Der Duft
sehe Sie noch nicht überzeugt.« Scorpa setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir beide
gehen heute Abend zusammen essen, und ich erkläre Ihnen die Zukunftsstrategie der Firma. Was halten Sie davon?« Er musterte
Marie mit dunklen Augen.
Sein intensiver Blick war ihr ein wenig unangenehm. Gleichzeitig fühlte sie sich gegen ihren Willen von seinem Charme und
seiner Aufmerksamkeit geschmeichelt. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Scorpas Freundlichkeit |63| war mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte. Doch eine Einladung zum Abendessen erschien ihr zuviel des Guten. Andererseits wollte
sie ihn nicht gleich wieder vor den Kopf stoßen. Sie war immer noch auf seine Unterstützung und Mitarbeit angewiesen.
Er bemerkte ihr Zögern. »Ich sehe, ich habe Sie damit überfallen. Selbstverständlich sollen Sie sich nicht verpflichtet fühlen.
Ich habe nur gedacht, bei einem Abendessen könnten wir uns vielleicht ein bisschen besser kennenlernen, um eine positivere
Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Aber ich war vielleicht wieder mal ein bisschen vorschnell.«
»Nein, nein«, sagte Marie rasch. »Das wäre nett. Ich werde meine Kollegen …«
Scorpa schüttelte den Kopf. »Ich würde es vorziehen, wenn nur wir beide essen gehen. Wegen der Vertraulichkeit, Sie verstehen?«
Marie sah Scorpa fragend an. Was hatte der Mann vor? Wollte er ihr irgendetwas Wichtiges mitteilen, das er nicht vor Zeugen
auszusprechen wagte? Oder lag es einfach daran, dass er Rico nicht mochte? »Dr. Scorpa, Sie können sicher sein, dass alle
Informationen, die Sie uns geben, absolut vertraulich behandelt werden!«
Scorpa nickte. »Natürlich. Aber manches lässt sich doch besser unter vier Augen besprechen.« Er lächelte, als er ihren skeptischen
Blick sah. »Sie haben doch nicht etwa Zweifel an meinen Absichten? Ich gebe zu, ein Mann wie ich könnte in Gegenwart einer
schönen Frau wie Ihnen auf Gedanken kommen, die nicht unbedingt professionell sind.« Er machte eine kurze Pause. »Aber ich
versichere Ihnen, mir geht es lediglich um eine gute Zusammenarbeit.«
Marie räusperte sich. Scorpa machte sie zunehmend nervös. War es das, was er beabsichtigte? Wollte er sie durch seine überfreundliche,
fast schon aufdringliche Art verunsichern? Sie nahm sich zusammen und setzte ein professionelles |64| Lächeln auf. »Selbstverständlich. Ich freue mich darauf.«
Scorpa grinste jetzt noch breiter. »Ja, ich auch.« Er sah auf die Uhr. »Ich habe leider noch einen Termin. Ich hole Sie um
halb acht ab, einverstanden?«
Marie nickte. Sie warf einen letzten Blick auf die Glaskästen. Mit einem mulmigen Gefühl ging sie zurück in den Teamraum.
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|65| 6.
Der Raum war stickig, fensterlos, abhörsicher. Außer Harrisburg saßen vier Menschen um den großen Konferenztisch: Jack Corline,
der Sicherheitsberater des Präsidenten, General Tom Kilmer, der das Oberkommando über die Einsatztruppen im Nahen Osten hatte,
Miroslav Panicek, Leiter der Abteilung für Psychologische Aufklärung der US Army Intelligence, und Jenny Weissmann, im Heimatschutzministerium
für Gefahrenfrüherkennung zuständig.
Corline kratzte sich am Schädel, von dem nur noch ein paar Fransen seines roten Haares herabhingen. Er blickte Harrisburg
mit wässrig-blauen Augen an. »Sie sind also der Meinung, es war kein Terroranschlag?«
»Das habe ich nicht gesagt, Sir. Ich habe lediglich festgestellt, dass ich keine Hinweise auf Fremdeinwirkung gefunden habe.«
»Können wir vielleicht mal die Haarspalterei sein lassen?« General Kilmers von der Wüstensonne verbranntes Gesicht war tief
zerfurcht. »Entweder es war ein Terroranschlag, oder es war keiner. Auf jeden Fall ist seit dem Vorfall die Hölle los. Unsere
Jungs können sich kaum noch auf die Straße trauen. Und das kurz vor dem Friedensgipfel in Riad!«
»Wenn es ein Anschlag war, wie hätte er ausgeführt werden können?« Mit ihren langen blonden Haaren und den zarten Gesichtszügen
hätte man Jenny Weissmann eher für ein in die Jahre gekommenes Fotomodell halten können als für eine Regierungsbeamtin. Doch
von allen hier im Raum schien sie als einzige in der Lage, die richtigen Fragen zu stellen.
|66| Harrisburg legte sich eine Antwort zurecht. Die anderen warteten geduldig. Sie kannten ihn. Nur der General sah demonstrativ
auf die Uhr.
»Ich weiß es nicht«, sagte Harrisburg. Der General stöhnte leise, als könne er nicht
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