Der Duft
doch noch nie ein Schlachtfeld aus der Nähe …«
»Gentlemen, bitte beruhigen Sie sich«, sagte Panicek. Er strich sich nervös durch sein zerzaustes dunkelbraunes Haar. »Mr.
Corline hat eine berechtigte Frage gestellt. Es wäre tatsächlich denkbar, dass die Soldaten einem satanischen Kult angehörten.
Es hat solche Fälle schon gegeben, und mit übernatürlichen Vorkommnissen hat das nicht das Geringste zu tun. Aber wir haben
auch diese Möglichkeit geprüft und in der Vorgeschichte der Soldaten keinerlei Hinweise darauf gefunden. Im Gegenteil: Charlie
Smith, einer der drei getöteten Soldaten, ist erst zwei Tage zuvor in die Einheit gekommen und hatte die anderen nach allem, |69| was wir wissen, vorher noch nie getroffen. Aus seiner Waffe wurden 14 Schüsse abgefeuert, bevor er starb. Extrem unwahrscheinlich,
dass sich die Männer zu dieser Bluttat verabredet haben.«
Jenny Weissmann hob beschwichtigend die Hände. »Ich halte fest, Lieutenant Harrisburg hat die Situation vor Ort geprüft und
keinen Hinweis darauf gefunden, warum das Ereignis eingetreten ist. Wir wissen nicht, ob es eine Fremdeinwirkung gab, und
wenn ja, wie das geschehen sein könnte. Und wir wissen nicht, ob so etwas noch einmal vorkommen kann. Korrekt?«
Harrisburg nickte.
»Also, was machen wir jetzt?«
Alle sahen sie schweigend an.
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|70| 7.
»Und du willst ernsthaft heute Abend mit ihm essen gehen?«, fragte Rico. Auch Konstantin machte eine skeptische Miene, nachdem
Marie ihnen von ihrem Rundgang erzählt hatte.
»Warum denn nicht? Ich bin mir durchaus bewusst, dass er versucht, uns für sich einzunehmen. Aber das ist ja sein gutes Recht.
Und wenn es dazu führt, dass er uns unterstützt und uns Zugang zu allen Unterlagen gewährt, dann werde ich auch ein Abendessen
mit ihm ertragen.«
»Ich traue ihm nicht«, sagte Rico.
»Diese Sache mit dem Feldlabor in Afrika kommt mir komisch vor«, meinte Konstantin. »Die haben allein im letzten Jahr fast
400 000 Euro für Reisekosten ausgegeben.«
»Na ja, ist doch klar, Flüge nach Afrika sind eben nicht billig«, sagte Marie.
»Mag sein. Aber ich verstehe nicht, warum Olfana ausgerechnet irgendwo im afrikanischen Urwald so eine Forschungsstation betreibt.
Wenn sie Genforschung machen würden, vielleicht in irgendwelchen exotischen Pflanzen nach medizinischen Wirkstoffen suchen,
dann würde das Sinn ergeben. Aber Duftstoffe? Die kann man doch auch im Labor testen. Du hast ja selbst gesagt, dass sie da
jede Menge exotische Insekten hatten.«
»Vielleicht finanziert sich Scorpa auf diese Weise seine persönlichen Lustreisen«, sagte Rico.
»Er hat gesagt, sie testen dort die großflächige Ausbringung in freier Natur«, entgegnete Marie. »Wahrscheinlich stellen die
dort unten einfach weniger Fragen. Wenn du |71| hier ein Freilandexperiment machen willst, hast du doch gleich irgendwelche Umweltaktivisten am Hals.«
»Ich denke, Olfana entwickelt umweltfreundliche Schädlingsbekämpfungsmittel?«, warf Rico ein.
»Ja, schon, aber trotzdem. Du weißt doch, wie die deutschen Behörden sind. Außerdem sagte Scorpa etwas von EU-Fördergeldern,
die er dort besser anzapfen könne.«
Konstantin nickte nachdenklich. »Hmm. Könnte sein. Aber ich finde doch, dass wir uns die Sache mal genauer ansehen sollten.«
»Na schön«, sagte Marie. »Ich rufe ihn gleich an und lasse mir entsprechende Unterlagen geben.«
Scorpa hatte einen Termin. Sie erreichte ihn erst nach dem Mittagessen, das Marie mit Rico und Konstantin im Restaurant eines
Möbelhauses in der Nähe einnahm.
»Sie haben Glück«, sagte er am Telefon. »Dr. Borg ist gerade in Deutschland. Er leitet das Feldlabor. Ich weiß allerdings
nicht, ob er Zeit hat. Er reist morgen wieder ab.«
»Es wäre uns sehr wichtig, wenigstens eine Stunde mit ihm zu sprechen«, sagte Marie.
»Ich verstehe. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann, Frau Escher.«
Gegen fünf Uhr nachmittags betrat Scorpa den Raum in Begleitung eines Mannes, den Marie als unscheinbar bezeichnet hätte.
Er war nicht sehr groß, Anfang dreißig, mit nervösen Augen hinter einer großen Brille. Dafür, dass er in Afrika arbeitete,
war er sehr blass. »Dr. Andreas Borg«, stellte Scorpa ihn vor. »Dr. Borg, das Copeland-Team möchte gern wissen, was wir in
unserem Feldlabor in Uganda so treiben. Ich bitte Sie, Frau Escher und ihren Assistenten alle Fragen zu beantworten.« Damit
ließ er sie allein.
Borg stand
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