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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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Südseeschönheiten für die neue Kollektion war. Immer hieß es morgen oder übermorgen oder – noch schwammiger – wird schon noch, kommt schon noch. Langsam verlangte sie Fakten, die über ein Bündel zerknitterter Geldscheine hinausgingen, und da trösteten sie auch die Stunden mit ihm im Bett nur wenig.
    Ausgerechnet die Auslage eines heruntergekommenen Zeitschriftenladens schaffte es, ihre Kellerlaune wieder zu heben. Das Titelblatt der Vanity Fair war ausgefüllt von Naomi Campbells braunem, schimmerndem Körper, der in einem Hauch pinkfarbenen Nichts steckte und Ane von Fotos ihres eigenen Körpers träumen ließ.
    Sie kaufte die Vanity Fair , und weil es ihr schon wieder ein wenig besser ging, suchte sie nach einer Zeitschrift, die sie Ili mitbringen würde. Die Arme hatte es verdient, ein wenig aufgepäppelt zu werden. Der Gedanke, ihr wehzutun, behagte Ane gar nicht und war der einzige Wermutstropfen bei dem Geschäft mit Raymond. Und natürlich hatte Ane ihrer Großtante auch längst den vorgestrigen Auftritt verziehen, wo manches böse Wort gefallen war. Es war ja verständlich, dass Ili ein wenig aus der Fassung geriet. Das nahm Ane nicht allzu ernst, und sie hoffte, dass der Wirbel sich bald legen und sie sich wieder versöhnen würden.
    Sie griff nach einer beliebigen Reisezeitschrift – Schwerpunktthema
Baltikum, wo immer das lag – und packte noch einen Roman drauf, der in Samoa spielte. Dann machte sie sich auf den Rückweg zum Wagen.
     
    »Du hast mich angelogen«, sagte Evelyn. »Das Hotel, die Pfade und Aussichtspunkte, gelogen. Dass du dir überlegst, nur einen Teil des Landes zu kaufen, dass du mit deinen Architekten und Landschaftsgestaltern reden willst, alles von vorn bis hinten erfunden. Du hast überhaupt keine Architekten und Landschaftsgestalter, du hast nur Holzfäller und Raupenfahrer.«
    Die Arme vor der Brust verschränkt, sagte er: »Bist du fertig?«
    »Ja«, antwortete sie. »Ja, ich bin fertig – mit dir!«
    Sie suchte ihre verstreuten Sachen zusammen und zog sie völlig unkoordiniert an, während er redete.
    »Hör zu! Es ist nicht so, wie du denkst. Na ja, nicht alles, jedenfalls. Gut, ich baue kein Hotel. Gut, ich will ein paar Bäume fällen. Und ja, ich habe dich angelogen. Aber ich hätte dir schon noch rechtzeitig die Wahrheit gesagt, und wenn du nicht vorher meine ganzen Sachen durchwühlt hättest, bevor ich die Gelegenheit dazu hatte …«
    »Das wird ja immer besser. Jetzt bin ich also an deinen Lügen schuld. Und zieh dir endlich irgendetwas an. Es irritiert mich plötzlich, mit einem nackten Miesling wie dir in einem Raum zu sein.«
    »Jetzt wirst du wieder hysterisch. Habe ich dich nicht glücklich gemacht? Du wolltest mich, du hast mich bekommen, und in der Zeit, die wir zusammen waren, ging es dir doch blendend.«
    »Wenn man dich hört, könnte man glauben, wir wären seit Jahren zusammen. Es sind genau zwölf Stunden gewesen !«
    »In denen du aufgeblüht bist.«

    »Mir wird gleich schlecht. Du hast mich benutzt, Ray. Du hättest mich und damit Ili solange in Sicherheit gewiegt, bis die Verträge unterschrieben gewesen wären. Danach …«
    »Nein, Evelyn, ehrlich. Du bist eine tolle Frau. Ich fand dich sofort attraktiv.«
    »Als ich zuckend und spuckend in der Lounge saß, ja?«
    »Na ja, ich dachte, die Frau hat was drauf, wenn man sie nur ein bisschen aufmöbelt.«
    Sie starrte ihn fassungslos an. »Jetzt ist mir wirklich schlecht.«
    »Komm schon«, sagte er und legte seine kräftigen Arme um sie. Sie war mittlerweile angezogen, bis auf einen Schuh, den sie nirgendwo sah. »Komm schon, mach keine große Sache daraus. Wir bleiben zusammen, ja? Hm? Komm schon, Evelyn. Wir bauen eine Beziehung auf.«
    Sie befreite sich aus seiner Umarmung. »Du kannst nichts aufbauen, Ray. Du kannst nur niederreißen.«
    Sie suchte den fehlenden Schuh nicht mehr, sondern ging. Als sie die Tür zu seinem Zimmer hinter sich geschlossen hatte und barfuß über den Korridor lief, war sie kurz davor, in Tränen auszubrechen wie so oft. Doch seltsamerweise konnte sie sie diesmal zurückhalten.
     
    Gerade als Ane die Einkäufe im Jeep verstaute, sah sie Evelyn in Richtung Hafen laufen. Sie wirkte irgendwie zerzaust, trug einen Schuh in der Hand und machte alles in allem den Eindruck, als habe sie die Nacht in Gesellschaft einer Schnapsflasche verbracht.
    Wirklich, dachte Ane, manche Menschen haben einfach keine Würde.
    Sie überlegte einen Moment, ob sie sich lieber

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