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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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überzeugt aus. Sie holte noch einen Becher Wasser und reichte ihn mir. „Trink das. Du bist ein wenig blass. Ich denke, nächstes Mal konzentrieren wir uns auf Mingmen anstatt auf Shenmen . Das wirkt nicht nur entspannend, sondern gleichzeitig energetisierend.“
    Ich bekomme nun schon seit drei Jahren Akupunktur, aber das hat aus mir noch lange keine Expertin gemacht. Ehrlich gesagt, gehörte ich immer noch der „Ich weiß auch nicht, wie es funktioniert, aber irgendwie wirkt es“-Schule an. Ich habe mich weder über die medizinische noch über die philosophische Seite schlaugemacht.
    „Gerne“, sagte ich also nur.
    Sie lachte. „Du hast keine Ahnung, wovon ich rede. Aber das ist in Ordnung, solange es wirkt, oder?“ Sie tätschelte mir erneut die Schulter. „Wenn nichts Ungewöhnliches dazwischenkommt, sehen wir uns in einem Monat.“
    Sie verließ das Zimmer, und ich richtete meine Kleidung. In dem stillen Raum mit der sanften Musik hätte ich mich nach der Behandlung eigentlich entspannter fühlen müssen. Doch ich war wie elektrisiert. In meinem Körper summte es. Das war kein schlechtes Gefühl, und es hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem, wie ich mich normalerweise nach einer Episode fühlte – ein wenig wirr und desorientiert.
    Das hier war mehr wie ein Druck auf meiner Brust. Eine Vorahnung, aber keine wirkliche Angst. Es tat nicht weh. Wobei Schmerzen bei alldem zum Glück sowieso nie eine Rolle spielten.
    Als ich das Zimmer verließ, überfiel mich erneut der Duft von Orangen. Ich hielt mich kurz am Türrahmen fest, die Zähne fest aufeinandergebissen … bis ich den Putzwagen sah, die offene Flasche Zitrusreiniger, den noch feucht glänzenden, gerade erst gewischten Boden. Die Putzfrau sah meinen Blick und lächelte mich entschuldigend an.
    „Ich habe beinahe eine ganze Flasche verschüttet“, erklärte sie und deutete dann auf ihren Mopp. „Aber jetzt ist es gut, Sie können ruhig drübergehen.“
    Sie konnte unmöglich ahnen, wieso ich lachte, aber sie machte einfach mit. Ich hätte am liebsten mit ihr abgeklatscht, als ich an ihr vorbeiging, hielt mich aber zurück. Das Grinsen konnte ich jedoch nicht unterdrücken, auch während ich am Empfang meine Zahlung leistete und den nächsten Termin vereinbarte.
    „Das liebe ich so an meinem Job“, sagte Peta, die Frau am Empfang.
    „Das Geldeinnehmen?“
    „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Zu sehen, wie die Menschen hier von Schmerzen geplagt hineinkommen und erfüllt von innerem Frieden wieder hinausgehen.“
    Ich hielt kurz inne, das Scheckbuch noch in der Hand. „Das ist sehr schön ausgedrückt.“
    Sie strahlte. „Vielleicht sollte ich es auf ein Poster für das Wartezimmer drucken lassen?“
    „Vielleicht. Aber … es stimmt, nicht wahr?“ Ich fühlte michdefinitiv friedlicher, nachdem ich erkannt hatte, dass der Geruch nicht der Vorbote einer neuen Episode gewesen war.
    „Ja, wirklich. Passen Sie auf sich auf, Emma. Wir sehen uns nächsten Monat.“
    Im Hinausgehen winkte ich ihr zu. Meine Schritte waren federnder und mein Herz leichter als vorhin. In meinem Auto angekommen, atmete ich aus Gewohnheit noch ein paarmal tief durch, um mich zu konzentrieren. Wenn einem einmal der Führerschein weggenommen worden war, weil die Behörden Angst hatten, man könnte am Steuer einen Aussetzer haben und einen Unfall verursachen, lernt man das selbstständige Autofahren ganz neu schätzen. Doch als ich vom Parkplatz auf die Straße abbog, spürte ich, dass das Summen in meiner Brust nicht verschwunden, sondern einfach nur ein wenig abgeebbt war.
    Vielleicht waren die Tacos gestern zum Abendessen nicht mehr gut gewesen. Oder ich hatte zu viel Kaffee auf leeren Magen getrunken. Ich packte das Lenkrad fester und schaute in den Rückspiegel. Meine Augen waren ein wenig weiter als üblich, aber die Pupillen hatten normale Größe. Meine Sicht war nicht verschwommen. Ich roch nichts außer meinem eigenen Parfüm, das sich in meinem Schal gehalten hatte.
    Trotzdem fuhr ich langsam, ging an Kreuzungen und gelben Ampeln kein Risiko ein. Als ich endlich in meiner Straße ankam, schmerzten meine Finger von dem festen Griff ums Lenkrad, und mein Rücken tat von der angespannten Haltung weh.
    „Arschloch“, murmelte ich, als ich sah, dass schon wieder jemand meinen Parkplatz genommen hatte. Ich musste mir wirklich ein paar Gartenstühle kaufen und hinstellen, wenn ich weg war, so wie meine Nachbarn es taten.
    Ich fuhr die Straße weiter hinunter

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