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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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Händen zu sich hoch und verabschiedete sich zärtlich nach samoanischem Brauch, indem er seine Nase langsam an ihrer rieb. Dann roch er an der Blüte hinter ihrem linken Ohr, rupfte sich eine Flammentulpe vom Strauch ab, steckte sie hinter das seine und sagte: »Ich komme wieder vorbei, sobald ich kann.«
    Tuila und ihre Mutter winkten ihm lächelnd nach, und als er schon auf dem Pferd saß und ein Stück fort war, wandte er sich noch einmal um. »Ach ja«, rief er, »ich habe ganz vergessen zu fragen, wie das Mädchen nun eigentlich heißen wird.«
    Tuila formte die Hände zu einem Trichter um den Mund und antwortete, so laut sie konnte: »In eurer Sprache bedeutet ihr Name so viel wie ›Tochter des Landes‹. Bei uns heißt sie einfach Moana.«
     
    Tristan verbrachte einige Stunden im Halbschlaf inmitten der Geräusche der Nacht. Flughunde schaukelten von Ast
zu Ast, und von ferne grollte das Meer; Grillen zirpten, etwas pfiff andauernd in einem Unkrautbüschel, und die Moskitos summten und stachen. Auf den glänzenden Blättern der Palmen spielte das Mondlicht.
    Er wartete am Rand des Weges, nahe bei Palauli. Irgendwann würde Tupu hier vorbeikommen, wenn er in das Haus seiner Eltern zurückkehrte. Die Sache musste so schnell wie möglich bereinigt werden. Tristan war bereit zu verzeihen, was Tupu getan hatte, und er würde gegenüber dem Gouverneur und Oberst Rassnitz vorgeben, den Täter nicht ermitteln zu können. Schon das war eine ausgestreckte Hand, eine Geste der Freundschaft. Aber mehr noch, er würde auch gegenüber seiner Familie schweigen, was Tupu Demütigung und Tadel durch seinen Vater ersparte. Er rettete ihm Freiheit und Ehre, womöglich das Leben. Dafür konnte er eine Gegenleistung verlangen.
    Endlich sah er die schlanke, athletische Gestalt zwischen dem silbrigen Blattwerk auftauchen. Tristan gab seine Deckung auf. Als Tupu ihn erkannte, erschrak er.
    »Was willst du?«, fragte er unsicher. »Warum verbirgst du dich, schleichst dich an?«
    Tristan verzog seine Lippen zu einem frostigen Grinsen. »Ich mache nichts anderes, als du vorhin gemacht hast.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Ich war den ganzen Tag auf der Jagd.«
    »Erfolg gehabt?«
    Tupu schüttelte stumm mit dem Kopf.
    »Du bist verletzt«, sagte Tristan mit einem Blick auf seinen Oberarm.
    Tupu zögerte. Seine Augen flackerten im Mondlicht. »Das ist nur ein Ast gewesen.«
    »Ziemlich tief für einen Ast. Sieht mir eher aus wie ein Streifschuss.«
    Tupu fletschte seine weißen Zähne und machte einen
Satz nach vorn, wie ein Tiger, um Tristan zu Boden zu reißen. Doch der war auf einen Angriff gefasst.
    Nun machten sich Tristans zahlreiche, spielerische Raufereien der Jugendzeit mit den Söhnen der Pächter bezahlt, die Stürze im Heuhaufen. Er ließ sich zurückfallen, zog Tupu an den Armen mit sich und schleuderte ihn über sich, so dass sein Kontrahent in hohem Bogen auf dem Rücken landete. Tupu ächzte, und Tristan hockte sich blitzschnell auf ihn und hielt ihn am Boden.
    »Du Dummkopf«, zischte Tristan. »Du hättest beinahe einen Polizisten umgebracht.«
    »Das wollte ich nicht«, stieß Tupu jammernd hervor. »Susu mai , hör mir zu, ich habe ihn nur betäuben wollen. Mit einem Ast. In den Nacken. Das musst du mir glauben. Mein Schlag war fester, als ich dachte.«
    »Und das Schweineblut, war das auch ein Versehen, hm? Du hast Frauen gejagt, Tupu. Wie ein Tier bist du hinter ihnen hergerannt. Was wolltest du damit bezwecken? Bist du einer von den Mau ?«
    »Ich verrate keinen.«
    »Das verlange ich auch nicht.« Tristan lockerte seinen Griff etwas. »Herrgott, Tupu, wenn dir künftig etwas nicht passt, dann komm zu mir, tritt mir vor die Augen und sprich es aus. Meinetwegen schlage dich mit mir, wenn du wütend bist. Aber um Himmels willen, greife niemanden mehr an. Du bringst dich sonst um Kopf und Kragen.«
    Tupu schluckte. In seiner Stimme vibrierte Hoffnung. »Heißt das, du lässt mich laufen?«
    Tristan seufzte. »Dieses Mal noch, ja.« Er stand auf, reichte Tupu die Hand und half ihm auf die Beine. »Du hast Glück, dass der Polizist durchkommt, übrigens dank deiner Mutter. Sie pflegt ihn in eurem Haus. Du wirst die Nacht neben ihm schlafen, neben dem Mann, den du in
deiner Torheit fast getötet hättest. Und neben deinem Kind, für das du ab heute eine große Verantwortung trägst.«
    Tupus Augen weiteten sich. »Ivana hat mir einen Sohn geboren?«
    »Eine Tochter«, korrigierte Tristan. »Sie heißt Moana. Und

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