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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Sessel ihm gegenüber, lehnte sich scheinbar entspannt zurück und schlug ein Bein über das andere. Dabei versuchte sie ihr verführerischstes Lächeln. »Vielleicht bin ich in Rosalie verliebt.«
    Sie hatte Glück, ihr Scherz kam an, Alexander lächelte. »Du hast recht, es geht mich nichts an. Tanzen wir?«
    Barbara stieg das Blut zu Kopf. Sie hatte sich auf einen kleinen Schlagabtausch eingerichtet, diese unerwartete Aufforderung Alexanders verwirrte sie. Aber würde dieser Mann nicht stets das Unerwartete tun? Schon hatte er sich erhoben, panthergleich und selbstsicher. Und wie selbstverständlich hielt er sie, wie man eine Frau hält. Erst, als er die ersten Schritte mit ihr getan hatte, wurde ihr das bewusst. »Moment mal«, sagte sie. »Wir hatten die Positionen vorher nicht festgelegt.«
    »Die Positionen?« Alexander schien das zu belustigen. »Ich bin immer der Mann.« Das duldete keine Widerworte. Und Barbara schwebte in seinen Armen zu einem Wiener Walzer, den Luigi geistesgegenwärtig eingeschoben hatte, über das Parkett. Es war ein Traum, dennoch wurde ihr heiß und kalt, ihr Herz hämmerte.
Er wird es merken
, dachte sie.
Von allen Männern wird er es merken, dass ich eine Frau bin.
All ihre mühsam aufgebaute Selbstsicherheit schien unter den Walzerklängen dahinzuschmelzen. »Du tanzt gut Sascha. Die meisten Männer können nicht Walzer tanzen«, hörte sie Alexanders Stimme. »Und wenn sie es können, wollen sie sich nicht führen lassen.«
    Barbaras Zunge fühlte sich pelzig an, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Nicht einmal bedanken konnte sie sich für das Kompliment, wenn es denn eins war. Alexander war ein glänzender Tänzer, dabei verhielt er sich stets anständig. Niemals drängte er ihr das Knie gierig zwischen die Beine, er fasste auch nicht an ihren Arsch, seine Hand lag wohlerzogen um ihre Taille.
    Irgendwann war der Walzer zu Ende. Sie gingen zurück zu ihren Plätzen. Alexanders verhangener Blick streifte sie. »Du siehst gut aus, besser als die meisten hier, aber du bist nicht mein Typ, zu feminin. Ich dachte, ich sage es dir gleich, und hoffe, du erträgst das mit Fassung, Sascha?«
    Barbara war in der Tat fassungslos über diese Unhöflichkeit.
Dieser arrogante Misthund!,
dachte sie. Aber sie hatte nichts, womit sie ihn treffen konnte – oder doch? Sie nippte an ihrem Martini. »Das trifft sich gut, meiner bist du auch nicht«, log sie schamlos. »Und ich hatte auch nicht vor, dich zu verführen.«
    »Dein reizendes Lächeln verschenkst du also aus reiner Menschenfreundlichkeit? Was ist es dann? Brauchst du einen Mäzen für deine Bilder? Ich verstehe davon herzlich wenig.«
    Du Klotz!
, dachte sie wütend,
du scheißt auch keine Perlen.
Sie versuchte, einen Rest von Würde zu bewahren. Immerhin hatte er sie noch nicht durchschaut. »Ich hörte, dein Freund Joachim ist in Moskau?«
    Die Lider hoben sich, die schwarzen Augen waren plötzlich hellwach und abweisend. »Und?«
    »Er ist nicht in Moskau, er ist in Hamburg.«
    »Lächerlich.« Die Tonlage, in der er das Wort hervorstieß, machte deutlich, dass er sich auf dieses Niveau nicht herabließ.
    Barbara war das recht. Sollte dieser eingebildete Mensch doch einen Dämpfer erhalten. »So lächerlich ist das nicht. Letzten Sonntag erst war er zusammen mit seiner Frau Monika auf meiner – mit mir zusammen auf einer Bilderausstellung.«
    Alexander erbleichte tatsächlich, aber wohl eher, weil der Name Monika auf ihn wie das berühmte rote Tuch wirkte. »Du irrst dich oder du lügst«, sagte er kalt.
    »Weshalb sollte ich denn lügen? Ich habe erst heute Abend von Luigi erfahren, dass du und Joachim, dass ihr ein Paar seid. Bis heute wusste ich nicht einmal, dass Joachim schwul ist.«
    »Dann war es nicht Joachim. Vielleicht hat die Schlampe einen Geliebten.«
    Barbara zuckte zusammen. Das Wort Schlampe wirkte deplatziert bei Alexander, er musste diese Frau ehrlich verabscheuen. »Das wäre natürlich möglich«, räumte Barbara heuchlerisch ein, »aber er hatte sich mir mit Joachim von Stein vorgestellt. Das wäre wohl doch zu dreist für einen Liebhaber.«
    »Ist alles schon vorgekommen.« Alexander zupfte an den Spitzenmanschetten seines Hemdes. Zum ersten Mal spürte Barbara Unsicherheit bei diesem Mann. »Joachim kann gar nicht in Hamburg sein. Diese Moskausache war viel zu wichtig für ihn, ich meine, wirklich wichtig. Er war der beste Mann dafür, und Joachim wusste es auch. Ich pflege stets die Besten zu schicken, auch

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