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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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begreifen, wieso er so lange auf diese
     Antwort hatte warten müssen. Aber Harrisburg war noch nicht fertig. »Die Fakten sind eindeutig: Es war kein feindlicher Kämpfer
     im Raum, als das Blutbad begann. Das hat Private Reeves ebenso bestätigt wie die überlebenden Kinder. Die Schüler saßen an
     ihren Plätzen, die Lehrerin war gerade dabei, Koran-Verse zu erklären. Das geht aus der Schrift an der Tafel hervor. Es gab
     nicht das geringste Anzeichen einer Bedrohung. Und doch sind unsere Männer nicht einfach durch den Raum hindurchgelaufen,
     um den Flüchtigen zu verfolgen, der durch die zweite Tür verschwunden ist. Sie sind stehen geblieben und haben angefangen,
     wild um sich zu schießen. Als seien sie plötzlich verrückt geworden.«
    »Haben Sie die psychologischen Profile der Männer überprüft?«, fragte Miroslav Panicek, Harrisburgs Chef. Er kannte natürlich
     die Antwort und wollte Harrisburg lediglich eine Vorlage geben.
    »Selbstverständlich. Es gibt keinerlei Auffälligkeiten. Die Männer stammen aus geordneten, meist kleinbürgerlichen Verhältnissen.
     Ich habe mit Reeves eine Reihe von Tests durchgeführt. Es gibt keinen Hinweis auf eine psychologische Instabilität. Im Gegenteil,
     er macht relativ gute Fortschritte, das Geschehen zu verarbeiten. Er kann sich nicht erklären, warum er durchgedreht ist.
     Und ich kann es leider auch nicht.«
    »Gas?«, fragte der General. »Könnte es ein Nervengas gewesen sein, das die Männer dazu gebracht hat, auszurasten? Oder irgendwelche
     Strahlen? Es gab doch damals angeblich diese Experimente in Kamtschatka …«
    |67| »Wir haben das überprüft. Wenn es eine chemische Substanz war, dann keine, die wir kennen«, sagte Panicek. »Strahlen scheiden
     ebenfalls aus. Kamtschatka hat nach Meinung unserer Fachleute nie irgendwelche anwendbaren Ergebnisse produziert. Und selbst
     wenn, hätte man in dem Klassenraum oder in unmittelbarer Nähe eine komplizierte Apparatur installieren müssen. Darauf gibt
     es nicht den geringsten Hinweis.«
    »Drogen? Jemand könnte den Jungs was ins Essen gemischt haben.«
    »Sowohl das Blut der getöteten Soldaten als auch das von Reeves wurden untersucht. Wir haben lediglich stark erhöhte Adrenalinwerte
     gefunden, wie sie für eine extreme Stresssituation typisch sind.«
    »Na toll«, sagte der General. »Wir haben keine Ahnung, was passiert ist, aber der Vorfall hat unsere gesamte Nahoststrategie
     über den Haufen geworfen. Vier Männer, allesamt vorbildliche Soldaten, die sich nie etwas haben zuschulden kommen lassen,
     ballern einfach so in einem Klassenraum voller irakischer Kinder um sich. Und das kurz vor dem entscheidenden Durchbruch in
     den Nahostfriedensgesprächen. Ich glaube einfach nicht, dass das Zufall ist. Und was, wenn es wieder passiert?«
    »Es tut mir leid, Sir, aber ich kann Ihnen nicht mehr sagen als das, was ich weiß.«
    »Im Protokoll steht, dieser Soldat, Reeves, hätte ausgesagt, er habe das Gefühl gehabt, von einem Dämon besessen zu sein«,
     warf Corline ein. »Wäre es nicht denkbar, dass das stimmt?«
    Alle sahen ihn verblüfft an. Jeder wusste, dass Corline den ultrakonservativen religiösen Rechten nahe stand, aber dass es
     so schlimm war, hatten sie nicht geahnt. Jenny Weissmann hatte als erste den Mut, auszusprechen, was alle dachten. »Bei allem
     Respekt, Sir, das meinen Sie doch nicht ernst!«
    |68| »Ich habe bisher noch keine bessere Erklärung gehört«, sagte Corline mit leicht beleidigtem Unterton. »Immerhin fand der Vorfall
     in Afrika statt, wo es immer noch Voodoopriester gibt. In den siebziger Jahren hat man Experimente …«
    »Sir, der Vorfall hat nicht in Afrika stattgefunden. Der Irak liegt in Asien.«
    Corline warf Weissmann einen ärgerlichen Blick zu. Er mochte es nicht, zurechtgewiesen zu werden. »Von mir aus. Aber fest
     steht, dass es Dinge auf der Welt gibt, die wir nicht erklären können. Also können wir auch nicht ausschließen, dass der Vorfall
     eine übernatürliche Ursache hatte. Vielleicht haben die Männer irgendwelche satanischen Rituale zelebriert.«
    »Sir!« General Kilmers Stimme wurde laut. »Meine Jungs riskieren da unten ihren Arsch, damit wir weiterhin an unser geliebtes
     Öl kommen. Ich lasse mir von niemandem erzählen, dass sie gottlose Dinge tun! Auch von Ihnen nicht!«
    »Regen Sie sich ab, General. Der Krieg hat die Menschen schon zu ganz anderen Grausamkeiten getrieben.«
    »Was verstehen Sie schon vom Krieg, Corline! Sie haben

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