Der Dritte Zwilling.
Chef, oder etwa nicht?«
»Die JFU ist eine Universität, Jim, nicht die U.S. Army!«
»Wir sollten nicht so laut sprechen, Jungs«, sagte Preston nervös. Er trug eine Brille mit schmalen Gläsern und schwarzem Gestell, ein Modell, wie er es seit 1959 trug - so lange, daß derartige Brillen schon wieder in Mode kamen, wie Berrington bemerkt hatte. »Wir wußten, daß irgendwann so etwas geschehen konnte. Ich schlage vor, wir übernehmen die Initiative und geben frei heraus alles zu.«
»Alles zugeben?« erwiderte Jim ungläubig. »Wirft uns denn jemand vor, wir hätten etwas falsch gemacht?«
»So könnten die Leute es betrachten …«
»Ich möchte dich daran erinnern, daß die CIA den Bericht erstellt hat, der alles in Gang brachte. ›Neue Entwicklungen der sowjetischen Wissenschaft.‹ Präsident Nixon persönlich sagte damals, seit der Meldung, daß den Russen die Kernspaltung gelungen sei, wäre keine so alarmierende Nachricht aus Moskau gekommen.«
»Vielleicht entsprach der Bericht nicht den Tatsachen«, meinte Preston.
»Wir sind aber davon ausgegangen. Und was noch wichtiger ist - unser Präsident hielt den Bericht für authentisch. Kannst du dich noch erinnern, wie verdammt unheimlich das damals war?«
Und ob Berrington sich daran erinnern konnte. Die CIA hatte behauptet, daß die Sowjets ein Zuchtprogramm für Menschen entwickelt hätten. Sie wollten perfekte Wissenschaftler hervorbringen, perfekte Schachspieler, perfekte Sportler – und perfekte Soldaten. Nixon hatte der Abteilung für medizinische Forschung der U.S. Army - wie sie damals hieß - befohlen, ein paralleles Programm zu entwickeln. Jim Proust war mit diesem Projekt betraut worden.
Er hatte sich damals umgehend an Berrington gewandt und ihn um Mithilfe gebeten. Einige Jahre zuvor hatte Berrington alle Welt geschockt - besonders seine Frau Vivvie -, indem er genau zu einem Zeitpunkt, als unter den Amerikanern seines Alters eine Antikriegs-stimmung aufkam, der Armee beigetreten war. In Fort Detrick in Frederick, Maryland, hatte Berrington mit Studien über Erschöpfungszustände bei Soldaten begonnen. In den frühen siebziger Jahren war er der weltweit führende Experte auf dem Gebiet der Vererbbarkeit soldatischer Eigenschaften wie Aggressivität und Stehvermögen.
Derweil waren Preston, der in Harvard geblieben war, eine Reihe wissenschaftlicher Durchbrüche gelungen, was das Verständnis der menschlichen Befruchtung betraf. Berrington hatte ihn überredet, die Universität zu verlassen, und Preston Barck wurde Teil des gewaltigen Forschungsprojekts, das unter Prousts und Berringtons Federführung stattfand.
Es war Berringtons stolzester Augenblick gewesen. »Ich kann mich noch daran erinnern, wie aufregend es war«, sagte er. »Wir gehörten zur Elite der Wissenschaft, wir haben Amerika wieder in Ordnung gebracht, und der Präsident hatte uns gebeten, diesen Job für ihn zu erledigen.«
Preston stocherte mit der Gabel im Salat. »Die Zeiten haben sich geändert. Wenn heute jemand sagt: ›Ich habe dies oder das getan, weil der Präsident der Vereinigten Staaten mich darum gebeten hat‹, zählt das nicht mehr als Entschuldigung. Man hat Leute schon ins Gefängnis gesteckt, weil sie Anweisungen des Präsidenten befolgten.«
»Aber was sollen wir damals denn verkehrt gemacht haben?« sagte Jim gereizt.
»Es war ein Geheimprojekt, sicher. Aber was hätten wir denn zu gestehen, um Himmels willen?«
»Daß wir verdeckt weitergearbeitet haben«, sagte Preston. Jim errötete unter seiner Sonnenbräune. »Wir haben das Projekt in den privaten Bereich verlagert.«
Das ist Haarspalterei, dachte Berrington, sprach es aber nicht aus, um Jim nicht zu verärgern. Diese Komiker vom Komitee für die Wiederwahl des Präsidenten waren ins Watergate-Hotel eingebrochen, und in ganz Washington hatten sich Furcht und Schrecken verbreitet. Damals hatte Preston die Genetico gegründet, als private Kommanditgesellschaft, und Jim hatte dem Unternehmen genug Verträge mit dem Militär verschafft - normale, unverfängliche Aufträge -, daß es sich wirtschaftlich über Wasser halten konnte. Nach einiger Zeit aber wurden die Genetico-Kliniken für künstliche Befruchtung dermaßen einträglich, daß die Gewinne in das Forschungsprogramm investiert werden konnten, ohne daß weitere Hilfe von Seiten des Militärs erforderlich war. Berrington kehrte in die akademische Welt zurück, und Jim wechselte von der Armee zur CIA und von dort in den
Weitere Kostenlose Bücher