Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Monate später zu Hause, und man nahm mich nicht mal auf die Beerdigung mit; wieder mal meinte man, ich sei zu jung. So hatte ich gar keine Möglichkeit, um sie zu trauern.
Meine erste wirkliche Trauer erlebte ich, als viele Jahre später meine erste Frau starb. Da trauerte ich dann ein ganzes Jahr lang.
JEFF: Hast du damals dann auch um deine Mom getrauert, also bei diesem Anlass eine Art »Mittrauergelegenheit« bekommen?
BERNIE: Ja, es war ein schon ein bisschen komisch, dass ich neunundfünfzig Jahre alt werden musste, um endlich um meine Mutter zu trauern, die mehr als fünfzig Jahre zuvor gestorben war. Ich hatte damals schon eine Menge auf die Beine gestellt. Auch meine Frau war inzwischen Lehrerin – wir hatten zusammen die Gemeinschaft der Zen Peacemakers gegründet –, und ich hatte beschlossen, das Lehren aufzugeben, weil ich meinte, dass sie nun an der Reihe sei. Ich dachte, ich hätte meine Arbeit erledigt und würde womöglich bald sterben. Stattdessen starb dann sie, kurz vor Vollendung ihres siebenundfünfzigsten Lebensjahres.
JEFF: Als mein Vater starb, war das ein großer Kummer für mich, aber irgendwie fühlte es sich »vollendet« an. Wir hatte uns oft gesagt, wie sehr wir einander liebten. Ich erinnere mich an einen Tag, als wir uns über die Übergabe des Stabs beim Staffellauf unterhielten. So war unsere Beziehung. Wir spürten das richtig, spürten etwas wie: Ich gehe für uns beide; ich trage unseren Geist weiter . Als er starb, weinte ich um ihn und betrauerte ihn. Gleichzeitig fühlte ich mich im Reinen mit ihm. Doch während ich jetzt davon rede, frage ich mich, ob das wirklich alles so stimmt. Vielleicht gibt es da ja eine Gefühlsebene, die zu erleben ich noch gar nicht bereit bin.
Als meine Mutter uns verließ, empfand ich etwas viel Schneidenderes. War es Schuld? Ich kam etwa eine halbe Stunde zu spät. Ich erinnere mich an ihren Bruder, der gerade in dem Moment, als ich eintrat, um sie zu besuchen, aus dem Haus kam und meinte: »Sie ist tot.« Beau und Cindy saßen an ihrem Bett, weinten und hielten ihr voller Liebe die Hände. Mir jedoch fiel es schwer, mich in diesem Moment zu öffnen. Die Tiefe des Verlusts und der Gefühle war ein bisschen wie damals, als ich bei dem Joy of Singing -Workshop meinen Song für Sue fast nicht singen konnte, weil ich einfach zu überwältigt war.
Irgendwie bin ich mir nicht so recht sicher, ob sie wirklich fort sind. Ich spüre die Gegenwart meiner Eltern so stark, in mir, in meinen Kindern. Aber es gibt da auch etwas Unvollendetes, etwas, was nicht ganz ausgebrütet wurde. Vielleicht wird es das ja nie, oder vielleicht ist es das ja auch und das war’s schon, so sehen die Vögel halt aus.
Eines Abends lasen meine Mom und ich zufällig das Gedicht The Lanyard von Billy Collins, der einmal Poeta Laureatus der Vereinigten Staaten war. Der grobe Inhalt des Gedichts ist etwa folgender: Du hast mir das Leben gegeben, du hast mir alles gegeben, was ich zum Leben brauche, und ich bin ins Ferienlager gefahren und habe dir ein Schlüsselband geflochten . Will heißen: Wie soll ich dir je vergelten, was du für mich getan hast? Und ich machte dir ein Schlüsselband, das du mit den Worten, Oh, wie schön, entgegennahmst.
12 Tut mir leid, hab grad nicht zugehört
JEFF: Als ich 1974 in Den Letzten beißen die Hunde r) , dem ersten Film Michael Ciminos, mitspielte, verliebte ich mich in Montana. Zwei Jahre später machte ich da oben mit Sam Waterston einen Film mit dem Titel Rancho Deluxe . Wir drehten an einem Ort namens Chico Hot Springs. Während wir mit Sam, Richard Bright, Harry Dean Stanton und mir eine Szene im Whirlpool drehten, entdeckte ich dieses Mädchen. Ich konnte den Blick nicht von ihr wenden. Sie war nicht nur hinreißend, sondern hatte auch zwei blau geschlagene Augen und eine erst kurz zuvor gebrochene Nase. Irgendetwas an ihrer Schönheit und ihrer Verunstaltung zog mich in ihren Bann. Jedes Mal, wenn ich einen Blick auf sie erhaschte, ertappte sie mich dabei. Nach der Arbeit nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte sie: Hätten Sie Lust, mit mir auszugehen? Sie lehnte ab. Ich fragte sie noch einmal, und sie sagte wieder Nein, es sei eine kleine Stadt, vielleicht begegne man sich ja später noch. Die Worte erwiesen sich als prophetisch, und eines Abends in der Stadt tanzten wir miteinander, und ich verliebte mich in sie.
Am nächsten Tag hatte ich einen Termin mit Duane Lindeman, einem Immobilienmakler, der
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