Der Duft
zugegeben?«
»Ja.«
»Und du sagst, hier war ein Umschlag, der verschwunden ist?«
»Ja, da war ein Umschlag. Aber ich weiß nicht, was drin war.« Sie überlegte einen Moment. »Vielleicht hat die Polizei ihn
mitgenommen, als Beweismaterial.«
»Hast du Konstantin danach gefragt?«
»Nein, bisher nicht. Ist vielleicht eine gute Idee. Ich rufe ihn gleich mal an.« Sie ließ sich von der Copeland-Personalabteilung
Konstantins Privatnummer geben.
»Stavras?«
»Hier ist Marie.«
»Oh. Hallo.«
»Wie geht es dir?«
»Das kannst du dir ja wohl denken. Ich war heute bei Rico im Krankenhaus. Es geht ihm besser, aber er wird noch eine Weile
dort bleiben müssen.« Konstantin machte eine kurze Pause. »Marie, ich … ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Ich bin
… irgendwie einfach ausgerastet. So was ist mir noch nie passiert.«
|111| »Was hat Rico denn getan, dass er dich so in Rage gebracht hat?«
»Ich … ich kann mich nicht genau erinnern. Wir haben uns gestritten, aber es war eigentlich so wie immer. Und dann, plötzlich
… Ich habe mir die ganze Zeit das Hirn zermartert, aber ich kann mich wirklich nicht erinnern, wie das genau passiert ist.
Ich weiß nur noch, wie ich plötzlich da stehe, mit … mit der Karaffe in der Hand, und Rico … o Gott, es war schrecklich. Das
Schlimmste, was ich je erlebt habe! Und jetzt bin ich meinen Job los und bekomme eine Vorstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung.
Vielleicht sperren sie mich sogar ein.« Die Verzweiflung in seiner Stimme war deutlich zu hören. »Mein ganzes Leben ist ruiniert,
wegen zehn Sekunden, in denen ich die Kontrolle verloren habe!«
Marie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Konstantin, wenn ich irgendetwas tun kann, um dir zu helfen …«
»Das ist nett von dir, aber du kannst nichts tun. Niemand kann mich hier wieder rausholen. Ich muss irgendwie lernen, mit
dieser Situation fertig zu werden. Ich habe nur noch keine Ahnung, wie.«
Marie traten plötzlich Tränen in die Augen. Konstantin war der Zuverlässige im Team gewesen. Der Ruhige, der Belastbare. Es
erschien ihr irgendwie nicht fair, dass er für diesen kurzen Ausraster so hart bestraft wurde. Andererseits hatte er Rico
wirklich übel verletzt.
»Danke jedenfalls, dass du angerufen hast, Marie. Ich weiß das zu schätzen.«
Sie fühlte sich schuldig. Sie hatte ja eigentlich aus einem anderen Grund angerufen. »Eine Frage noch. Als ich vorgestern
in den Raum kam, lag neben Rico so ein brauner Umschlag. Der ist nicht mehr da. Hast du ihn mitgenommen?«
»Du bist noch in Dreieich? Ich hatte gedacht, Borlandt hätte das Projekt abgebrochen.«
|112| »Hat er nicht. Er will immer noch wissen, was mit Olfana los ist.«
Konstantin überlegte einen Moment. »Ein Umschlag … Ja, da war ein Umschlag. Ich erinnere mich. ›An die Copeland-Berater‹,
stand drauf. Rico hat ihn auf einem Stapel Unterlagen gefunden, glaube ich. Das war kurz, bevor …« Er verstummte.
»Was war in dem Umschlag?«
»Ich … erinnere mich nicht genau. Ich glaube, irgendein Zettel … Ja, genau, jetzt weiß ich’s wieder. Rico hat etwas gesagt,
sowas wie ›Was soll das denn?‹, und dann hat er sich umgedreht und …« Er sprach nicht weiter.
»Konstantin? Was ist?«
»Jetzt erinnere ich mich wieder. Ich sehe es genau vor mir. Er hat das Blatt herausgezogen. Ich bin zu ihm rübergegangen.
›Was soll das denn?‹, hat er gesagt. Und dann … dann hat er sich umgedreht und mich mit einem seltsamen Blick angesehen. Dann
fing er an, mich zu beschimpfen. Ziemlich üble Sachen. Und da … da bin ich ausgerastet.«
»Mehr nicht? Er hat dich beschimpft, und du hast diese Karaffe genommen und ihm auf den Schädel geschlagen?«
»Ich … ja, ich glaube, so war es. Ich verstehe es ja selbst nicht.«
Das ergab alles irgendwie keinen Sinn. Was konnte es mit dem ominösen Umschlag auf sich haben?
»Hat die Polizei den Umschlag mitgenommen?«
»Weiß ich nicht. Aber sie haben ihn während des Verhörs nicht erwähnt.«
»Okay. Danke. Ich wünsche dir viel Glück. Halt die Ohren steif!«
»Ich bemühe mich«, sagte Konstantin tapfer. »Bist du jetzt eigentlich ganz allein?«
»Nein. Rafael Grendel ist hier.«
|113| »Ah, Rafael. Das ist ein Guter. Ein bisschen unkonventionell, aber er hat was auf dem Kasten. Grüß ihn von mir.«
»Das mach ich. Alles Gute, Konstantin.«
»Alles Gute, Marie.«
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|114| 12.
Während der nächsten Tage stürzte sich Marie
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