Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Individuen,
     die sich wie eine schwarze Woge durch den Dschungel wälzen und alles vernichten, was nicht schnell genug flieht. Sie können
     sogar größere Säugetiere töten.«
    Marie kribbelte es bei der Vorstellung am ganzen Körper.
    »Außerdem hoffen wir, dass wir den Stoff mit leichten Veränderungen auch gegen Termiten einsetzen können«, fuhr Scorpa fort.
     »Sie haben ja keine Ahnung, welches Unheil Termiten in den Ländern am Äquator anrichten. Wir Menschen halten uns für die dominante
     Lebensform auf diesem Planeten. Aber das ist lächerlich. Von uns gibt es gerade mal sechseinhalb Milliarden Exemplare, das
     entspricht kaum der Zahl der Insekten auf einem Quadratkilometer freier Natur. Ihre gesamte Biomasse ist um mindestens den
     Faktor fünftausend größer als die der Menschen. Kein jemals von Menschen konstruiertes Gebilde erreicht auch nur annähernd
     die Perfektion, Komplexität und Energieeffizienz einer Stechmücke. Insekten können unter härtesten Bedingungen überleben,
     sind resistent gegen ultraviolette und kosmische Strahlung und gegen viele Umweltgifte.«
    Marie konnte Scorpas Begeisterung für Insekten nicht wirklich teilen, doch sie hörte ihm fasziniert zu.
    »Im Unterschied zur landläufigen Meinung waren es nicht Amphibien, die als erste Tiere vom Wasser aus das Land besiedelten,
     sondern Tausendfüßer und Skorpione. |61| Wenn wir Menschen längst Geschichte sind, wenn es nicht einmal mehr Säugetiere gibt, werden die Insekten immer noch da sein.
     Sie haben Städte gebaut, lange bevor unsere Vorfahren von den Bäumen herabgeklettert sind. Es ist durchaus denkbar, dass sich
     aus ihrer primitiven Schwarmintelligenz eines Tages so etwas wie echtes Denken entwickelt. Schon heute verlieren wir den Kampf
     gegen sie häufiger, als wir ihn gewinnen. Denken Sie nur an die Hungersnöte durch die nordafrikanische Wanderheuschrecke,
     an die Anopheles-Mücke oder die Tse-Tse-Fliege.«
    Er machte eine Geste, die das Labor umfasste. »Was wir hier machen, ist der Versuch, die mächtigste Lebensform unseres Planeten
     zu beherrschen. Bevor sie uns beherrscht.«
    Gegen ihren Willen war Marie beeindruckt. Sie hatte Scorpa für einen kühlen, von sich selbst eingenommenen Manager gehalten,
     doch tief in ihm brannte offensichtlich die Leidenschaft eines Wissenschaftlers, der an einer großen Aufgabe arbeitet. Mit
     seinem beinahe verklärten Gesichtsausdruck und den glänzenden Augen strahlte er eine Energie aus, die sie in seinen Bann zog.
    »Das hier ist natürlich nur ein Teil unserer Forschungen«, fuhr er fort. »In unserem Feldlabor in Afrika arbeiten wir daran,
     wie wir die Wirkstoffe, die wir hier entwickeln, in der freien Natur einsetzen können. Das ist nämlich der wirklich schwierige
     Teil.«
    »Warum machen Sie das in Afrika und nicht hier?«
    Scorpa lächelte. »Waren Sie mal in Afrika?«
    »Nein.«
    »Alle Welt redet heute über Asien. China und Indien sind angeblich die großen Wirtschaftsmächte der Zukunft. Aber ich sage
     Ihnen, die Zukunft liegt in Afrika. Es ist so groß wie Nordamerika und Europa zusammen und besitzt mehr Bodenschätze als jeder
     andere Kontinent. Zudem ist |62| Zentralafrika eine der artenreichsten Regionen der Welt. Im Dschungel des Kongo gibt es noch jede Menge genetische Schätze
     zu entdecken. Aber Afrika ist natürlich auch ein geschundener Kontinent mit einem Riesenhaufen an Problemen. Eines davon ist
     die große Armut, die Schwierigkeit, all die Menschen dort mit Nahrung zu versorgen. Wir von Olfana wollen dabei helfen, diese
     Probleme zu lösen. Deshalb sind wir dort präsent, übrigens als einziges deutsches Unternehmen unserer Branche mit einem eigenen
     Labor.«
    Marie rümpfte die Nase. Scorpa als Retter der Armen, das erschien ihr doch etwas unglaubwürdig.
    Er lächelte, als errate er ihre Gedanken. »Natürlich wollen wir damit auch Geld verdienen. Glauben Sie mir, da steckt eine
     Menge Geld drin! Die Europäische Union investiert Hunderte von Millionen in Entwicklungshilfe und Ernährungsprogramme. Davon
     wollen wir profitieren. Außerdem können wir viele Techniken, die wir später in Europa und anderswo einsetzen, dort kostengünstig
     in der Fläche erproben.«
    Natürlich. In Afrika waren die Umweltauflagen sicher bei weitem nicht so streng wie in Europa, wenn es überhaupt welche gab.
     Auch Arbeitskräfte waren wesentlich billiger. Und wenn mal ein Experiment danebenging, kümmerte das vermutlich auch niemanden.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher