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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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ist denn das, Rosie? Nervst du schon wieder mit deiner Bankvollmacht die Leute? Die Bürgschaft für Sascha übernehme ich, ist das klar?«
    Rosalie strahlte. »Vollkommen klar. Oh, es ist zehn Uhr! Zeit für eure Medizin, Leute. Huhu, der Onkel Doktor kommt gleich.«

17
    Jan Matuschek saß in dem weißen Ledersessel in Monikas Wohnung und genoss das Panorama, das sich ihm durch die riesigen Scheiben des Penthouses bot. Immer wieder verglich Jan die Wohnung seines Bruders mit der ärmlichen seiner Mutter in Marzahn. Ein Leben für die Partei, und was hatte sie dafür bekommen? Eine Couchgarnitur, und die musste ewig halten. Seine Mutter versicherte zwar wie die meisten Mütter, sie sei vollkommen zufrieden. Vielleicht war sie das auch, und das ärgerte Jan am meisten. Arme Leute entbehrten nicht nur die schönen Dinge des Lebens, sie ahnten nicht einmal, wie das Leben auf der Sonnenseite aussah. In ihrem Schattendasein wärmten sie sich schon an einem Flämmchen, was wussten sie von Licht und Wärme des großen Feuers! Und wenn Maria Matuschek in der Steinwüste Marzahns glaubte, das Leben habe es gut mir ihr gemeint, so fanden die Besitzenden diese Einstellung lobenswert. Wenn doch jeder einfache Bürger so bescheiden wäre! Dann sähe die böse Welt besser aus und man könnte sich sorgloser am Swimmingpool rekeln.
    Solche Gedanken gingen Jan durch den Kopf. Das System, dem er einst gedient hatte, wollte diese Poolbesitzer aus ihren Liegen scheuchen und alle Maria Matuscheks zu Sommerfrischlern machen. So oder ähnlich wurde es jedenfalls verkündet. Am Ende waren dann die Parteibonzen Sommerfrischler geworden, und die Matuscheks immer noch das, was sie immer gewesen waren: Opfer.
    Aber manchmal ändern sich die Rollen
, dachte Jan. Dann gibt das Schicksal dem Opfer einen kleinen Stoß, und dann musste es nur noch auf die richtige Seite fallen. Auf die Sonnenseite, dorthin, wo sein Bruder Joachim lebte. Natürlich würde sich seine Mutter in dieser großen und feinen Wohnung nicht wohlfühlen. Aber warum sollte sie ihr Leben nicht in einer kleinen Datsche mit Garten verbringen? Und im Winter, wenn der Frost die Knochen quälte, ein paar Wochen auf Mallorca? Wäre das vielleicht schlecht für die alte Frau?
    Erst einmal hatte er sich auf der besseren Seite einquartiert. Wenn Joachim zurückkam, würde sich das Weitere schon finden. Bis dahin war Monika eine angenehme Gesellschaft. Wie viele von ihren Männern enttäuschte Frauen entwickelte sie im Bett eine Fantasie und Leidenschaft, die man ihr auf den ersten Blick nicht zutraute. Außerdem war sie eine gute Hausfrau. Augenblicklich stand sie in der Küche und backte. Es roch bereits nach geschälten Äpfeln.
    Trotz allem war es eine Sackgasse. Monika war verheiratet. Aber vielleicht konnte er etwas mit ihrer Freundin anfangen. Barbara war hübsch, intelligent, vermögend und ledig. Eine geradezu wahnwitzige Kombination. Dass sie merkwürdige Ansichten über Männer hatte, weckte erst recht den Jäger in ihm. Und er war flexibel. Mochte sie keine Machos, konnte er den Softie machen. Und umgekehrt. Außerdem hatte sie auf der Ausstellung nicht schlecht mit ihm geflirtet.
    Jan dachte oft an Barbara. Natürlich hielt sie ihn für Joachim, aber das machte ihm kein Kopfzerbrechen. War sein Bruder erst wieder hier, würde er Barbara besuchen, dabei würde er die kleine Scharade mit einem Augenzwinkern ins richtige Licht rücken.
    Nachdenklicher machte ihn jener seltsame Anruf dieses Herrn Kirch. Monika hatte gesagt, er sei Professor und Joachims Vorgesetzter. Wieso wusste er dann nicht, dass Joachim in Moskau war? Und am Ende war er richtig obszön und ausfallend geworden. Jan konnte sich darauf beim besten Willen keinen Reim machen, obwohl er geschult war, Dinge zu durchschauen. Welches Spiel spielte Joachim? Gab es da etwas, was er, Jan, wissen sollte?
    Monika behauptete, da sei nichts. Gott sei Dank hatte sie die unanständige Empfehlung von Joachims Brotherrn nicht gehört. Aber weshalb der Professor angerufen und Joachim von Stein verlangt hatte, das wusste sie auch nicht. Es gab nur eine Erklärung: Kirch musste in dem Glauben gewesen sein, Joachim sei nicht in Moskau. Doch aus welchem Grund sollte er davon ausgegangen sein? Weil jemand, der Joachim kannte, Jan in Hamburg gesehen und ihn verwechselt hatte. Ein irrwitziger Zufall, aber er mochte hingehen. Das erklärte aber nicht Kirchs seltsames Verhalten, sein plötzliches Gelächter, seine Gemeinheiten.
    Monika

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