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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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würde, sich irgendwo da draußen, in einer anderen Stadt Marokkos aufhalte.
    » Aszulay?«, fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. » Aszulay, sadiq.« Er sei nur ein Freund.
    Doch Mena runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. » La, la.« Nein, nein.
    Sie wies auf sich selbst und sagte » Imra’a« – Frau –, und dann » rajul«. Dann fügte sie hinzu: » Sadiq, la.«
    Ich wusste, was sie meinte: Frau und Mann können keine Freunde sein. In ihrer Welt war so etwas nicht möglich, das verstand ich. Und doch … wie hätte ich ihr beschreiben sollen, was Aszulay für mich war?
    » Sadiq, Mena, na’am.« Doch, ein Freund, Mena, er ist nur ein Freund. Mein Blick wanderte zu dem Tor, während ich an Aszulay dachte.
    Was er wohl im Moment tat? Vor meinem geistigen Auge sah ich ihn mühelos einen großen irdenen Blumenübertopf hochheben.
    Doch dann wanderten meine Gedanken zu Etienne, und ich sagte mir, dass ich doch eigentlich an ihn denken sollte.
    Als ich am Vormittag des kommenden Tages wieder in die Sharia Zitoun ging, bat ich Najeeb, meine Staffelei, eine Leinwand und den Kasten mit den Ölfarben zu tragen. In einem der Souks hielt ich an und kaufte ein einfaches französisches Kinderbuch für Badou.
    Falida hatte einen Ziegeneintopf gekocht, und wir aßen wieder gemeinsam zu Mittag. Erneut wurde mir bewusst, wie tüchtig sie war und wie anders sie ohne die bedrohliche Gegenwart Manons mit einem Mal wirkte, sowohl äußerlich als auch in ihrem Verhalten. Sie schien viel lebhafter als sonst.
    Während sie und Badou in dem Buch blätterten, lachte sie laut beim Anblick einer Abbildung und stieß Badou mit dem Ellbogen an. Er erwiderte ihre Geste und stimmte in ihr Lachen ein. Der Gedanke, dass Manon bald zurückkommen und fortfahren würde, das Mädchen zu misshandeln, war mir unerträglich. Aber was konnte ich schon dagegen unternehmen, außer ihr meine Meinung zu sagen, auch wenn ich wusste, dass es zwecklos wäre?
    Während Badou auf meinem Schoß und Falida neben mir saß, las ich ihnen aus dem Buch vor. Dann stellte ich meine Staffelei im Schatten eines Jacaranda-Baums auf, befestigte eine Leinwand darauf und bat Badou, den Kasten mit den Ölfarben aufzumachen. Er stellte ihn auf den Boden und ließ mit konzentriertem Blick den Verschluss aufspringen, um dann feierlich den Deckel aufzuklappen, als handelte es sich um ein Heiligtum. Während ich ein paar Tuben herausnahm und Farbe auf die Palette gab, beobachtete er mich. Nach einer Weile setzte er sich zu meinen Füßen auf den Boden und blätterte wieder in dem Buch. Mit dem Finger deutete er auf die einzelnen Worte und wartete, bis ich mich zu ihm hinabbeugte und ihm sagte, was es hieß, woraufhin er es wiederholte.
    Nachdem wir dreimal auf diese Weise die einfache Geschichte durchgegangen waren, kannte er alle Worte.
    Die Farben, die ich auf die Leinwand gebracht hatte, strahlten. Mit Ölfarben hatte man so viel mehr Freiheiten, sagte ich mir. Wasserfarben erforderten eine sehr viel größere Sorgfalt, jede feine Linie wollte genau gesetzt sein. Mit Ölfarben hingegen durfte ich wagemutiger sein, die Pinselstriche ungezwungener ausführen. Wenn mir ein Fehler unterlief, konnte ich die Stelle übermalen. Mein Arm fühlte sich freier an; die Bewegung kam mehr aus der Schulter als aus dem Ellbogen.
    Plötzlich klopfte es ans Tor, und ich erschrak. » Badou, das ist bestimmt Aszulay.«
    Der Junge stand auf und öffnete. Als Aszulay mit einem Sack in der Hand hereinkam und mich an der Staffelei erblickte, blieb er stehen.
    » Ich habe draußen Najeeb gesehen, und da wusste ich, dass Sie hier sind.« Er reichte den Sack Falida.
    Ich nickte. » Falida hat einen Ziegeneintopf gemacht, aber wir haben schon gegessen. Haben Sie Hunger?«
    Er bejahte es, und ich sah Falida an. Das Mädchen ging ins Haus, und Aszulay stellte sich neben mich.
    Mit einem Mal war ich befangen; ich hatte versucht, die Sonnenstrahlen einzufangen, die zwischen den Blättern des Jacarandas hereinfielen, und plötzlich wirkte meine Arbeit in meinen Augen stümperhaft.
    » Sie malen«, sagte er.
    » Ja. Ich habe meine Sachen hierhergebracht, weil die erste Frau Ihres Freundes nicht will, dass ich in ihrem Innenhof male, und in meinem Zimmer ist nur für wenige Stunden ausreichend Licht. Aber ich bin es nicht gewohnt, in dieser Hitze zu malen.« Ich merkte, dass ich dummes Zeug daherplapperte. » Und mit Ölfarben zu malen, bin ich auch nicht gewohnt. Normalerweise nehme ich Wasserfarben;

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