Der Duft der Rosen
habe sie gesehen. Letzte Nacht im Schlafzimmer. Das kleine Mädchen. Sie war da, sie stand am Fußende meines Bettes.” Sie schluchzte laut.
“In Ordnung, lassen Sie uns das ganz langsam durchgehen. Sie sind doch jetzt wohlauf, oder? Geht es Ihnen gut?”
“Sí, sí.
Es geht mir gut.”
Dann bin ich beruhigt. War Miguel letzte Nacht bei Ihnen?”
“Sí
, er war da.”
“Hat er das kleine Mädchen auch gesehen?”
“Ich weiß nicht. Ich glaube, er hat etwas gesehen. Er wachte direkt nach mir auf. Ich wollte mit ihm sprechen, als es vorüber war, doch er wurde nur wütend und ging aus dem Schlafzimmer. Er schlief dann auf dem Sofa und ging vor Sonnenaufgang zur Arbeit.”
“Hören Sie zu, Maria. Ich komme hinaus zu Ihnen. Wir sprechen darüber, und Sie berichten mir genau, was Sie gesehen haben.”
“Miguel wird es nicht gefallen, wenn Sie hierherkommen.”
Elizabeth kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Sie wollte Maria nicht in noch mehr Schwierigkeiten bringen. “Hat er den Wagen genommen?”
“Nein, er arbeitet auf den Feldern.”
“Fühlen Sie sich wohl genug, um zu fahren?”
“Sí, ich kann fahren.”
“Kommen Sie in mein Büro. Ich treffe Sie dort in einer Stunde.”
“Ich werde da sein.”
Maria hielt genau in dem Moment vor dem Haupteingang des Gebäudes, als Elizabeth die Hintertür öffnete und ihr Büro betrat. Sie hörte das Pochen an der Vordertür und beeilte sich, ihr zu öffnen.
“Maria! Hier, lassen Sie mich Ihnen helfen.” Sie schlang einen Arm um die Schultern der jungen Frau, die bleich und zitternd in den Raum taumelte. “Alles wird gut. Wir werden diese Sache aufklären.”
“Der Geist … sie versucht mich zu warnen. Sie sagt, dass sie mein Baby töten werden.”
Elizabeth führte Maria in ihr Büro und ließ sie auf dem großen dunkelgrünen Sofa Platz nehmen. “Was hat sie noch gesagt? Haben Sie irgendeine Ahnung, vor wem sie Sie warnen will?”
Maria schüttelte den Kopf. “Sie fragte wieder nach ihrer Mutter. 'Ich will meine Mama. Bitte … ich will meine Mama.' Es klang, als ob sie weinte. Und es machte mich so traurig.”
Elizabeth schauderte, als sie an die dünne Stimme dachte, die sie in jener schrecklichen Nacht in dem Haus gehört hatte. “Wie hat sie ausgesehen?”
Maria nahm das Kleenex, das Elizabeth ihr reichte, und tupfte sich die Augen. “Sie war sehr hübsch … wie ein Engel … mit langen blonden Locken und großen blauen Augen. Sie war zurechtgemacht, als ob sie zu einer Party gehen wollte.”
Elizabeth setzte sich neben sie auf das Sofa. “Konnten Sie erkennen, was sie trug?”
Maria wischte eine Träne fort. “Einen weißen gerüschten Rock mit einem rosafarbenen gerafften Latz. Ich weiß nicht genau, wie man das nennt. Es wirkte irgendwie altmodisch.”
“Meinen Sie vielleicht ein Trägerkleid? Mit einer Schürze über dem Kleid?”
“Sí
, das ist es wohl.”
Es schien unmöglich. “Wie alt, glauben Sie, war sie?”
“Acht oder neun. Älter wohl nicht. Sie trug glänzende schwarze Schuhe.”
Elizabeth ergriff Marias Hand.
“Ich denke, Sie sollten aus dem Haus ausziehen, Maria. Es spielt keine Rolle, ob dort wirklich ein Geist umgeht oder nicht. Sie sind völlig verängstigt, und das ist nicht gut für das Baby.”
Maria fing wieder an zu weinen. “Ich möchte ausziehen, doch ich weiß nicht, wohin, und Miguel … ich habe ihn noch nie so erlebt. Er sagte, es sei alles in meinem Kopf. Er wird wütend, wenn ich irgendetwas über das Haus sage. Ich habe Angst, dass er mich nicht wieder zurückhaben will, wenn ich gehe.”
“Miguel liebt Sie. Sicher …”
“Mein Mann ist sehr stolz. Er sagt, dass er nicht an Geister glaubt und ich mich wie ein Kind aufführe.”
“Sie können bei mir wohnen, bis das Baby kommt.”
“Das kann ich nicht machen. Ich bin Miguels Frau, und eine Ehefrau sollte bei ihrem Mann bleiben.”
“Was ist mit dem Baby? Sie müssen an Ihr Kind denken.”
Maria wurde ganz steif. “Ich muss bei Miguel bleiben.” Noch am ganzen Körper zitternd, atmete sie tief durch. “Ich hätte die Schlaftabletten nehmen sollen, die Dr. Zumwalt mir gegeben hat.”
Elizabeth stand auf und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie wünschte, sie könnte etwas dazu sagen. Maria könnte problemlos bei ihr wohnen, doch sie konnte sie nicht zwingen, ihr Zuhause zu verlassen. Und solange Miguel davon überzeugt war, dass seine Frau sich alles einbildete, bestand keine Chance, dass er sie ohne Streit gehen lassen
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