Der Druiden-Schatz
war aus der Tiefe des Grabes aufgeklungen, und er brach blitzschnell ab.
Also doch…
Und dann kamen sie.
Als hätte ich sie durch mein Kreuz gerufen, drehten sie sich an den Stellen aus dem Boden, wo die sechs Diener des Druiden begraben worden waren. Aber nicht sie kamen, sondern ihre Schatten. Mit lebenden Toten, die aus der Erde stiegen, konnte ich etwas anfangen, das hatte ich schon des öfteren erlebt, aber nicht mit diesen geheimnisvollen Schatten, die sich aus den Tiefen lösten und gegen die ich keine Waffe besaß, denn sie bestanden nicht aus Materie, sondern waren feinstofflich.
Guywano hatte sie zum Hüter des Grabes ernannt, und diese Aufgabe nahmen sie ernst.
Ich war eingekreist.
Vor, neben und hinter mir lauerten die gestaltlosen Wesen, um den Kreis immer enger zu schließen und sich in meine Richtung zu drängen. Ich hatte das Kreuz aktiviert, doch diesmal hatte es mir nicht helfen können und sich auf die andere Seite gestellt.
Es war zum Heulen…
Kein Geräusch war zu vernehmen. Zwar berührten die Schatten noch den Boden, doch sie strichen wie der Wind durch das Gras. Ich spürte ihre Nähe. Es war ein seltsamer Druck, der mich umfangen hielt, und innerhalb meines Körpers begann ein unnatürliches Vibrieren. Irgend jemand schien das Blut aus meinen Adern gesaugt zu haben, um sie statt dessen mit elektrischem Strom zu füllen.
So jedenfalls kam ich mir vor.
Nur übertrug sich das Zittern nicht auf Arme oder Beine, sondern blieb allein auf das Innere des Körpers beschränkt.
Verdammt, weshalb hatte das Kreuz nicht reagiert!
Ich starrte es an wie ein im Meer treibender Schiffbrüchiger die an ihm vorbeiziehende Planke, nach der er greifen wollte. Fast höhnisch schienen mich die Zeichen der Erzengel anzulachen, denn sie strahlten in einem intensiven Grün.
Das M für Michael, das G für Gabriel, das R für Raffael und das U für Uriel.
Gegen den Teufel hatte mir das Kreuz so oft geholfen, hier behielt es seine Kräfte für sich. Meine Kehle wurde trocken. Der Körper schien sich verändert zu haben, ich spürte ihn zwar noch, aber er war seltsam leicht geworden, und als ich versuchte, mich zu bewegen, schaffte ich keinen Schritt.
Ich blieb auf dem Grab.
Und ich hörte die Stimme.
Es war ein fürchterliches Grunzen und Jaulen, das mir aus der Tiefe entgegenklang. Ein Heulen und Jammern, wie es nur jemand ausstoßen konnte, der unter großem Druck stand oder starke Schmerzen litt. Dort erwartete man mich…
Aber ich wollte nicht.
Nein, nicht in dieser schrecklichen Vergangenheit ein noch schrecklicheres Dasein führen, um irgendwann einmal… Die Schatten waren da!
Ich hatte nichts dagegen unternehmen können, und ihre nahe Anwesenheit unterbrach meine Gedanken.
Noch tanzten sie vor meinen Augen in einem zuckenden, wilden Reigen, der von den aus der Tiefe dringenden Lauten begleitet wurde. Bald würde es anders aussehen, dann hatten sie mich und… Sie fielen über mir zusammen.
In diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, zu sterben. Einen fürchterlichen Tod zu erleiden, denn in meinem Körper spielten sich Dinge ab, über die ich kaum noch nachdenken konnte, weil sie für mich einfach nicht faßbar waren.
Alles veränderte sich.
Mein Blut, die Adern, die Gefäße, und ich hatte das Gefühl, mich aufzulösen.
Starr schaute ich auf meine rechte Hand, mit der ich das Kreuz umklammert hielt. Die Erkenntnis traf mich schockartig. Ich hatte nicht nur das Gefühl, mich aufzulösen, meine Konturen verschwammen bereits. Und zwar in Höhe des Gelenks, wo die Kraft des Kreuzes nicht mehr so wirksam war.
Die Furcht wurde zur Todesangst!
In diesen Augenblicken kam ich mir vor wie damals, als man mich auf den Zeiger der Knochenuhr gespannt hatte. Auch da war ich ohne Chance gewesen. Nur hatte man mich an die Uhr gefesselt gehabt, hier war ich frei und stand dennoch in einem Bann, denn die unheimliche Magie der Druiden und das Erbe Aibons ließen mich nicht mehr los. Auflösen würde ich mich…
Deshalb die Vibrationen in meinem Körper, die wahrscheinlich ein Zeichen oder Vorzeichen für diese Auflösung waren. Oder nicht?
Es ging mir wieder etwas besser, als ich noch einmal auf meine Hand schaute.
Das Gelenk war wieder vorhanden. Dafür leuchtete das Kreuz noch stärker, und ich hatte das Gefühl, als wäre es dabei, gewaltige Gegenkräfte aufzubauen.
Auch veränderte sich dabei das Material. Silber oder eine Silberlegierung ist nie so hart wie Stein, aber auch nicht weich, wie
Weitere Kostenlose Bücher