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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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verkohlten Balken, das eingestürzte Dach. Noch immer hing beißender Brandgeruch in der Luft. Seine Gedanken überschlugen sich. Wenn Clementine bei dem Feuer umgekommen war, würde sich Jack Abbey zuwenden. Das war sein erster Gedanke. Der zweite beunruhigte ihn noch viel mehr. Sollten sich die beiden ineinander verlieben und heiraten, würden Martindale und die Burra Monster Mine eines Tages Jack Hawker gehören. Heath stöhnte auf. Sein Herz raste, sein Atem ging schneller. Der dritte Gedanke, der ihn beherrschte, war: Hoffentlich hat Clementine überlebt.
    Einige Frauen und Kinder näherten sich, um einen neugierigen Blick auf den Unglücksort zu werfen. Obwohl Heath ungehalten darüber war, weil er gern einen Moment allein gewesen wäre, konnte er nicht umhin, ihre Unterhaltung zu belauschen.
    »Furchtbar, nicht wahr?«, sagte eine der Frauen zu einer anderen. »Die arme Miss Feeble!«
    Heath horchte auf. »Ist sie in den Flammen umgekommen?«, fragte er angespannt.
    »Ich glaube nicht«, antwortete die Frau mit einem Seitenblick auf die Kinder. »Soviel ich weiß, wurde sie lebend gerettet. Aber ob sie …« Abermals warf sie einen Blick auf die unschuldigen Kindergesichter, die fragend zu ihr aufsahen. »Ich weiß nicht, wie es ihr jetzt geht. Sie hat eine schwere Rauchvergiftung erlitten. Vielleicht fragen Sie am besten …«
    Heath ließ die Frau einfach stehen. Er eilte zu seinem Wagen zurück. »Zum Railway Hotel, Alfie!«, befahl er. Die Frauen sahen ihm verwirrt und irritiert über sein unhöfliches Benehmen nach.
    Heath wusste, dass die McKenzies mit Jack Hawker befreundet waren. Sie würden ihm sicher sagen können, wo Clementine sich jetzt befand – falls sie noch am Leben war.
     
    Obwohl es noch früh am Morgen war, bestellte Heath in der Hotelbar einen Whiskey. Er leerte sein Glas in einem Zug, atmete tief durch und kam dann gleich zur Sache.
    »Ich habe gesehen, dass es bei Clementine Feeble gebrannt hat«, sagte er zu Mike McKenzie. »Wie geht es ihr denn?«
    »Sie wird durchkommen«, erwiderte Mike, dem diese Frage in den letzten Stunden schon x-mal gestellt worden war. »Sie hat es nur ihrem Vater zu verdanken, dass sie überlebt hat. Wäre er nicht zufällig zu Besuch und hätte sie aus dem Haus gezerrt, würden wir jetzt über ihre Beerdigung sprechen.«
    Eine grenzenlose Erleichterung überkam Heath, wenn auch aus sehr egoistischen Gründen. »Gott sei Dank, dass er da war«, meinte er. Er überlegte blitzschnell. »Ich würde Miss Feeble gern ein paar Blumen schicken. Können Sie mir sagen, wo sie sich jetzt aufhält?«
    »Ja, auf Bungaree Station. Jack Hawker hat sie und ihren Vater bei sich aufgenommen«, antwortete Mike. Er fragte sich, wieso der junge Mason sich so um Clementine sorgte. Seines Wissens waren die beiden nicht befreundet. Er hatte doch hoffentlich nicht die Absicht, ihre Notlage für sich auszunutzen? Ein Glück, dass Jack da ist, fuhr es Mike durch den Kopf, er wird schon auf sie Acht geben.
    »Ah, gut. Danke.« Heath hatte mit dieser Antwort gerechnet. Er bemerkte, dass Mike ihn prüfend ansah. »Wie geht es ihrem Vater?« Im Grunde interessierte ihn das nicht, aber es würde merkwürdig aussehen, wenn er sich nicht nach ihm erkundigte.
    »Ralph hat schwere Verbrennungen erlitten«, sagte Mike ernst.
    »Das tut mir leid. Dann wird er sicher einen Arzt brauchen, der die Wunden versorgt«, sagte Heath vorausdenkend.
    »Ja, Dr. Ashbourne wird heute Nachmittag nach Bungaree hinausfahren.«
    Heath nickte. »Das ist gut.« Ein Plan nahm allmählich Gestalt an in seinem Kopf. Er warf ein paar Münzen auf die Theke und verließ die Bar ohne ein weiteres Wort.
    Mike kratzte sich verwirrt am Kopf. »Was war das denn? Kannst du dir einen Reim darauf machen, Davo?«, wandte er sich an einen älteren Stammgast, der jeden Tag kam, kaum dass die Bar geöffnet hatte. Davo antwortete nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit galt seinem Bier, dem ersten von vielen weiteren, die an diesem Tag noch folgen würden. Er setzte das Glas an und schlürfte den Schaum herunter.
     
    Heath war unterdessen zu seinem Wagen geeilt und befahl Alfie, sich unauffällig umzuhören. Als der Kutscher kurze Zeit später zurückkam, berichtete er, Dr. Ashbourne sei in Mintaro, wo er ein Kind auf die Welt hole, werde aber am späteren Nachmittag auf jeden Fall noch nach Bungaree hinausfahren. Clarence Ashbourne war ein älterer, schwerhöriger Mann, aber ein ausgezeichneter Arzt mit einem messerscharfen Verstand.

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