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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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immer empfand sie an diesem Ort tiefen Frieden und Gelassenheit. Danach hatte sie sich in den letzten turbulenten Tagen gesehnt, als nach all den Jahren die Erinnerungen an Hawaii, die sie in den hintersten Winkel ihres Gedächtnisses verbannt hatte, an die Oberfläche geschwappt waren.
    Sie hörte, wie ein Allradwagen den Hang hinaufrumpelte.
    »Trainiert ihr beiden für den Peel Cup? Ihr seid ja regelrecht durchgegangen.« Rob stieg aus und reichte ihr einen Picknickkorb. »Das Essen und die Kühlbox haben die Mädchen. Dachte, du hättest den Kocher schon an.«
    »Ich wollte erst mal nur dasitzen und die Aussicht genießen. Mir geht so vieles durch den Kopf.«
    »Bist du aufgeregt, weil du nach so langer Zeit nach Hawaii zurückkehrst, Mum?«, fragte Emily und stellte den schweren Essenskorb ab.
    »Irgendwie schon. Heißt es nicht, man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen?«, meinte Catherine.
    »Bestimmt hat sich alles sehr verändert. Wer weiß, ob außer Kiann’e und Tante Lani überhaupt noch jemand von damals dort lebt.«
    »Dein ehemaliger Boss muss noch da sein, wenn er mit dem Buchprojekt zu tun hat«, sagte Rob.
    »Stimmt. Vince. Er dürfte jetzt auf die siebzig zugehen.«
    Catherine lächelte ihre jüngere Tochter an. »Was für ein Pech, dass ihr zwei nicht mitkommen könnt. Du hast dir den falschen Zeitpunkt für deine Abschlussprüfung ausgesucht, Ellie. Und wie schade, dass Emily keinen Urlaub bekommt.«
    »Ich weiß, aber was soll ich machen. Außerdem ist es eine Reise für euch beide, dich und Dad. Ihr sollt sie ungestört genießen können.«
    Rob legte den Arm um Catherines Schultern. »Ich freue mich darauf. Ist schon eine ganze Weile her, dass wir zu zweit Urlaub gemacht haben.«
    »Vor drei Jahren. In Neuseeland. Und nach einer Woche wolltest du unbedingt, dass die Mädchen nachkommen«, sagte Catherine. »Wahrscheinlich bin ich eine todlangweilige Reisegefährtin.«
    Rob küsste sie auf die Wange. »Du langweilst mich nie, mein Schatz. Aber es war so schön dort, und dann der viele Schnee …«
    Die Mädchen begannen den Picknickkorb auszupacken und sammelten Zweige für ein Feuer.
    »Komm schon, Mum, wir sind am Verhungern.«
    »Wir könnten uns eine Menge Arbeit sparen, wenn wir unten im Garten am Grill essen würden, den wir für die Gäste gebaut haben«, meinte Rob. »Dann müsste Dave die Schwerarbeit erledigen.«
    »Keine Chance, Dad. Das hier ist
unser
Platz. Der dort unten ist für die Urlauber. Aber der hier ist für uns«, riefen die Mädchen im Chor.
    Während ihr Mann und ihre Töchter das Essen zubereiteten, verweilte Catherine noch am Aussichtspunkt. Obwohl sich die Landschaft seit ihrer Kindheit nicht verändert hatte, war sie immer wieder von neuem überrascht, was aus Heatherbrae geworden war, seit hier nicht mehr Vieh gezüchtet, sondern – wie Rob es ausdrückte – »Touristen gefüttert und zur Tränke geführt wurden«. Sie war stolz darauf, was sie und Rob erreicht und wie sie gute und schlechte Zeiten gemeinsam gemeistert hatten.
    »Alles in Ordnung?« Rob setzte sich neben sie und reichte ihr ein Glas Wein. Hinter ihnen knisterte das Feuer, und die Mädchen fingen an, Zwiebeln zu rösten.
    »Ich habe gerade daran gedacht, wie es hier früher war. An meinem einundzwanzigsten Geburtstag, als Dave in den Pool gefallen ist. Heute arbeitet er für uns. Und wie schade, dass deine Eltern nicht bei unserem Picknick dabei sein können.«
    Robs normalerweise heitere Miene verdüsterte sich. »Ich dachte immer, ich könnte meinem Vater nie verzeihen, dass er Craigmore verspielt hat. Doch jetzt tut es mir leid, dass er nicht mehr erlebt, was wir hier aufgebaut haben. Und die arme Mum wirkt zwar fröhlich und ausgeglichen, doch sie hat nicht die geringste Ahnung, was um sie herum geschieht. Die meiste Zeit weiß sie weder wer noch wo sie ist.«
    Robs Mutter hatte nie so recht begriffen, was sein Vater eigentlich tat, als er das ganze Geld auf Rennpferde setzte und schließlich Craigmore verkaufen musste. Für Robs Ehe war der Verlust des Anwesens der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Barbara hatte sich auf dem Land nie wohl gefühlt, und als das Geld knapp wurde, schmeckte ihr das Leben auf der Farm noch weniger.
    »Du weißt, wie sehr ich deinen Vater bewundere«, fuhr Rob fort. »Er hat phantastisch gewirtschaftet, nicht nur mit dem Vieh, auch seine Kanzlei ist ja eine Erfolgsgeschichte. Und dann hat er uns so großzügig unterstützt bei

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