Der Duft der roten Akazie
Ella und schloss die Augen. »Vielleicht könnte ich ein paar Kleider nähen … oder wenigstens Röcke.« Auf der Fahrt vom Lager zum Midnight Gully war ihr aufgefallen, dass viele Frauen mit Röcken und eng anliegenden Jacken bekleidet waren.
Kitty wirkte erstaunt. »Sie können nähen?« Dann erinnerte sie sich, dass sie ja mit dem Feind sprach. »Wie Sie meinen.« Mit diesen Worten schlenderte sie lässig zurück zum Laden.
Adams Besuche verliefen völlig anders. Er setzte sich neben sie, zog die Beine an und blickte ihr beim Reden ins Gesicht.
»Kitty sagt, die Geschäfte liefen gut.«
»Stimmt. Aber bald ist alles ausverkauft. Ich muss mir Nachschub aus Melbourne liefern lassen.« Er wollte sich am Kinn kratzen, hielt aber in der Bewegung inne, als er bemerkte, dass Ella zusammenzuckte. »Stört dich der Bart, Liebling? Soll ich ihn abrasieren?«
Das Kosewort ging ihr noch mehr ans Herz als sein Angebot.
»Es ist nicht so wichtig. Du hast von einem Ochsentreiber gesprochen.«
»Die Frachtkosten werden bestimmt steigen, wenn das Wetter so regnerisch bleibt. Es heißt, man wolle die Waren per Schiff den Murray River hoch und von dort aus auf dem Landweg nach Bendigo im Süden schicken.«
»Dauert das nicht länger?«
»Nicht, wenn die Straßen wirklich so schlecht sind.« Er spähte aus dem Zelt. Doch Kitty hatte nur einen Kunden, einen mageren Goldgräber mit schwarz-grau meliertem Bart, der sich für ein Paar Stiefel interessierte. Nach ihrer Miene zu urteilen, hatte sie, was das Feilschen betraf, einen ebenbürtigen Gegner gefunden.
»Ich möchte mit dir über Lieutenant Moggs reden«, begann Ella schließlich widerstrebend.
Er verzog das Gesicht.
»Offenbar hält er es für seine Pflicht, dich vor Gericht zu stellen Adam. Ob du schuldig oder unschuldig bist, spielt für ihn keine Rolle. Er sagte …« Sie versuchte, sich an den genauen Wortlaut zu erinnern, aber da sie damals schon krank gewesen war, ließ ihr Gedächtnis sie im Stich. »Es ist merkwürdig, doch er erscheint mir vertraut. Ich kenne ihn. Und dennoch bin ich beinahe sicher, ihm vor Carlsruhe noch nie begegnet zu sein.«
»Vielleicht ähnelt er jemandem, den du kennst.«
Das war eine Möglichkeit! Erschrocken starrte Ella ins Leere.
»Und was hat Moggs gesagt?«, hakte Adam leise nach.
Ella strich sich das Haar aus dem Gesicht und ließ die Szene im Lager noch einmal Revue passieren. »Er hat Mr Gilbert versprochen, mir zu helfen. Aber als wir allein waren, meinte er, ich sei in schlechte Gesellschaft geraten, der er mich entziehen will. Ich habe erwidert, ich hätte kein Interesse daran, worauf er antwortete, das sei für ihn kein Hinderungsgrund. Da habe ich ihm gedroht, Mr Gilbert alles zu verraten, und er entgegnete, Mr Gilbert würde ihm eher glauben als mir.« Ella bebte, als ihr alles wieder einfiel. Moggs hatte sie als namenlose Schlampe bezeichnet, doch sie zog es vor, das nicht zu wiederholen.
Adam musterte ihr Gesicht. Seine starre Körperhaltung verriet ihr mehr über seine Gefühle als seine ausdruckslose Miene.
»Männer wie Moggs halten sich für Gott den Allmächtigen«, stellte er ruhig fest. »Aber hab keine Angst. Ich werde zu verhindern wissen, dass er dich gegen deinen Willen irgendwohin verschleppt.«
»Ich wünschte, er wäre nicht hier.«
Er nahm seine Hand. »Es war richtig, dass du dich gegen ihn durchgesetzt hast. Er hat Vergnügen daran, andere Menschen einzuschüchtern, das erkennt man an seinen Augen.«
»Trotzdem wäre es mir lieber, er würde verschwinden. Er hasst dich, Adam. Und wenn er dir eins auswischen kann, indem er mir schadet, wird er es tun. Vergiss nicht, der Hochkommissar hat ihm mehr oder weniger die Erlaubnis dazu gegeben.«
»Vielleicht wird es gar nicht so weit kommen. Wenn du herausfindest, wer du bist, kannst du Moggs und alles andere hinter dir lassen.«
Sein Tonfall war zwar ruhig, und er lächelte, aber sie glaubte ihm nicht.
»Nein«, sagte sie nur.
Er schlang die Arme um sie und presste sie fest an sich. Sein Kuss war voller Begierde und Leidenschaft, und sie spürte, wie sie seine Gefühle erwiderte. Anfangs war sie zögerlich, was man von Adam jedoch nicht behaupten konnte.
»Oh Cinderella«, stöhnte er. »Ich verbrenne vor Sehnsucht nach dir. Ich fühle mich wie ein Junge, der zum ersten Mal verliebt ist, und weiß nicht, ob ich mich noch lange beherrschen kann.«
Als sie den Kopf hob, erkannte sie Schmerz und Sehnsucht in seinen Augen. Er lehnte die Stirn an
Weitere Kostenlose Bücher