Der Duft
paar
hübsche Landschaftsbilder eingepackt.«
Jetzt war Marie dankbar dafür, dass Rafael diese Reise offenbar immer noch als Freizeittrip ansah. »Okay. Komm!«
|151| Sie lauschte an der Tür. Davor war es ruhig. Vorsichtig öffnete sie und spähte hinaus. Borg und seine Assistentin waren nicht
zu sehen, die Türen zu den anderen Räumen verschlossen. Rasch verließen sie das Labor und verschwanden im Dickicht des Bergwaldes.
»Das gibt es doch nicht!« Rafael starrte fassungslos auf die Käfige, als sie wenig später in der Hütte standen. Sie waren
so eng, dass sich die Tiere kaum darin ausstrecken konnten. Jetzt erst sah Marie, wie stabil sie gebaut waren. Innen waren
sie mit Leder ausgekleidet, beinahe wie Gummizellen in einer Nervenklinik.
Rafael machte Fotos, bis der Speicherchip voll war. Sicherheitshalber entfernte er ihn gleich aus der Kamera und steckte ihn
in seine Hemdtasche. »Was jetzt?«, fragte er.
»Die Polizei rufen, was sonst!« Natürlich hatte Maries Mobiltelefon in dieser Gegend keinen Empfang, sonst hätte sie es noch
an Ort und Stelle versucht.
Rafael nickte. »Sollen wir die Gorillas befreien?«
»Ich weiß nicht. Die Käfige zu öffnen, könnte gefährlich werden.«
»Die Tiere sehen so aus, als seien sie betäubt oder stünden unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln.«
»Dann sind sie in Freiheit wahrscheinlich in Gefahr. Vielleicht brauchen sie einen Tierarzt. Besser, wir überlassen es der
Polizei, sie hier rauszuholen.«
»Okay.«
Sie schlossen die Tür und schlichen zurück zum Labor. Sie hatten kaum ihren Arbeitsraum erreicht und sich wieder an ihre Laptops
gesetzt, als Borg hereinkam.
»Herr Borlandt hat gerade angerufen. Er bittet Sie um Rückruf. Sie können das Satellitentelefon in meinem Büro benutzen, ein
anderes haben wir nicht. Handys funktionieren hier draußen leider nicht.«
Mit klopfendem Herzen folgte Marie Borg in sein Büro. |152| Als sie endlich eine Verbindung hatte, teilte Borlandts Sekretärin ihr mit, dass ihr Chef sich jetzt schon wieder in einem
Meeting befand. Sie vereinbarten einen Telefontermin für den Abend. Marie war sich sicher, Borlandt hatte keine Ahnung, was
hier vor sich ging. Es war besser, vom Hotel aus mit ihm zu sprechen.
Sie bedankte sich schnell bei Borg und ging in den Raum, wo Rafael auf sie wartete.
»Hast du es ihm erzählt?«
»Er war nicht erreichbar. Außerdem stand Borg neben mir.«
»Von hier aus können wir nicht telefonieren. Wir sollten ins Hotel zurückfahren.«
»Wenn wir das jetzt machen, schöpft Borg Verdacht. Bis die Polizei hier ist, hat er alle Spuren beseitigt. Wahrscheinlich
bringt er die Gorillas um. Dann wird es schwer, ihm etwas nachzuweisen.«
»Wir haben doch die Fotos.«
»Ich weiß nicht, ob das allein ausreicht. Fotos sind manipulierbar, und es ist schwer, nachzuweisen, dass er etwas mit der
Sache zu tun hat.«
»Aber wir haben noch das hier.« Rafael hielt ein kleines Fläschchen hoch, in dem sich eine klare Flüssigkeit befand. »Charge
42/2« hatte jemand mit Filzstift auf das Etikett mit dem Olfana-Logo geschrieben.«
»Was ist das?«
»Keine Ahnung. Stand auf dem Tisch in der Hütte. Ich dachte mir, vielleicht brauchen wir auch einen körperlichen Beweis. Ich
habe dafür gesorgt, dass das Fläschchen auf mehreren Fotos zu erkennen ist.«
Marie nickte anerkennend. »Gute Idee.«
»Und jetzt?«
»Jetzt arbeiten wir erst mal ganz normal weiter. Heute Abend fahren wir ins Hotel und lassen das Schwein |153| hier hochgehen und seinen Boss in Dreieich gleich mit.«
»Okay.«
Sie versuchten, sich irgendwie sinnvoll zu beschäftigen, aber sie waren beide viel zu aufgewühlt, um sich auf die Arbeit zu
konzentrieren. Gegen Mittag bot ihnen Borgs Assistentin eine Schale gekühlte Früchte und etwas Maisbrot an. Die Früchte schmeckten
herrlich, doch Marie hatte überhaupt keinen Appetit.
Der Tag verging quälend langsam. Um den Eindruck konzentrierter Arbeit aufrecht zu erhalten, ließ sich Marie von Borg noch
eine Liste der durchgeführten Projekte und Tests der letzten Monate geben. Sie hatte den Eindruck, der Leiter der Station
war dabei noch verschlossener als zuvor. Hatte er Verdacht geschöpft? Es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden.
Endlich wurde es später Nachmittag. Borg war in seinem Büro und arbeitete am Computer. Er sah auf, als Marie den Raum betrat.
»Dr. Borg, wir wären jetzt für heute hier fertig.« Sie versuchte, gelassen zu
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