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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Nähe, in dem Karpfen und Goldfische das klare Wasser, das durch die Fliesen aquamarinblau wirkte, durchwebten. Ich erkannte Wasserlilien und Lotusblüten sowie weitere Wasserpflanzen, die mir unbekannt waren. » Wie heißen diese Pflanzen dort, Monsieur Majorelle?«, fragte ich und deutete zu den hohen Stauden mit großen quastenähnlichen Köpfen.
    » Papyrus«, sagte er. » Mein Hintergedanke ist es, jene Pflanzen der einzelnen Kontinente anzusiedeln, die für Leben sorgen. Bitte, genießen Sie es. Flanieren Sie nach Herzenslust umher.«
    Wir verabschiedeten uns von ihm. Mr Russell sagte, er wolle mit seiner Brownie, die er um den Hals trug, Fotoaufnahmen machen.
    » Inzwischen gehe ich ein wenig spazieren«, sagte ich zu dem Paar. » Ich würde mir gern in Ruhe einige der Pflanzen ansehen.«
    Ehe wir uns trennten, verabredeten wir, uns eine Stunde später am Eingang wiederzutreffen. Während ich den angenehm schattigen Wegen folgte, berührte ich immer wieder eine Pflanze, etwa eine purpurrote Bougainvillea, die sich an einem Gitter emporrankte. Ich ging an den weiß gekleideten Männern vorbei, und die Geräusche ihrer Schaufeln, die in der roten Erde kratzten, bildeten einen soliden, schweren Kontrast zu den hellen, herrlichen Vogellauten hoch oben in den Baumwipfeln.
    Trotz seiner Schönheit vermochte der Garten meine Niedergeschlagenheit nicht zu vertreiben. Abgesehen von den einheimischen Gärtnern gab es nur wenige Menschen, doch mir fiel eine gebrechliche ältere Dame auf, die unter einem Bananenbaum auf einer Bank saß. Sie hatte einen winzigen Hund mit fedrig anmutendem goldenem Fell und einer steifen rosa Schleife um den Hals auf dem Schoß. Während die alte Dame ihren Hund streichelte, fielen mir ihre knotigen Finger auf, an denen je ein Ring mit einem Edelstein saß. Unwillkürlich musste ich an Zinnober denken und wie tröstend sich ihr Fell angefühlt hatte.
    Die schattige Bank war einladend. » Bonjour, Madame«, sagte ich. » Sie haben einen süßen Hund, darf ich ihn streicheln?«
    » Bonjour«, antwortete sie mit zarter, zittriger Stimme. Sie blickte zu mir hoch. » Kenne ich Sie? Meine Augen … Ich sehe nicht mehr gut.«
    » Nein, Madame, Sie kennen mich nicht. Ich bin Mademoiselle O’Shea.« Ich nahm neben ihr Platz.
    »Und ich bin Madame Odette. Das hier ist Loulou«, fügte sie hinzu, und der kleine Hund sah zu ihr hoch. Durch seine halb geöffnete Schnauze hing seine rosa Zunge heraus, und er hechelte in der Hitze.
    » Genießen Sie den Garten?«, fragte ich.
    Sie lächelte beinahe fröhlich. » O ja, meine Liebe. Ich komme jeden Tag her. Nach dem Mittagessen bringt mich mein Sohn und holt mich um fünf wieder ab. Ist es schon fast fünf?«
    » Ich glaube, ja, Madame. Wohnen Sie in der Nähe?« Ich streckte die Hand aus, um Loulou zu streicheln, doch als ich sah, dass sie drohend die Lefze hochzog, nahm ich sie rasch wieder zurück.
    » Ja. Ich lebe schon seit etlichen Jahren in Marrakesch. Ich wohne jetzt bei meinem Sohn und meiner Schwiegertochter. Mein Mann war in der Fremdenlegion, müssen Sie wissen. Aber er ist schon vor vielen Jahren gestorben.«
    Sie blickte in die Ferne. Loulou gähnte und räkelte sich im Schoß der alten Dame.
    Madame Odette wandte sich wieder mir zu. » Aber meine Schwiegertochter ist ein unangenehmer Mensch. Sehr schwierig. Ich bin es müde, mir anzuhören, wie sie meinen Sohn herumkommandiert und sich über alles Mögliche beschwert.« Sie sah zu einer Bambusstaude hinüber. » Mein Sohn bringt mich hierher«, sagte sie abermals. » Hier belästigt mich niemand, und ich muss die Stimme meiner Schwiegertochter nicht ertragen. Loulou und ich verbringen viele Stunden inmitten von Bäumen und Blumen.«
    Ich nickte und beugte mich hinab, um eine herabgefallene Bougainvillea-Blüte aufzuheben und sie zu betrachten.
    » Und Sie, Mademoiselle? Leben Sie ebenfalls in Marrakesch?«
    Ich hob den Blick und schüttelte den Kopf. » Nein.«
    » Besuchen Sie Verwandte?«
    Ich führte die samtene Blüte zum Kinn. » Nein, ich bin hier, weil ich jemanden suche, aber …« Wieder streckte ich die Hand zu Loulou aus, und diesmal erlaubte sie mir, sie am Ohr zu kraulen. Dann fuhr ich mit der Hand über ihren Rücken. » Leider stellt sich meine Suche als äußerst schwierig heraus.«
    » Ich lebe seit vielen Jahren in Marrakesch«, sagte die alte Dame erneut. » Die afrikanische Hitze tut meinen Knochen gut, wohingegen die Kälte meiner Schwiegertochter meinem Herzen schadet.

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