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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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immer mit aufgeregt funkelnden blauen Augen. Ella sah, wie sein Blick zu Adams Bett wanderte, wo ein Mann, gut zugedeckt und offenbar schlafend, auf der Seite lag. Dann grinste er Ella zu, wobei sich sein Gesicht in Falten legte wie zerknittertes Papier.
    »Kann ein Mann nicht einmal hier seine Ruhe haben«, rief er mit zittriger Greisenstimme, die so gar nicht zu seinem Augenausdruck passen wollte. »Schließlich sind wir krank!«
    Der Pfleger schaute ihn finster an. Doch der Wachmann lachte. Der Sergeant seufzte ungeduldig auf. »Keine Probleme mit dem Gefangenen?«, erkundigte er sich. »Haben Sie in letzter Zeit nach ihm gesehen?«
    Ella gefror das Blut in den Adern. Eddie und David hatten die Tür fast erreicht, und sie zwang sich, immer einen Fuß vor den anderen setzend, ihnen zu folgen, ohne dass ihr die Knie weich wurden.
    »Ja, erst vor ein paar Minuten«, log der Wachmann. »Er schläft. Moggs hatte ziemlich viel Spaß mit ihm. Dem Hochkommissar wird das gar nicht gefallen.«
    Der Sergeant zuckte die Achseln. »Moggs scheint überzeugt zu sein, dass der Mann ohnehin in Melbourne aufgeknüpft wird. Was spielt es also für eine Rolle?«
    Ellas gute Meinung von ihm war schlagartig dahin.
    Inzwischen hatten sie den Ausgang erreicht, und die Polizisten machten ihnen Platz. Draußen warteten Pferd und Wagen. Ella trat zwischen dem Sergeant und dem Wachmann hinaus in den Regen. »Ma’am«, sagte der Sergeant respektvoll, während der Wachmann anzüglich mit dem Stiefel ihren Rock berührte. Sie nickte nur wortlos.
    Der Regen war stärker geworden. Tropfen prasselten wie Geschosshagel auf die Leinwand ein, die die Leiche einhüllte. Der Boden des Karrens war mit ein wenig Stroh bedeckt, das wegen Naughton Jardines ungesetzlicher Ausflüge in den Busch leicht nach Alkohol roch. Ella betete, dass die Polizisten nicht zu dicht herankommen würden.
    David kletterte auf die Ladefläche und half Eddie, die Last an Bord zu hieven. Dann nahm er eine alte Decke, schüttelte sie aus und breitete sie über die Leiche, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen.
    »Wir wollen schließlich nicht, dass er sich erkältet«, rief der Wachmann und lachte über seinen eigenen Witz. Der Sergeant wandte sich stirnrunzelnd zum Lazarettzelt um. Ella biss die Zähne zusammen, damit sie zu klappern aufhörten. Es war schließlich immer noch möglich, dass sie aufflogen.
    »Beeilen Sie sich«, zischte sie Eddie zu.
    »Alles in Ordnung«, flüsterte dieser. »Es ist besser, wenn wir ruhig bleiben. Hetzerei wird nur ihren Argwohn wecken. Setzen Sie sich vorn neben David auf den Bock. Ich mache es mir hinten bequem.«
    Oben auf dem Kutschbock konnte sie sich des Gefühls neugieriger Blicke im Rücken nicht erwehren. Ich schaue mich nicht um, sagte sie sich. Ich schaue mich nicht um. Doch schließlich hielt sie es nicht mehr aus und wandte den Kopf, wie um den Inhalt des Wagens zu überprüfen. Sie wurde tatsächlich beobachtet, allerdings nur von dem Wachmann. Die Polizisten marschierten bereits rasch in die entgegengesetzte Richtung.
    David ruckte an den Zügeln, das Pferd legte sich ins Zaumzeug und stemmte die Hufe in den morastigen Boden. Der Wagen rollte los und wurde schneller, als sie sich dem Lagertor näherten.
    »Wir haben es geschafft«, verkündete Eddie.
    »Noch nicht«, erwiderte Ella. Sie bibberte in der Kälte und zog mit zitternden Fingern ihr Mieder zusammen. Im nächsten Moment hatten sie das Tor erreicht, passierten es und waren draußen auf der Camp Street. Ihr Plan war tatsächlich aufgegangen.
    Sie fuhren am Fluss entlang, ohne wirklich zu wissen, wohin. So weit hatten sie nicht gedacht. Feine Verschwörer sind wir, sagte sich Ella und musste ein Lachen unterdrücken.
    Schließlich forderte Eddie sie auf anzuhalten. David bog in einen Seitenweg ein, der zu einer Schmiede führte. Der Schmied war mit dem Schleifen von Spitzhacken beschäftigt. Einige Goldgräber hoben ihre mit Regenwasser und Schlamm beschmierten Gesichter und beugten sich dann wieder über ihren Aushub.
    Ella raffte die Röcke und kletterte auf die Ladefläche. Mit bebenden Händen zupfte sie an der Decke. Doch Eddie hatte schon damit angefangen. Dann ertastete er das Ende der Leinwandhülle und zog kräftig daran, bis sie sich öffnete und ein bleiches, verschwollenes Gesicht zum Vorschein kam.
    »Ich glaube, mir wird übel«, keuchte Adam und schnappte nach Luft. »Sind wir entkommen?«
    Ella war schon im dämmrigen Lazarettzelt über sein

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