Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Sein einziger Fehler war, dass er zu viel redete und sich ständig wiederholte, was seine Patienten schier zur Verzweiflung brachte. Wer allerdings Wert darauf legte, dass sich eine Nachricht in Windeseile verbreitete, war bei ihm an der richtigen Adresse: In diesem Punkt konnte es der Doktor mit jeder Buschtrommel aufnehmen. Und genau darauf beruhte Heath’ Plan.
Fast drei Stunden später als versprochen traf Dr. Ashbourne in Bungaree ein. Ralph, der nach wie vor starke Schmerzen hatte, hatte schon befürchtet, er werde überhaupt nicht mehr kommen. Da der Arzt trotz des Elends, mit dem er in seinem Beruf konfrontiert wurde, normalerweise ein ausgeglichener, fröhlicher Mensch war, fiel Jack gleich auf, wie bedrückt er an diesem Nachmittag wirkte. Schweigend untersuchte er Ralphs Verletzungen, säuberte die Wunden und legte einen frischen Verband an.
»Sieht gut aus«, meinte er schließlich. Ralph war erleichtert, als er das hörte. Da er wegen der Schmerzen in der vergangenen Nacht fast kein Auge zugetan hatte, war er völlig erschöpft. »Es ist zum Glück nichts entzündet. Damit das so bleibt, muss der Verband aber jeden Tag gewechselt werden. Ich werde ein paar Binden dalassen. Man kann sie mehrmals verwenden, wenn sie nach dem Gebrauch ausgekocht werden.«
»Ich werde mich darum kümmern«, sagte Sybil sofort. Sowohl Jack als auch Abbey sahen sie überrascht an.
»Danke, Sybil«, sagte Clarence, und auch Ralph bedankte sich. »Wie gesagt, wichtig ist, dass der Verband regelmäßig erneuert wird«, betonte der Arzt noch einmal.
»Sie können sich auf mich verlassen, Doktor«, versicherte Sybil ihm.
Clarence nickte. Dann stellte er Clementine und Ralph einige Fragen, um sicherzugehen, dass der Qualm, den sie eingeatmet hatten, keine weiteren gesundheitlichen Schäden herbeigeführt hatte.
Nachdem Sabu ein paar Minuten später Tee und Gebäck serviert und alle sich bedient hatten, fragte Jack: »Wurden Sie heute schon zu einem Notfall gerufen?« Er sah den Arzt, der so ganz anders war als sonst, neugierig an.
»Ja«, erwiderte Clarence mit ungewohnt ernster Miene. »Ich war gerade in Mintaro, als ich nach Martindale Hall gerufen wurde.«
»Martindale Hall?«, wiederholte Jack stirnrunzelnd.
»Richtig.« Der Doktor nickte und seufzte. »Es ist mein Beruf, Verletzungen und Krankheiten zu behandeln, aber wenn sich jemand absichtlich eine Verletzung zufügt, dann macht mich das wütend.«
Jack sah zu Abbey hinüber, die mit Clementine am Küchentisch saß. Sie war ganz still geworden und starrte den Arzt mit großen Augen an. Sie musste wieder an ihren Besuch bei Heath denken, an sein merkwürdiges Benehmen oben auf dem Dach des Herrenhauses.
»Ich weiß, dass Heath Mason gerade seinen Vater verloren hat, aber er ist ein junger Mensch und hat noch sein ganzes Leben vor sich«, fuhr Clarence fort.
»Heath?« Jack machte ein betroffenes Gesicht. Er konnte nicht glauben, dass Heath imstande war, sich etwas anzutun.
Abbey schnappte entsetzt nach Luft. Clarence schaute auf und musterte sie. Sie war ein hübsches Ding, und er wusste, dass der junge Mason gern schönen Frauen nachstellte, genau wie sein Vater es getan hatte.
»Wollen Sie damit sagen, dass … dass Heath versucht hat, sich umzubringen?«, stieß Abbey gepresst hervor.
»Ich darf nicht über meine Patienten sprechen, junge Dame. Sind Sie mit Heath befreundet? Ich kann mich nicht erinnern, Sie hier schon einmal gesehen zu haben.«
»Entschuldigen Sie, Clarence, ich vergaß, Ihnen Abbey vorzustellen«, warf Jack ein. »Das ist Abbey Scottsdale, Mutters Gesellschafterin.«
»Ich war zufällig gestern auf Martindale, als Heath’ Vater beerdigt wurde«, erklärte Abbey, die sich nicht als Freundin von Heath bezeichnen mochte.
»Wie bitte?« Der Arzt hielt sich die Hand hinters Ohr, um besser zu hören.
Abbey wiederholte, was sie gesagt hatte, und fügte hinzu: »Ich muss offen gestanden die ganze Zeit an Heath denken.« Sie fing Jacks erstaunten Blick auf. »Weil er sich so sonderbar benahm«, ergänzte sie. »Er schien in einer sehr seltsamen Stimmung zu sein.«
»Kam er Ihnen niedergeschlagen vor?«, fragte der Arzt.
»Das würde ich nicht sagen, aber er war mir irgendwie unheimlich«, erwiderte Abbey. »Bitte erzählen Sie mir, was passiert ist. Vielleicht kann ich ihm ja helfen.« Sie sah den Arzt flehentlich an.
Clarence Ashbourne war hin und hergerissen. »Er könnte einen Freund sicherlich gut gebrauchen, junge Dame«, sagte
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