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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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veröffentlicht werden, ich meine, wenn Sie einverstanden sind. Natürlich würde ich Sie dafür entsprechend bezahlen.«
    Alice lächelte ihn an. In diesem Augenblick genoss sie das Bewusstsein, bald schon eine reiche Erbin zu sein, mehr als jemals zuvor.
    »Das ist nicht nötig. Ich bin auf das Geld nicht angewiesen, aber ich unterstütze Sie gern bei einer Arbeit, die auch meinem Bruder wichtig war. Eine Frage hätte ich aber: Welche neuen Entdeckungen hoffen Sie hier genau zu machen?«
    Die Tage inmitten der Ruinen hatten auch in ihr Begeisterung an deren Erforschung geweckt.
    »Palenque war bereits seit ungefähr siebenhundert Jahren eine Ruine, als die Spanier Mexiko eroberten«, sagte Dr. Scarsdale. »Die Maya-Fürsten hatten diese Stadt verlassen. Niemand weiß, warum. Wenn wir die Inschriften entziffern könnten … aber das ist ein Traum. Dennoch glaube ich, dass es hier zum Beispiel Grabstätten der einstigen Herrscher zu entdecken gibt, die uns Aufschluss über die versunkene Kultur geben können. Zunächst einmal aber muss die Stätte ganz freigelegt und in ihrem Aufbau genau dokumentiert werden.«
    Er füllte erneut ihre beiden Weinbecher. Seine Wangen hatten Farbe bekommen.
    »Auf neue Entdeckungen«, rief Alice und stieß mit ihm an. Plötzlich erfüllte es sie mit Stolz, bei dieser Arbeit ein klein wenig nützlich sein zu können.
    Erst auf dem Heimweg in ihre Hütte wurde ihr bewusst, dass Patrick ähnliche Streitereien mit Dr. Scarsdale gehabt hatte wie sie an diesem Abend. Aber konnte man einem Archäologen wirklich vorwerfen, dass ihm seine Arbeit wichtiger war als das Schicksal irgendwelcher Arbeiter? Alice musste sich eingestehen, dass sie Dr. Scarsdales Besessenheit allmählich zu verstehen begann. Er hatte ein Ziel vor Augen, so wie sie selbst mit ihrer Malerei, wie Hans Bohremann mit seiner Plantage. Und wie Andrés Uk’um, der Ingenieur hatte werden wollen, den man jedoch aus diesem Leben herausgerissen hatte.
    Eine Woche verging. Alice brach täglich zu den Ruinen auf und zeichnete, konzentriert und mit einer Begeisterung, die ihr nach Patricks Tod gefehlt hatte. Julio versorgte sie dabei mit Wasser und Nahrung. Der breite Bach, der quer durch die Ruinenanlage plätscherte und den die Indios Otulum nannten, bot jederzeit Gelegenheit, sich den Schweiß von der Haut zu spülen, doch dafür musste Alice sich von den Ruinen entfernen. Sie hatte keine Lust, beim Waschen von sämtlichen anwesenden Männern beobachtet zu werden. Abends speiste sie gemeinsam mit Dr. Scarsdale in dem Zelt und gewöhnte sich an den süffigen Rotwein, von dem er beachtliche Vorräte mitgebracht zu haben schien. Gemeinsam studierten sie ihre Zeichnungen, rätselten über die Bedeutung der Reliefs und den Zweck, welche all die großen, pyramidenförmig angelegten Bauten wohl erfüllt haben konnten. Alice träumte des Nachts von bronzefarbenen Menschen mit wuchtigen Ohrringen und kunstvollem Kopfputz, die eine große, prächtige Stadt bewohnten. Der Wunsch, ein genaueres Bild von einer längst versunkenen Epoche zu gewinnen, begann sie zu beherrschen und erfüllte ihr Denken so sehr, dass kaum Raum für andere Überlegungen blieb.
    Am Abend des zehnten Tages nach ihrer Ankunft in Palenque legte sie sich wie gewohnt in der Hütte schlafen, während Mariana auf ihren Füßen schnarchte. Julio lag ein Stück daneben auf einer weiteren Strohmatte, die Dr. Scarsdale ihm großzügig zur Verfügung gestellt hatte. Alice hatte von dem Jungen gelernt, dass diese bei den Indios übliche Schlafstätte »Petate« genannt wurde. Sie war gerade eingeschlafen, als ein Kratzen an der Tür sie wieder weckte. Sie schlug die Augen auf. War dieses Geräusch bereits ein Teil des Traumes gewesen?
    Es wiederholte sich. Marianas Ohren zuckten, und sie lief zur Tür der Hütte.
    »Julio!«, flüsterte Alice. Als er nicht aufwachte, rüttelte sie ihn an der Schulter.
    »Da kratzt jemand an der Tür. Meinst du, das könnte ein Tier sein?«
    Ihre Hoffnung, dass der Junge sich im Dschungel besser auskannte, wurde sogleich enttäuscht.
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte er, während er sich die Augen rieb. Dann erklang der Ruf einer Frau, leise, aber sehr dringlich.
    »Das ist Domingos Frau«, sagte der Junge und erwies sich wirklich als nützlich. »Ich sehe mal nach, was sie will.«
    Durch einen vorsichtig geöffneten Türspalt wurde ein Gespräch im Flüsterton geführt, dann wandte Julio sich wieder an Alice.
    »Ich konnte sie nicht

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