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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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Erntearbeiter auf den Bäumen tauschte. Damals als junges Mädchen auf der fiafia war sie halb ekstatisch um einen Burschen herumgetanzt, heute schlich sie um den Baum, auf dem ein Angebeteter Papayas pflückte. Das Prinzip war dasselbe, nur dass es heute besser funktionierte.
    Moana vermied es in den folgenden Tagen und Wochen sorgfältig, Ili den Mann vorzustellen, mit dem sie sich immer häufiger und auch nicht mehr nur unter Bäumen traf. Als sie ihn schließlich sogar in den Papaya-Palast bat und ein Essen für ihn kochte, wurde Ili allerdings neugierig. So weit war Moana bisher noch nie gegangen.
    Kurz vor Abschluss der Erntearbeiten, als Ili die Löhne auszahlte, fragte sie den Mann nach seinem Namen.
    »Senji«, sagte er, stand mit dem Strohhut in der Hand vor ihrem Kassentisch und verbeugte sich leicht. »Senji Nanai.«
    »Senji«, wiederholte sie langsam, als ließe sie sich den Namen auf der Zunge zergehen. »Das klingt nicht samoanisch.«
    »Mein Vater ist Japaner«, antwortete er. »Ein Kaufmann aus Tokio. Aber er lebt nicht mehr hier. Er ist …«
    »Ich verstehe schon«, unterbrach ihn Ili. Sie konnte sich denken, dass der japanische Kaufmann seine samoanische Geliebte, die gegen den Willen ihrer Familie mit ihm zusammengelebt hatte, irgendwann verlassen hatte und dass der Sohn sich jetzt mit allen möglichen Arbeiten durchschlagen musste, weil er keiner Familie angehörte und nichts besaß.
    Was Moana wohl an ihm findet, dachte Ili. Senji war dünn wie ein Halm, fast ein wenig knochig, und er sah aus, als könne der nächste Wind ihn mit sich forttragen. Da er vier Jahre jünger als sie war und ein unschuldiges Gesicht hatte, wirkte er zudem wie jemand, der noch nicht erwachsen war. Zwar kletterte er unglaublich schnell die Papayas
hinauf und stellte sich bei der Ernte geschickt an, doch das waren kaum Argumente, die jemanden wie Moana beeindruckten. Er war überhaupt nicht ihr favorisierter Typus von Mann.
    »Willst du bei der nächsten Ernte wieder dabei sein?«, fragte Ili.
    »Sehr gerne, wenn das möglich wäre«, antwortete er mit seiner weichen Stimme und vergaß auch nicht eine angedeutete Verbeugung. Alles in allem fand sie ihn höflich, steif und nichtssagend. Da Moana aber etwas an ihm zu liegen schien und weil er außerdem gut arbeitete, hatte Ili nichts dagegen, dass er über die Erntezeit hinaus noch ein paar Tage blieb.
    »Ich glaube, es wäre in unser aller Sinn, wenn du in dieser und in der nächsten Woche einige Aufräumarbeiten übernimmst. Das ist nicht sehr anstrengend, und du hättest viele Pausen …«
    »Ich bleibe gerne.«
    »Ja«, sagte Ili und grinste. »Das dachte ich mir. Du verstehst dich gut mit meiner Cousine, habe ich Recht?«
    Senji nickte. »Ich habe ihr gesagt, was für ein guter Mensch sie ist.«
    Ili riss die Augen auf. »Oh«, sagte sie verwundert. »Das ist doch mal ein ausgefallenes Kompliment – vor allem für Moana. Sie war bestimmt überrascht. Ich wollte sagen, angetan. Wie dem auch sei: Ich freue mich, dass du dich hier wohlfühlst, Senji. Tja dann … Bis morgen.«
    »Bis morgen«, wiederholte er und ging.
     
    Ili verstand nicht, wieso sie so viel an Senji dachte. Dieser Mann hielt Moana für einen guten Menschen, verbeugte sich andauernd und hatte, mit Ausnahme eines japanischen Aussehens, äußerlich nichts Besonderes an sich. Je häufiger sie über das Gespräch mit ihm nachdachte, desto
mehr ärgerte sie sich, dass sie ihm das Angebot gemacht hatte, vorläufig hier zu bleiben. Wieso tat sie so etwas? Wieso erwies sie Moana einen Gefallen? Und vor allem: Wieso machte sie überhaupt so ein Aufhebens darum, dass sie dieses Angebot gemacht hatte? Das alles ergab einfach keinen Sinn.
    In den nächsten zehn Tagen behandelte sie Senji nicht eben gut. Sie hätte ihm einfach aus dem Weg gehen können, doch das wollte sie nicht. Irgendwie meinte sie, ihn für das Kompliment bestrafen zu müssen, das er Moana gemacht und Ili weitererzählt hatte. Er nahm ihre Launen widerspruchslos hin, aber sie spürte, dass er nicht verstand, was er anders machte als vorher und was plötzlich mit ihr los war – und genau diese Naivität wiederum stachelte sie noch mehr gegen ihn auf. Sie wählte ausgerechnet Senji dazu aus, mit ihr die abgeerntete Plantage zu inspizieren. Stundenlang marschierte sie mit ihm durch die tropischen Kolonnaden, gab Order, eine vergessene Papaya abzuernten oder einzelne Bäume stärker zu lichten, ließ Stellen markieren, wo

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