen, stört den Unterricht, muß noch lernen, Angehörige des anderen Geschlechts zu respektieren …‹ Jedesmal wenn du von der Schule geflogen bist, haben wir anderswo Klinken geputzt und gebettelt, daß sie dich aufnehmen. Wir haben mit Engelszungen auf dich eingeredet, haben dich geprügelt, haben dir das Taschengeld und andere Vergünstigungen entzogen und dich zu drei verschiedenen Kinderpsychologen geschleppt. Du hast uns das Leben ganz schön schwer gemacht.«
    »Soll das heißen, daß ich eure Ehe ruiniert habe?«
    »Nein, mein Sohn, das habe ich selbst zu verantworten. Was ich dir klarzumachen versuche, ist, daß

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