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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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geschlachtet werden sollte oder nicht. Entschlossen richtete sich Alice auf und begann, in dem Zimmer herumzulaufen, und trat ein paar Holzteile zur Seite, die zu besseren Zeiten vielleicht Möbelstücke gewesen waren. Es gelang ihr, ihrer Wut ein wenig Luft zu machen, doch änderte sich dadurch kaum etwas an ihrer Lage. Schließlich zerrte sie am Rahmen der winzigen Fensteröffnung und schrie lautstark auf Spanisch um Hilfe. Ihre Stimme verhallte. In einem letzten Versuch, sich gegen ihre aussichtslose Lage aufzubäumen, versuchte Alice, die Tür oder eine Wand einzutreten, doch dazu fehlte ihr die nötige Kraft. Schließlich sank sie auf den Strohsack und schloss die Augen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu warten und auf ein Wunder zu hoffen.
    Eine Ewigkeit verging. Draußen färbte der Himmel sich dunkel, und kühle Luft wehte durchs offene Fenster. Als Alice die Stimme einer Frau vernahm, eilte sie zur Tür, die sich einen Spaltbreit öffnete. Sie sah das müde Gesicht der Bewohnerin dieser Hütte. Es schien freundlich, fast mitleidig. Ein Teller mit zwei Tortillas wurde zu ihr hereingeschoben, dann fiel die Tür wieder zu. Alice schrie noch mal auf Spanisch, bot Geld an, wenn man sie herauslassen würde, doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass niemand sie verstehen konnte.
    Alice verspeiste die Tortillas und trank gierig aus der Wasserkaraffe, obwohl sie danach den Nachttopf benutzen musste. Man hielt sie gefangen, überlegte sie. Es musste einen Grund dafür geben. Sterben sollte sie hier sicher nicht, sonst hätte man ihr keine Nahrung gebracht. Aber was hatte man mit ihr vor?
    Ideen fügten sich Stück für Stück in ihrem Kopf zusammen, was ihr den letzten Seelenfrieden raubte. Patrick war in eine Falle geraten und das Opfer eines grausamen Rituals geworden. Hatte Ix Chel all dies inszeniert, um nun auch ihrer habhaft zu werden und sie auf ähnliche Weise zu töten? Nackte Angst schnürte Alice die Luft ab, und sie presste sich eine Hand auf den Mund, um nicht wieder zu schreien. Die Indianer, die sie bisher in dieser Stadt gesehen hatte, wirkten verängstigt und manchmal abgestumpft, aber nicht brutal. Doch vielleicht war all dies eine Fassade, hinter der sich uralte Gier nach Blut verbarg. Wieder trat sie zur Tür und schlug dagegen, bis das Blut über ihre Handgelenke floss, während sie langsam in die Knie sackte.
    Stimmen rissen sie aus ihrer Erstarrung. Die Frau klagte, während ihr Mann kurz zu brüllen begann, um dann, nachdem ein dumpfes Geräusch erklungen war, zu verstummen. Das Jammern der Frau wurde heftiger, als flehe sie um ihr Leben. Andere Männer begannen mit befehlsgewohnter Lautstärke zu reden. Die Frau winselte nur noch wie ein Hund, der auf eine gnädige Strafe hoffte. Ratlos, was all dies zu bedeuten hatte, kroch Alice von der Tür weg und wollte sich hinter dem Strohsack verstecken. Schmutz und Gestank begannen ihr gleichgültig zu werden, je mehr ihre Angst zunahm, doch gleichzeitig war ihr Verstand nun scharf wie ein frisch geschliffenes Messer. Sie durfte sich keinesfalls zu erkennen geben, solange sie nicht wusste, wer diese neuen Eindringlinge waren. Doch vielleicht ergab sich durch den Aufruhr die Möglichkeit zur Flucht. So kauerte sie hinter dem Sack und wartete mit angespannten Muskeln, bereit, jeden Augenblick aufzuspringen und loszurennen. Doch die nächste Stimme, die sie hörte, war ihr wohlbekannt und sprach zudem auf Französisch.
    »Mademoiselle Wegener, sind Sie hier?«
    Sie lief so schnell zur Tür, dass sie gegen den Tisch stieß. Heftiger Schmerz durchfuhr ihre Hüfte, konnte sie aber nicht aufhalten. Die Tür öffnete sich, und sie fiel geradewegs in die Arme von Juan Ramirez, der sie schützend auffing. Alice fühlte, wie ihr Tränen der Erleichterung über die Wangen liefen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie keinen anderen Wunsch, als von einem Mann festgehalten zu werden.
    Die India hatte wieder zu sprechen begonnen. Einer der Männer, die mit Juan Ramirez gekommen waren, herrschte sie erneut an, sodass sie verstummte. Ihr Mann hockte mit blutig geschlagener Schläfe in einer Ecke, eine Schnapsflasche in der Hand.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte Juan Ramirez besorgt. Alice schüttelte den Kopf.
    »Ich will nur so schnell wie möglich weg von hier. Im Hotel ein Bad nehmen. Dann brauche ich erst einmal ein großes Glas Tequila oder Pulque.«
    Ihr Retter lachte auf und führte sie aus der Hütte hinaus. Alice begriff, dass ihr ein weiterer

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