Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
kurz an und öffnete sie dann.
»Miss Scottsdale, Sir.«
Kein Laut drang aus dem Zimmer. Winston forderte Abbey mit einer Handbewegung auf einzutreten. Abbey warf Sybil einen nervösen Blick zu, holte noch einmal Luft und betrat das Zimmer. Obwohl ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren, bemühte sie sich, Ruhe und Selbstsicherheit auszustrahlen.
Es war düster in dem Raum, die Fensterläden waren geschlossen und die schweren Vorhänge ein Stück zugezogen. Trotz der Hitze war es sehr kühl. Vor blau gestrichenen Wänden standen gelbbraune Sessel und ein Sofa. Auf dem Parkettfußboden lag ein Teppich in Royalblau und Gelbbraun. Ein paar nichts sagende Gemälde schmückten die Wände. Dem Raum fehlte es an Atmosphäre. Heath saß auf der anderen Seite des Zimmers in einem Sessel am Fenster. Er starrte auf die Vorhänge und drehte sich nicht um, als Abbey hereinkam.
»Heath«, sagte sie leise. »Wie geht es Ihnen?«
Keine Antwort.
»Heath!«
»Wie soll es mir schon gehen«, antwortete er trocken. »Oder anders ausgedrückt, was interessiert es Sie, wie es mir geht?«
»Aber natürlich interessiert es mich«, sagte Abbey bestürzt. »Sonst wäre ich doch nicht gekommen.«
»Ich dachte, Sie wollen nichts mehr mit mir zu tun haben. Was wollen Sie also noch hier?« Seiner Stimme war anzuhören, wie tief verletzt und enttäuscht er war.
Abbey hatte ein schlechtes Gewissen. »Ich habe nie gesagt, dass ich nichts mehr mit Ihnen zu tun haben will. Ich habe nur gesagt, dass ich es für besser halte, wenn wir eine rein freundschaftliche Beziehung pflegen. Das bedeutet aber nicht, dass es mich nicht interessiert, wie es Ihnen geht. Ich war außer mir, als ich hörte, dass Sie … sich eine Verletzung zugefügt haben. Warum tun Sie so etwas, Heath?«
»Woher wissen Sie, dass ich … versucht habe, meinem Leben ein Ende zu setzen?«
Abbey lief rot an. Sie wollte Dr. Ashbourne nicht in Schwierigkeiten bringen. »Das spielt keine Rolle«, wich sie aus. »Wichtiger ist doch, dass Sie alles haben, wofür zu leben es sich lohnt.«
»Das ist nicht wahr«, erwiderte Heath kopfschüttelnd. »Ich habe nichts von dem, was wirklich zählt. Ich habe zum Beispiel keine wahren Freunde.«
»Das kann ich nicht glauben«, sagte Abbey. Sie dachte an all die Frauen, mit denen er angeblich befreundet war.
Er schnaubte verächtlich. »Bekanntschaften habe ich viele, aber keine Freunde. Alle biedern sich doch nur an, weil sie etwas von mir wollen.«
»Das ist nicht wahr«, widersprach Abbey. »Ich will überhaupt nichts von Ihnen.«
Heath fand diese Bemerkung in Anbetracht der Umstände äußerst ironisch. »Sie sind kein Freund, und ein Freund ist das, was ich zurzeit am meisten brauche.«
»Diesen Eindruck hatte ich aber nicht«, sagte Abbey leise. Sie dachte an seine leidenschaftliche Liebeserklärung auf dem Dach.
Ein verzweifelter Seufzer war die Antwort.
Abbey, die das Thema wechseln wollte, versuchte es auf anderem Wege. »Heath, Ihre Leute brauchen Sie, nicht nur hier im Herrenhaus, auch in der Mine. So viele Menschen sind von Ihnen abhängig! Sie dürfen sie nicht im Stich lassen«, beschwor sie ihn, um ihn aufzurütteln. »Reißen Sie sich zusammen, kämpfen Sie gegen Ihre Verzweiflung an!«
»Ich kann nichts dafür, Abbey. Ich fühle nichts als Leere in mir«, klagte er melodramatisch. »Ich werde niemals eine Ehefrau finden, niemals die Familie haben, die ich mir so sehr wünsche. Mein Leben ist öde und leer, und das wird es bleiben bis zu meinem Tod.«
Abbey eilte zu ihm. »So etwas dürfen Sie nicht sagen, Heath! Sie sind ein attraktiver Mann, und Sie haben ein wunderschönes Zuhause. Von einem Ehemann wie Ihnen kann eine Frau nur träumen! Ich könnte Ihnen eine ganze Reihe von Mädchen aufzählen, die alles dafür gäben, mit Ihnen ausgehen zu dürfen. Ich kenne natürlich niemanden aus Ihren Kreisen, aber ich bin sicher, es gibt genügend junge Frauen, die infrage kommen.«
»Jetzt fangen Sie schon wieder damit an! Es ist nicht wahr, dass ich mich nur mit Mädchen aus den besseren Kreisen verabrede. Falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Es gibt hier nämlich nicht allzu viele davon. Und die, deren Bekanntschaft ich unerfreulicherweise gemacht habe, waren entweder fade wie Schmalz oder dumm wie Stroh.«
Abbey musste unwillkürlich lachen, verstummte aber sofort wieder und schlug sich die Hand vor den Mund. »Entschuldigung«, murmelte sie. Heath’ Mundwinkel hatten sich eine winzige Spur angehoben. »War das
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