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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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die ihr vergönnt war. Irgendwann, dachte sie, konnten sie dieses Lager verlassen, doch was danach kommen würde, war nur ein verschwommenes Bild.
    »Auch das«, flüsterte Andrés zwischen zwei Küssen, »habe ich in Ciudad de México gelernt.«
    »Wie? Du hast niemals in deinem Dorf …« Sie schüttelte den Kopf und begann leise zu lachen. »Lebt ihr denn dort so sittsam?«
    »Küssen kennt man unter den einfachen Indios nicht«, erklärte er mit dem gewohnten Ernst. »Ansonsten sind wir auch nicht immer sittsam. Es gab ein Mädchen bei mir zu Hause, das ich heiraten sollte. Das war zwischen unseren Vätern abgesprochen, und ich glaube, sie mochte mich, denn sie ließ zu, dass ich neben ihr am Fluss saß, wenn sie Wäsche wusch, auch wenn sie kaum mit mir sprach. Aber dann ging ich fort, um zu studieren. Ich wusste, dass sie nicht warten würde. Ihr Vater hätte es nicht zugelassen, denn sie wäre bei meiner Rückkehr zu alt gewesen.«
    Alice umschlang ihre Knie mit den Armen. Der Drang, mehr von ihm zu erfahren, war auf einmal fast größer als die Sehnsucht nach weiteren Berührungen.
    »Hatte das Mädchen dabei denn kein Mitspracherecht?«
    Eigentlich kannte sie die Antwort bereits. Es war überall auf der Welt gleich. Töchter hatten ihren Vätern zu gehorchen, anstatt ihren eigenen Wünschen zu folgen.
    »Sie hätte vielleicht etwas sagen können«, erwiderte Andrés. »Ein liebender Vater gibt manchmal nach. Wäre ich fortgegangen, um für ein paar Jahre in der Montería zu schuften oder auf einer anderen Plantage, das hätte er akzeptiert. Aber was ich tat, war völlig neu und unerhört. Ich glaube, selbst meine Verlobte rechnete nicht damit, dass ich zurückkommen würde. Und ich wollte es ja bald auch nicht mehr.«
    Alice verstand und gab es auf, sich über das Schicksal eines unbekannten Dorfmädchens zu empören.
    »Und was hast du dann in der Hauptstadt getrieben?«, fragte sie stattdessen und stieß ihn mit dem Ellbogen an.
    »Ich lernte eine neue Frau kennen, eine junge Lehrerin. Ihr Vater war ein studierter Mann, und sie hatte kaum indianisches Blut. Ich war damals stolz, dass sie mich wollte.«
    Er senkte den Kopf, als schäme er sich nun dafür, und Alice strich ihm über den Rücken.
    »Jeder will eben genau das haben, was verboten ist«, sagte sie, und im selben Moment fiel ihr ein, dass auch sie selbst für Andrés in diese Kategorie fallen musste.
    »Wir trafen uns manchmal heimlich, und so lernte ich zu küssen«, beendete er seine Geschichte. »Aber dann musste ich zurück nach Chiapas. Ich kann ihr kaum verübeln, dass sie nicht mitkommen wollte. Sie war nicht dazu geboren, die Frau eines Peon zu sein.«
    Er wandte sich Alice zu und sah sie so eindringlich an, als wolle er mit seinem Blick in ihren sorgsam verborgenen Gedanken die Antwort auf eine unausgesprochene Frage finden. Sie schluckte. Es war offensichtlich, was er wissen wollte, doch sie konnte ihm keine befriedigende Antwort geben. Alice Wegener, ungehorsame Tochter eines reichen Bankiers und aufstrebende Künstlerin, wollte den Rest ihres Lebens nicht in einer Lehmhütte verbringen.
    Er sah nicht enttäuscht aus, sondern strich ihr nur lächelnd übers Haar.
    »Ich bin froh, dich kennengelernt zu haben«, sagte er. »Du bist so, wie Patrick dich beschrieben hat. Eine Frau, die ihren eigenen Weg geht.«
    Alice verspürte eine unangenehme Enge in ihrem Hals, aber sie wurde erneut umarmt und geküsst. Seine Hände glitten über ihren Rock und begannen, ihre Knöchel zu ertasten. Sie legte sich zurück, als er langsam den Stoff hochschob. Mit der Zukunft würde sie sich später auseinandersetzen. Ihre Arme legten sich um seinen Nacken, während er die Innenseite ihrer Schenkel streichelte. Die Sehnsucht in ihrem Unterleib wurde zu einem fast schmerzhaften Drängen.
    »Wenn wir uns beeilen, dann bekommt vielleicht niemand etwas mit.«
    Ungeduldig legte sie eine Hand auf seinen Schenkel und spürte sein Zittern, als er einatmete. Wenn sie forsch genug war, dann würde er jetzt nachgeben, das wusste sie. Aber jene eigenartige Furcht, sie könne durch unbedachtes Vorgehen etwas Zerbrechliches zerstören, ließ sie innehalten.
    »Ich will es nicht so in aller Eile. Du bist zu schade dafür«, flüsterte er, als er sich von ihr löste. Sie seufzte, nahm es aber hin.
    »Du machst es mir nicht gerade leicht, wieder wegzugehen«, fügte er hinzu, als er sie noch mal in die Arme schloss.
    »Na gut, dann bin jetzt eben ich die Vernünftige«,

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