Der Duft der Rosen
würde.
Sie brauchten einen Beweis, dass dort wirklich etwas vor sich ging. Etwas Konkreteres als die Aussagen eines selbst ernannten Mediums wie Tansy Trevillian oder die einer schwangeren jungen Frau.
Als Maria eine Stunde später das Büro verließ, fühlte sie sich schon ein bisschen besser und war etwas zuversichtlicher.
“Sie sind nicht allein”, versicherte Elizabeth ihr, als sie die Frau zu dem schäbigen Pick-up begleitete. “Zachary Harcourt kommt dieses Wochenende, um mit seinem Vater zu sprechen. Vielleicht kann er uns dabei helfen, herauszubekommen, was in diesem Haus passiert ist.”
Vorausgesetzt, es war überhaupt etwas passiert.
Und vorausgesetzt, Fletcher Harcourt war klar genug im Kopf, um sich überhaupt zu erinnern.
“Und was tun wir dann?”
Gute Frage.
“Ich bin nicht sicher, aber zumindest haben wir dann mehr in der Hand als im Moment.” Elizabeth drückte ermutigend Marias Hand. “Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchen, egal was es sein sollte.”
Doch selbst wenn Maria anrufen sollte, wusste Elizabeth nicht, ob sie ihr würde helfen können.
NEUNZEHN
C arson Harcourt lehnte sich zurück auf seinem teuren schwarzen Ledersessel. Auf einer Ecke seines Schreibtisches lag säuberlich gefaltet die Morgenzeitung, die er schon vor Stunden gelesen hatte. Der Arbeitstag eines Farmers begann früh, und Carson hatte immer etwas zu tun.
Er war gerade eine Rechnungsaufstellung für Pestizide durchgegangen, die auf den Rosenfeldern eingesetzt wurden, als das Telefon klingelte. Er hatte sofort die Stimme seines Vorarbeiters erkannt und dem Bericht des Mannes mit wachsender Wut gelauscht.
“Behalt ihn im Auge”, sagte er zu Lester Stiles. “Und halt mich auf dem Laufenden. Ich rufe dich an, wenn ich dich brauche.” Mit zusammengebissenen Zähnen warf er den Hörer auf.
“Verdammt noch mal, ich wusste es!” Er hieb mit der Faust auf den Tisch, sodass der Schlag bis in den Flur zu hören war. Carson kümmerte das nicht. Er war sich sicher gewesen, dass sein Halbbruder bei dem letzten Besuch auf der Farm nichts Gutes im Schilde führte. Kaum hatte Zach das Haus verlassen, hatte Carson Les Stiles beauftragt, ein wenig herumzustochern.
Stiles hatte entdeckt, dass er seine Nächte im Bett von Elizabeth Conners verbrachte. Das hätte Carson sich denken können.
Zach hatte Schlag bei den Frauen. Das war schon immer so gewesen. Carson hatte fälschlicherweise geglaubt, dass Elizabeth hinter die Fassade der Protzautos, der Designerkleidung und des Sex-Appeals schauen würde. Er hatte gehofft, sie würde sich für einen Mann mit Zukunft entscheiden, einen Mann, der Verbindungen und Macht hatte.
Offenbar unterschied sich Elizabeth kein bisschen von den anderen Frauen, die Zach bezirzt hatte. Sie war nur eine weitere Lisa Doyle.
Es spielte keine Rolle. Wichtig war nur, herauszubekommen, was die beiden vorhatten. Und Stiles war der richtige Mann für den Job.
Les Stiles arbeitete seit knapp vier Jahren für Carson. Zuvor war er bei einer Spezialeinheit der Army und danach als Söldner in irgendeinem südamerikanischen Land gewesen. Doch er war in San Pico geboren und auf einer der großen Farmen in der Gegend aufgewachsen. Müde vom Söldnerleben war er vor vier Jahren zurückgekehrt.
Er hatte sich auf eine Stellenanzeige hin als Vorarbeiter auf Harcourt Farms beworben, und Carson hatte ihn eingestellt. Im Laufe der Jahre gingen seine Aufgaben weit darüber hinaus, die Arbeit auf der Farm zu beaufsichtigen. Stiles tat alles, was Carson ihm auftrug, egal was es war. Er stellte keine Fragen und wurde für seine Loyalität und seinen Einsatz gut bezahlt.
Stiles hatte ihm berichtet, dass Zachs Vorhaben etwas mit den Santiagos zu tun haben musste und mit dem Haus, in dem sie lebten. Und das bedeutete, dass es etwas mit Harcourt Farms zu tun hatte.
Carson presste die Kiefer aufeinander, während er seinen Bruder innerlich verfluchte. Seit sein Vater diesen mürrischen dunkelhaarigen Jungen mit nach Hause gebracht und verkündete hatte, dass dies sein Halbbruder sei, war Zach ihm ein Dorn im Auge.
Fletcher Harcourt hatte ihn legalisiert. Er hatte Zach adoptiert, ihm ein Zimmer im Haupthaus gegeben und ihn in der Schule als Carsons Bruder vorgestellt. Selbst heute kam Carson noch die Galle hoch bei dem Gedanken daran, wie erniedrigend das gewesen war und welchen Schmerz es seiner Mutter bereitet hatte, als der alte Mann seinen Bastard mitbrachte.
Seine Mutter war inzwischen tot. Carson war
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