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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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und fand einen freien Parkplatz. Das letzte Mal, als der Schneepflug durchgefahren war, hatte er einen kniehohen Schneeberg auf den freigeräumten Platz von jemandem geschoben. Das Auto, das dort normalerweise parkte, ein blauer SUV, passte nicht länger hinein. Ich sah ihn eine Straße weiter parken und hatte so keine Bedenken,mein viel kleineres Auto in die Lücke zu quetschen. Für mich war das ein Wink des Schicksals.
    Die Tatsache, dass ich erneut direkt vor Johnnys Haus geparkt hatte, war ein netter kleiner Bonus, der in meinem Körper ein ganz anderes Kribbeln als das von vorhin hervorrief. Ich schloss das Auto ab und blieb einen Moment stehen, um mir das Haus anzusehen. Wann hatte ich mich jemals so gefühlt?
    Die Antwort war: niemals.
    Ich war früher schon verliebt gewesen, oft sogar. In der siebten Klasse dachte ich, ich müsste sterben, wenn ein bestimmter älterer Schüler namens Steve Houseman meine Liebe nicht erwidern würde. Ich war jedoch nicht gestorben. Und selbst damals, als ich mir nachts bei jeder Sternschnuppe gewünscht hatte, er würde mich ansehen, als wäre ich ein ganz normales Mädchen und nicht eine Streberin aus der Junior-High, hatte ich mich nicht so gefühlt wie jetzt.
    Auf dem Bürgersteig vor Johnnys Haus war geräumt und Salz gestreut worden. Unglücklicherweise hatten seine Nachbarn nichts dergleichen getan. Ich war so sehr damit beschäftigt, zu versuchen, möglichst unauffällig einen Blick in eines seiner Fenster zu werfen, dass ich nicht darauf achtete, wohin ich meine Füße setzte. Ich traf eine glatte Stelle und rutschte aus. Mit wild rudernden Armen versuchte ich, das Gleichgewicht zu halten. Ich war nie eine besonders begabte Turnerin gewesen, aber ich schaffte einen recht ansehnlichen Spagat auf dem Bürgersteig. Zum Glück trug ich einen Rock und zerriss mir nur die Strumpfhose.
    Vollkommen konzentriert darauf, mich wieder aufzurichten, bemerkte ich den Mann nicht, der gerade die Straße überquerte und dann vor mir auf den Bürgersteig trat. Ich erhaschte einen Blick auf einen schwarzen Mantel, einen gestreiften Schal. Ich hatte noch Zeit, Oh Mist zu denken, bevor ich einen weiteren Schritt machte und erneut ausrutschte.
    Wir stießen so fest zusammen, dass meine Zähne aufeinanderschlugen. Dabei biss ich mir auf die Zunge und schmeckte Blut. Ich schaute in Johnnys Gesicht. Seine grünbraunen Augenwaren so nah, dass ich die Wimpern zählen konnte. Der Leberfleck in seinem einen Augenwinkel war mir nie zuvor aufgefallen. Johnny packte mich an meinen Oberarmen.
    Ich roch Orangen.
    Ich fiel. Tiefer und tiefer.

5. KAPITEL
    H ey, sexy Mama!“
    Der Mann vor mir packt meine Oberarme, um mich vor einem Sturz zu bewahren. Ich bin über einen Riss im Bürgersteig gestolpert. Ich starre darauf und denke, dass irgendetwas nicht stimmt.
    Dann fällt es mir ein.
    Es ist Sommer. Der Mann, der vor mir steht, ist Johnny. Und er ist … jung.
    „Alles in Ordnung? Hast du einen schlechten Trip oder was?“ Er lacht und schüttelt sich die Haare aus den Augen. „Tut mir leid.“
    Der Augenblick, in dem Dorothy aus ihrem schwarzweißen Haus in den Technicolor-Glanz von Oz tritt, ist eine der größten Szenen der Filmgeschichte. Jetzt bin ich Dorothy. Mit weit aufgerissenen Augen schaue ich mich in der Welt um, ducke mich instinktiv für den Fall, dass eines der Häuser auf mich zustürzt. Ich wäre gefallen, wenn Johnny mich nicht festgehalten hätte.
    „Ganz ruhig, Schwester“, sagt er freundlich und führt mich an der Hand zu der Verandatreppe, wo ich mich auf die von der Sonne erwärmten Stufen sinken lasse. Er lässt meine Hand nicht los.
    Die Farben sind alle so bunt. Ich höre Musik, den steten Rhythmus eines Discoliedes, das meine Mutter mir immer vorgesungen hat, als ich noch klein war. Eine Frau in sehr kurzen Shorts und einem Stretchtop fährt auf Rollerskates an uns vorbei. Mühelos springt sie über den Riss, der mich beinahe zu Fall gebracht hätte. Ihre Haare wehen wie eine lange, glänzende Welle hinter ihr her.
    Ein Müllwagen rumpelt auf der engen Straße vorbei. Auf der Seite des Transporters steht „New York City Municipal Service“. Ich schlucke den Speichel herunter, der sich plötzlich in meinem Mund sammelt.
    Heller Sonnenschein. Hitze. Und doch zittere ich, meine Zähne klappern, obwohl mein Hintern auf der Stufe beinahegegrillt wird. Die Rückseiten meiner Waden trifft es noch schlimmer, weil sie außer von meiner zerrissenen Strumpfhose keinerlei Schutz

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