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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Emo-Pony hing ihm über ein Auge, und ich sah einen Hauch Eyeliner, was in mir vor noch gar nicht allzu langer Zeit ein Bauchkribbeln verursacht hätte.
    Jetzt wirkte er auf mich einfach nur zu jung.
    „Hey“, sagte ich. „Kann ich die mal sehen?“
    Ich zeigte auf eine Haarspange. Das Leder hatte an zwei Stellen Löcher, durch die ein Stab gesteckt wurde. Die Spange war so überhaupt nicht das, was ich normalerweise tragen würde. Zumindest nicht hier, in der Gegenwart. Aber mein Gehirn war offenbar der Meinung, dass sie mir steht, denn in meinen Episoden hatte es genau eine solche Haarspange für mich fabriziert.
    „Sicher.“ Er nahm sie mit einem Finger vom Regal und reichte sie mir. „Die können auch personalisiert werden.“
    Ich nahm die Spange und hielt einen Moment inne. Der Junge betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Das fühlte sich gut an. Richtig gut. So war ich nicht mehr angeschaut worden seit … nun ja, seit dem letzten Mal, als alles um mich herum dunkel wurde. Ich runzelte die Stirn.
    „Ich brauche keine Personalisierung.“ Ich steckte den Holzstab in die Löcher und zog ihn wieder heraus, versuchte, mich daran zu erinnern, ob die Spange in meiner Episode genauso gewesen war. Ich hatte ihr keine große Aufmerksamkeit geschenkt und erinnerte mich nicht mehr, welches Design sie gehabt hatte.
    „Die sieht an Ihnen bestimmt toll aus.“ Der Junge klang, als ob er es ehrlich meinte. „Sie haben so schön dickes Haar.“
    „Danke“, sagte ich nach einer Sekunde. Ich berührte den Pferdeschwanz, der mir über die Schulter hing. Ich hatte wirklich dickes Haar, teilweise sogar zu dick für ein normales Haargummi. Die rissen immer in den unpassendsten Augenblicken. „Ich nehme sie.“
    Ich bezahlte weniger als zehn Dollar, was für eine Haarspange nicht gerade wenig war, aber günstiger, als ich sie schon woanders gesehen hatte. Ich zog das Haargummi heraus, und meine Haare fielen mir über Gesicht und Schultern. Einen Augenblick genoss ich das vertraute Gewicht, bevor ich die Haare zusammendrehte und mit der neuen Spange am Hinterkopf befestigte. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und links, um zu sehen, ob es hielt. Tat es.
    „Sieht toll aus“, sagte der Junge. „Sind Sie sicher, dass Sie sie nicht personalisiert haben wollen? Ich könnte Ihnen ein Bild draufmachen oder Ihre Initialen oder so.“
    „Was hast du dir gekauft?“, fragte meine Mom, die von einem Ausflug in den Buchladen zurückkehrte. „Oh mein Gott, Emm. Was ist das denn?“
    „Eine Haarspange.“
    Sie lachte. „Ich habe genauso eine getragen, als ich deinen Dad kennengelernt habe. Guter Gott.“
    Ich lächelte. „Hattest du sie personalisiert mit deinem Namen?“
    Sie lachte wieder. „Ich glaube nicht. Wenn ich mich recht erinnere, hatte sie Blumen drauf. Ich denke, die hatten alle Blumen. Oder vielleicht waren es auch Haschpflanzen, ich weiß es nicht mehr.“
    Der Junge verschluckte sich beinahe an seinem Lachen. Ich wusste, dass ich nicht so schockiert sein sollte, aber ich war es trotzdem. „Mom!“
    „Was?“ Sie schaute mich ganz unschuldig an. „Ich sage ja nicht, dass ich es geraucht habe. Ich meine nur, es gab viele Sachen, die damit verziert waren. Das ist alles. Komm schon, Emm, das waren die Siebziger.“
    „Ich will definitiv keine Haschpflanze auf meiner Haarspange.“ Ich schaute den Jungen an. „Wie viel kostet die Personalisierung?“
    „Die ist umsonst. Deshalb sollten Sie es ja machen. Ist sowieso schon im Preis inbegriffen.“
    „Wir wäre es dann mit meinen Initialen?“, sagte ich. „E.M.M.“
    Es dauerte nur ein paar Minuten, aber als er mir die Spange wieder zurückgab, schaute er mich entschuldigend an. „Irgendetwas stimmt mit der Maschine nicht. Ich habe Ihre Initialen eingegeben, muss aber wohl auf den falschen Knopf gedrückt ha-ben, denn das hier ist dabei rausgekommen.“
    Blumen und Weinranken. Es war hübsch. Es kam mir bekannt vor. Ich schluckte den bitteren Geschmack im Mund runter. „Oh, das ist eigentlich ganz schön.“
    „Sicher? Ich kann Ihnen eine Neue machen …“
    „Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das ist perfekt.“
    Er gab mir die Spange und noch etwas. Seine Telefonnummer. Ich wartete, bis wir außer Sichtweite waren, bevor ich sie in den Müll warf.
    „Warum tust du das?“, fragte meine Mom. „Das war so ein süßer Junge.“
    „Ja, er war ein süßer Junge “, stimmte ich zu.
    Aber ich wollte keinen Jungen. Ich wollte einen Mann. Ich wollte

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