Der Duft
schien die Gefahr zu interessieren, die von Ondomar ausging.
»Haben Sie nicht zugehört?«, rief Rafael. »Dieser Ondomar hat wahrscheinlich inzwischen genug von dem Pheromon, um eine ganze
Armee zum Durchdrehen zu bringen. Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn er das Zeug irgendwo in einem Krisengebiet
einsetzt? Sollten wir nicht wenigstens mit dem Botschafter sprechen?«
Der Beamte lächelte milde. »Ich kann Ihnen versichern, wir werden uns der Sache annehmen. Der Botschafter hat heute einen
wichtigen Termin bei der Deutsch-Sudanesischen Handelsvereinigung. Aber ich werde ihn morgen bei unserer Routinebesprechung
von unserem Gespräch berichten. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Wenn Sie heute noch Ihre Pässe bekommen wollen, muss
ich mich an die Arbeit machen.«
Rafael wollte protestieren, aber Marie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Können wir irgendwo telefonieren?«, fragte sie.
»Selbstverständlich.« Der Beamte führte sie in ein kleines Konferenzzimmer, in dem ein Telefon stand. »Die Telefongebühren
übernimmt die Botschaft«, sagte er großmütig. Dann ließ er sie allein.
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|287| 34.
»So ein aufgeblasener Idiot!«, rief Rafael. »Muss denn erst eine Katastrophe passieren, damit uns jemand ernst nimmt?«
Marie seufzte. »Vielleicht klingt unsere Geschichte wirklich ein bisschen abenteuerlich. Lass mich erst mal meinen Vater anrufen,
danach telefonieren wir mit Will Bittner und Bob Copeland, und dann sehen wir weiter.«
Maries Vater hörte ihr aufmerksam zu, als sie in knapper Form ihre Erlebnisse schilderte. Wie immer in Krisensituationen bewahrte
er Ruhe und Überblick. »Das Wichtigste ist jetzt erst mal, dass ihr nach Deutschland kommt«, sagte er. »Solange ihr in Afrika
bleibt, seid ihr nicht sicher. Ich werde sofort fünftausend Dollar auf das Botschaftskonto überweisen. Reicht das?«
»Natürlich. Danke, Papa.«
»Braucht ihr einen Anwalt oder so? Soll ich Dr. Gallert bitten, einen Kollegen in Khartum …«
»Nein, das ist nicht nötig, denke ich. Wir kommen jetzt erst mal nach Hause, und dann sehen wir weiter.«
»Gut. Ruf mich an, wenn du weißt, wann ihr in Berlin ankommt, ich hole euch dann am Flughafen ab. Viel Glück!«
Das nächste Gespräch mit Will Bittner verlief nicht ganz so harmonisch. »Wo seid ihr gewesen?«, rief er, als sie ihn endlich
am Apparat hatte. »Warum habt ihr euch nicht gemeldet? Wisst ihr eigentlich, was hier los ist?« Mit großen Augen hörte Marie
zu, als Will ihr erzählte, dass das Feldlabor niedergebrannt worden war und Borg vermisst wurde.
»Will, wir wissen, wer das Labor zerstört hat. Es waren Terroristen. Ihr Anführer heißt Nariv Ondomar. Borg hat |288| heimlich an einem Pheromon gearbeitet, das starke Aggressionen weckt. Es hat auch Konstantins Attacke auf Rico ausgelöst.
Wahrscheinlich hat dieser Ondomar inzwischen genug von dem Zeug, um einen Terroranschlag durchzuführen. Wir müssen mit Bob
sprechen. Er soll die Sicherheitsbehörden warnen.«
»Ja, ja, später«, sagte Will. »Erstmal kommt ihr nach London, und wir sprechen die Situation in Ruhe durch. Borlandt ist außer
sich! Als die Nachricht von dem Überfall auf das Feldlabor durchsickerte, ist der Börsenkurs von Oppenheim um sieben Prozent
eingebrochen.«
»Will, hier geht es nicht mehr um Börsenkurse. Hier geht es um Menschenleben!«
»Ja, vielleicht. Aber du kennst unser Motto: Client first. Wir sind in erster Linie unserem Auftraggeber verpflichtet.«
»Das meinst du doch nicht ernst, Will!«, schrie Marie in den Hörer. »Verdammt noch mal, das ist längst kein Beratungsauftrag
mehr. Hier geht es um Terrorismus!«
»Das behauptest du. Aber hast du irgendwelche Beweise? Kannst du sicher sein, dass dieser Onoma, oder wie der heißt, wirklich
hinter dem Angriff steckt? Und woher willst du überhaupt wissen, wie dieses Zeug funktioniert, an dem Borg angeblich gearbeitet
hat? Ihr seid doch keine Chemiker, oder?«
»Will, glaub mir, wir wissen es. Ich habe es ausprobiert.« Sie dachte mit Schaudern an Ondomars Gesicht, als er den seltsamen
Duft wahrgenommen hatte.
»Ich glaube dir ja, Marie. Aber es braucht wohl ein bisschen mehr, um irgendwen zu überzeugen. Wenn du keine Beweise für deine
Behauptungen hast …«
Marie traten die Tränen in die Augen. Sie hatte ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um Borgs geheime Machenschaften aufzudecken,
und jetzt zog Will ihre Aussage in Zweifel! |289| »Weißt du
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