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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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damals. » Geht es dir gut?«, fragte er nochmals, und ich nickte. Dann wandte ich den Blick nach vorn.
    Und dann sah ich ihn, den wunderschönen Silver Ghost, noch immer zur Seite gekippt.
    Ein unendlich trauriger Anblick. Wie ein schwerfälliges großes Tier lag er am Rand der Straße, geschlagen und besiegt. Sonnenstrahlen verfingen sich in seinem Seitenspiegel und blendeten mich einen Augenblick lang. Ich bedeckte die Augen mit den Händen.
    » Dein Vater war ein guter Mann, Sidonie«, sagte Mr Barlow.
    Und ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet, dachte ich.
    Drei Wochen später fuhr mich Mr Barlow wieder zum Krankenhaus. Zuvor hatte er, die Mütze in den Händen drehend, vor der Tür gestanden.
    » Nora sagt, du hast einen Anruf bekommen. Du sollst ins Krankenhaus kommen. Die Schwester meinte, du hättest deinen Termin verpasst.«
    » Meinen Termin? Was für einen Termin denn?«, fragte ich und hielt Zinnober auf dem Arm.
    Mr Barlow räusperte sich. » Wahrscheinlich wegen deines Gesichts, Sidonie.« Dabei fasste er sich an seine Wange.
    Während der zurückliegenden Wochen hatten sich Mr und Mrs Barlow rührend um mich gekümmert. Sie hatten mir bei den Vorbereitungen für die Beerdigung geholfen, und Mrs Barlow hatte mir jeden Tag etwas zu essen gebracht. Manchmal aß ich es und manchmal nicht, und manchmal erinnerte ich mich nicht einmal, ob ich gegessen hatte.
    Mr Barlow war mit mir zu einem Anwalt in Albany gefahren und hatte neben mir gesessen, als dieser mir das einfach gehaltene Testament meines Vaters vorlas. Mein Vater hatte es geschafft, eine kleine Summe für mich zur Seite zu legen, und sie mir hinterlassen. Als wir das Büro verließen, sah ich Mr Barlow an. » Reicht das für die Miete?«, fragte ich. Zu jener Zeit war ich nicht in der Lage, den Wert der Summe zu erfassen.
    » Mach dir keine Sorgen deswegen, Sidonie«, sagte er. » Das Geld wird für eine Weile reichen. Aber …« Er unterbrach sich. » Miete brauchst du erst mal nicht zu bezahlen. Aber du solltest ein eigenes Bankkonto eröffnen«, sagte er, und wieder nickte ich nur. In jenen ersten Wochen nach Vaters Tod ergab nichts für mich einen Sinn.
    Hin und wieder nahm ich ein Buch in die Hand, doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich versuchte auch zu malen, doch die Farben gerieten mir stumpf, die Pinselstriche leblos. Wenn ich Tee machen wollte und den Teekessel auf den Herd stellte, vergaß ich ihn und wurde erst wieder durch das schrille Pfeifen daran erinnert, das mich aufspringen ließ, nur um festzustellen, dass mir gar nicht nach Tee war. Wenn ich einen Stift in die Hand nahm, um eine Einkaufsliste zu erstellen, hielt ich über dem leeren Zettel inne, weil ich vergessen hatte, was ich aufschreiben wollte. Und wenn Zinnober mir auf Schritt und Tritt durchs Haus folgte, brauchte ich oft eine Stunde, ehe ich begriff, dass ihr Futternapf und ihre Wasserschüssel leer waren.
    Ohne meinen Vater war es so still im Haus.
    Als meine Mutter gestorben war, hatte ich getrauert. In meiner passiven Trauer hatte ich an sie gedacht und geweint. Als sie starb, war da ja noch mein Vater. Doch nun, da er nicht mehr lebte, konnte ich nicht trauern, konnte nicht einfach dasitzen und weinen. Es war ein anderes Gefühl als die Trauer um meine Mutter, etwas Aktives, ich quälte mich. Ich hatte zu viel Energie, aber ich wusste nicht, wohin damit. Ständig musste ich in Bewegung sein, mir etwas suchen, um meine Hände zu beschäftigen.
    Ich sehnte mich nach unseren Wochenenden, als wir gemeinsam nach Zierelementen für Motorhauben und Kühlerdeckeln suchten. Ich vermisste sein Pfeifen, das er vernehmen ließ, wenn er sich morgens rasierte. Ich vermisste das Bügeln seiner Hemden und den zufriedenen Ausdruck auf seinem Gesicht, wenn er mit dem Arm in einen frisch duftenden und gestärkten Hemdärmel schlüpfte.
    Eines Tages ging ich zum Schuppen und wischte den Staub, der sich den Winter über angesammelt hatte, von dem alten Model T. Dann nahm ich alle Sammelstücke aus der Fichtenholzvitrine und polierte sie auf Hochglanz. Als Nächstes begab ich mich zum Schrank meines Vaters und zog sämtliche sauberen und gebügelten Hemden heraus, um sie nochmals zu waschen. Dann nahm ich sie von der Wäscheleine und bügelte sie, begleitet vom dumpfen Geräusch des Bügeleisens auf dem Brett und dem Dampf, der mir ins Gesicht stieg.
    Doch am meisten vermisste ich die Gespräche mit meinem Vater; schließlich war er mein einziger Ansprechpartner gewesen.

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