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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Blick zu. Seine Lippen waren zusammengekniffen, und er schien noch eine Spur blasser geworden zu
     sein. »Wir entwickeln da keine Produkte. Das tun unsere Kollegen hier in Deutschland. Wir testen nur und verbessern weiter.
     Ich weiß, dass Sie das nicht verstehen wollen. Aber was wir bei Olfana betreiben, ist eine Schlüsseltechnologie, um die Nahrungsversorgung
     der Menschheit im 21. Jahrhundert zu sichern und einige tödliche Krankheiten zu besiegen. Wir stehen bei der Bekämpfung der
     Anopheles-Mücke kurz vor einem entscheidenden Durchbruch. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Dr. Borg, niemand zieht die Bedeutung Ihrer Arbeit in Zweifel«, beschwichtigte Marie.
    |75| Der Wissenschaftler sah sie feindselig an. »Halten Sie mich nicht für dumm. Ich weiß genau, weshalb Sie hier sind. Die Firma
     ist nicht profitabel, also müssen die Kosten gesenkt werden. Und so ein Feldlabor in Afrika kommt da schnell auf die Streichliste.
     Dabei ist es einer der wenigen echten Wettbewerbsvorteile, die wir haben!«
    »War das Dr. Scorpas Idee mit dem Labor, oder Ihre?«, fragte Rico.
    Borg blickte ihn einen Moment an. Dann stand er auf. »Ich habe es nicht nötig, mich vor Ihnen zu rechtfertigen«, sagte er.
     »Ich habe zu tun. Auf Wiedersehen!«
    Marie erhob sich ebenfalls. »Dr. Borg, bitte, wir …«
    Doch er war schon aus dem Raum verschwunden.
    »Na toll!«, sagte Konstantin. »Das hast du wirklich wieder mal sauber hingekriegt!«
    Rico sah ihn an. Seine Augen funkelten. »Was willst du damit sagen?«
    »Damit will ich sagen, dass du ein dämlicher Idiot bist«, erwiderte Konstantin ruhig. »Du ruinierst mit deiner aggressiven
     Art das ganze Projekt!«
    Ricos Kopf lief rot an. Er sprang auf. »Pass bloß auf, was du sagst!«
    Konstantin stand jetzt dicht vor ihm. »Glaubst du etwa, ich habe Angst vor dir?«
    »Konstantin, Rico, würdet ihr euch bitte wieder hinsetzen und euch beruhigen!«
    Konstantin setzte sich sofort. Rico blieb noch einen Moment stehen und starrte seinen Kollegen finster an. Dann folgte auch
     er Maries Anweisung.
    Sie setzte sich ebenfalls. »Es hat wirklich keinen Sinn, dass wir uns zanken!«
    »Willst du dir etwa von diesem Typen dein Projekt ruinieren lassen?«, fragte Konstantin. Er vermied es, Rico anzusehen.
    |76| »Es ist nicht mein Projekt, es ist unser Projekt«, entgegnete Marie.
    »Umso schlimmer!«
    »Dieser Borg hat etwas zu verbergen«, sagte Rico. »Das ist doch offensichtlich. Wenn ich ihn nicht provoziert hätte …«
    »Der Typ ist Wissenschaftler, Mann! Er will respektiert und ernst genommen werden. Aus seiner Sicht sind wir überhebliche
     Ignoranten, die kein Wort von dem verstehen, was er sagt, und nur blindes Costcutting betreiben. Und du hast ihn in seiner
     Meinung noch bestärkt! Kein Wunder, dass er wütend rausläuft.«
    »Du kannst ja seinem Beispiel gern folgen, wenn du ihn so gut verstehst. Im Übrigen bleibe ich dabei: Der Typ hat was zu verbergen.
     Mit Friede, Freude, Eierkuchen kommen wir bei dem nicht weiter. Ich wäre dafür, Borlandt anzurufen und den Druck zu erhöhen.«
    »Du spinnst total!«, rief Konstantin.
    »Schluss jetzt!«, ging Marie dazwischen. »Ich werde Borlandt nicht anrufen. Ich gehe nachher mit Scorpa essen und will versuchen,
     noch etwas mehr über Borgs Arbeit zu erfahren. Dann sehen wir weiter. Und jetzt will ich, dass sich jeder auf seine Arbeit
     konzentriert und dieses Hickhack zwischen euch aufhört, ist das klar?«
    Die beiden sahen Marie überrascht an. Jetzt erst bemerkte sie selbst, dass sie ungewöhnlich laut geworden war.
    Konstantin nickte. »Okay, du hast recht. Tut mir leid.«
    Selbst Rico enthielt sich einer schnippischen Bemerkung. »Ich schau mir die Kostenstruktur noch mal an. Könnte mir vorstellen,
     dass Borg die wahren Kosten des Feldlabors verschleiert, indem er bestimmte Positionen in anderen Kostenblöcken versteckt.«
    »Tu das«, sagte Marie. »Und du, Konstantin, mach bitte weiter mit der Aufstellung der Wirkstoffe, an denen hier |77| gearbeitet wird, und informier dich auch über ihren jeweiligen Realisierungsstand.«
    Froh, dass zumindest vorübergehend Ruhe eingekehrt war, setzte sich Marie wieder an ihren Platz. Scorpas Sekretärin hatte
     am Vormittag drei Ordner mit Unterlagen zu den diversen Forschungsprojekten hereingereicht. Sie nahm sich einen davon vor
     und las nun Forschungsanträge, Sitzungsprotokolle und Zwischenberichte, die von biologischen Fachbegriffen nur so strotzten.
     Es ging ihr nicht

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