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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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besorgt haben«, sagte ich, » und für … Danke.«
    Es war etwas anderes, mit ihm hier in diesem kleinen, schummrigen Zimmer zu stehen, als in der Sonne draußen auf der Straße. » Werde ich Sie wiedersehen, Aszulay?«, fragte ich. Durch die Tatsache, dass er mir dieses Zimmer besorgt hatte, fühlte ich mich ihm noch mehr verbunden, fast wie einem Freund.
    Er sah mich an, öffnete den Mund, sagte aber nichts, sondern nickte nur. Dann wickelte er das Ende seines Turbans um Mund und Nase, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Die Decke war so niedrig, dass ich sie, wenn ich den Arm ausstreckte, mit der flachen Hand berühren konnte. Die Wände bestanden aus einem kühlen, harten Material. Als ich mir eine Stelle näher besah, an der ein Stück Verputz abgebröckelt war, bemerkte ich, dass es sich um getrockneten Lehm handelte. Es war die rötliche Lehmerde aus der Umgebung von Marrakesch. Ich wusste, dass feuchter Lehm in einer Holzverschalung gestampft und getrocknet wurde, bis er hart war, anschließend wurden die Lehmmauern verputzt. Der Boden war mit zahlreichen Fransenteppichen belegt. Obwohl sie ein kunterbuntes Muster ergaben, boten sie ein wunderschönes Bild. Ich lüpfte den Rand eines Teppichs und sah, dass darunter Holzplanken waren. Ich ließ ihn wieder fallen und zog Schuhe und Strümpfe aus. Die Teppiche waren zwar schon alt, fühlten sich jedoch noch immer dick und weich unter meinen Füßen an. Neben der Schlafmatratze stand ein kleiner kunstvoll verzierter Schemel und auf der anderen Seite an der Wand ein geschnitzter Tisch aus hellem Holz. Nun wurde mir klar, woher der würzige Holzduft kam, und ich fragte mich, ob der Tisch aus dem thuya- Holz bestand, von dem Mrs Russell geschwärmt hatte und das in der Gegend von Essaouira wuchs. Neben dem Tisch lehnte ein Spiegel an der Wand, dessen Rahmen mit glitzernden Glassplittern dekoriert war.
    Ich blickte aus dem hohen, schmalen Fenster in den Innenhof hinab. Kein Lufthauch schien durch die Öffnung in den Raum zu dringen. Ich zog haik und Kaftan aus und schlüpfte in ein einfaches Baumwollunterkleid.
    Es war meine erste Nacht in der Medina, in diesem winzigen Zimmer aus Lehm mit den herrlichen Teppichen und dem würzigen Holzduft. Über die Matratze war eine blau-weiß gestreifte Baumwolltagesdecke gebreitet. Ich betrachtete sie und versuchte, nicht an die arme Frau zu denken, die dieses Zimmer bewohnt hatte. Ob sie hier in diesem Bett gestorben war?
    Ich packte die anderen Kaftane aus, die ich vor kurzem gekauft hatte, sowie die wenigen Toilettenartikel, die ich benötigte. Meine Kleider ließ ich zusammengefaltet im Koffer liegen. Die Kaftane und den haik hängte ich an die Nägel an der Tür, dann reihte ich die Toilettenartikel auf dem Tisch auf und legte die Fliese von dem Blauen Mann – wie war noch mal das arabische Wort dafür? Zellij? – auf den Schemel neben mein Bett. Die zusammengeklappte Staffelei ließ ich neben dem Spiegel stehen.
    Dann setzte ich mich auf das Fenstersims – es war mindestens einen halben Meter tief –, indem ich mich mit dem Rücken an den einen Fensterstock lehnte und die Füße an den gegenüberliegenden stützte. Die Hitze ließ nun rasch nach, und ein weicher, beinahe kühler Lufthauch machte sich bemerkbar.
    Ich blickte in den im Dämmerlicht liegenden Innenhof hinab, mit seinen in großen Trögen gepflanzten Bäumen, den Blumen in ihren irdenen Übertöpfen und den Mosaikfliesen mit ihren geometrischen Mustern. Bis auf das entfernte Trommeln vom Dschemma el Fna her war es ruhig. Die Katze – nun erkannte ich, dass sie rötlich braun war – schlich durch den Hof und blieb wachsam vor einem der Blumenkübel stehen. Ich musste an Zinnober denken.
    Als die Straße jenseits des Innenhofs zu neuem Leben erwachte, wurde auch ich geweckt. Ich sah blinzelnd auf meine Uhr; es war erst kurz nach sieben, doch draußen war es schon recht laut. Ich stand auf und blickte zum Fenster hinaus, aber im Innenhof rührte sich noch nichts. Nur von außerhalb des Tors hörte man Hufgetrappel auf dem Kopfsteinpflaster der engen Straßen und die Stimmen von Männern, die ihre Esel antrieben. Eine Fahrradklingel ertönte, und der Duft frisch gebackenen Brots stieg mir in die Nase. Dann näherte sich ein rhythmisches Klatschen, begleitet von Kinderstimmen, die ein Lied sangen, bis sich beides wieder entfernte; offensichtlich Kinder auf dem Weg zur Schule. Kleine Kinder weinten. Aus dem Raum unter mir hörte ich ein Räuspern

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